Veruntreuung: Wohin floss das Geld?

Pascal Schmidlin | 
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Spielen die Damen des FC Neunkirch bald nicht mehr in der höchsten Frauenliga? Die Zukunft ist nach dem Wegfall eines Sponsors nicht mehr gesichert – laut Gerüchten besteht ein Zusammenhang mit dem Betrugsfall bei der Rimuss- und Weinkellerei AG in Hallau. Bild: Reinhard Standke

Einen hohen Geldbetrag hat ein Kadermitglied bei der Rimuss- und Weinkellerei AG in Hallau veruntreut. Der ­Beschuldigte ist Sportchef der NLA-Damenmannschaft des FC Neunkirch. Investierte er das Geld in den Club?

Ein langjähriger Kadermitarbeiter der Rimuss- und Weinkellerei AG in Hallau hat sich diese Woche selbst wegen Veruntreuung angezeigt (SN von Donnerstag). Verwaltungsratspräsident Urs Iselin bestätigte den Fall am Mittwoch gegenüber den SN. «Es geht um einen grösseren Betrag», sagte er auf Anfrage. Laut gut informierten Quellen soll es um einen höheren, sechsstelligen Betrag gehen. Der fehlbare Mitarbeiter ist mittlerweile entlassen worden, so Iselin. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen in diesem Fall aufgenommen.

Ungewisse Zukunft des NLA-Teams

Das ehemalige Kadermitglied ist als Sportchef auch die führende Person hinter der Damenmannschaft des FC Neunkirch. Diese spielt derzeit ihre erfolgreichste Saison und steht mit zwei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der NLA. Dies bei noch zwei zu spielenden Runden. Der erste Titel ist zum Greifen nah, doch wird er zugleich auch – zumindest für die nähere Zukunft – der letzte bleiben?

Diese Woche wandte sich die Gönnervereinigung der Damenmannschaft mit einem Sponsorenbrief an die Öffentlichkeit. Die Kosten für die Damenmannschaft seien in den letzten Jahren gestiegen. Grund dafür seien unter anderem höhere Ausgaben für externe Trainings und Meisterschaftsspiele, da der Platz in Neunkirch den Ansprüchen nicht mehr ­genüge. «Solche Faktoren liessen die Ausgaben markant ansteigen, welche bis anhin laufend von einem stillen Sponsor getragen wurden», heisst es in dem Brief. Und weiter: «Leider ist dieser nun ausgestiegen.»

Max Wildberger, Mitautor des Sponsorenbriefs, sagt: «Es hat alles einen Haufen Geld gekostet, das immer beglichen wurde. Auf einmal hiess es dann aber: ‹Wir können nicht mehr.› Diese Mittel sind jetzt weg.» Ist dies nun das Ende der Damen des FC Neunkirch in der NLA? «Der Fussballclub allein kann den Betrieb der Frauenmannschaft nicht tragen. Das würde unsere Möglichkeiten als FC Neunkirch übersteigen. Sonst müssten sie den Laden zumachen», sagt Wildberger.

Alles nur ein Zufall?

Ist es ein blosser Zufall, dass just in dem Moment, in welchem der Sportchef sich selbst wegen Veruntreuung anzeigt, sich ein stiller Geldgeber zurückzieht? Laut den Gerüchten soll es sich bei diesen Sponsorenbeträgen nämlich um die veruntreuten Gelder bei der Rimuss- und Weinkellerei AG handeln.

Der FC Neunkirch bestätigt diesen Verdacht aber nicht. «Wir wissen nichts von solchen Geldern», sagt Reto Baumer, Präsident des FC Neunkirch, auf Anfrage. Das Budget sei stets in Ordnung gewesen. Dieses, so schrieb die «Handelszeitung» am Donnerstag, soll rund 70 000 Franken pro Saison betragen. In einer Pressemitteilung erklärte der FC Neunkirch, dass am Sportchef festgehalten werde. «Dieser hat über Jahre so viel Engagement für den Verein gezeigt und diese Erfolgsstory mit der Frauen-NLA-Mannschaft des FC Neunkirch erst ermöglicht», so die Begründung. Die Spielerinnen des Teams seien bereits darüber informiert, dass die laufenden Abklärungen auf den Verein und den Spielbetrieb keinen Einfluss hätten, heisst es weiter.

Nicht der erste Gesetzeskonflikt

Der Sportchef gerät durch das Veruntreuungsdelikt nicht zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt. Bereits 2014 bekam er mit dem Arbeitsinspektorat Ärger, da er ausländische Spielerinnen – vor allem College-Fussballerinnen aus den USA und Kanada – einsetzte, die mit Touristenvisa in der Schweiz weilten (SN vom 28. Mai 2014). Das Schaffhauser Kantonsgericht sprach ihn jedoch von jeglicher Schuld frei. Die Spielerinnen hätten weder Verträge gehabt noch Lohn erhalten, auch sei das in dieser obersten Frauenliga nicht üblich, argumentierte das Kantonsgericht bei der Urteilsverkündung.

Ein Bericht der «NZZ am Sonntag» (NZZaS) widerspricht jedoch den Aussagen des Sportchefs. Die Löhne sollen über die Rimuss- und Weinkellerei AG beglichen worden sein. Wer von den Spielerinnen einen Job benötigt habe, sei dort in der Produktion oder im Büro angestellt worden. Dem widersprach der Sportchef laut der NZZaS jedoch: «Rimuss zahlt einzig den gesetzlichen Stundenlohn.» Gegenüber der kanadischen Zeitung «The Record» sagte Alyssa Lagonia, Captain des FC Neunkirch, im Dezember 2015, dass der Verein für die Lebenshaltungskosten aufkomme und auch einen Lohn bezahle.

Co-Präsidium trat zurück

Auch vereinsintern ist es in jüngerer Vergangenheit zu Meinungsverschiedenheiten gekommen: Im Sommer 2015 traten zwei Vorstandsmit­glieder zurück, die gemeinsam den Verein als Co-Präsidenten geleitet haben. Dies, weil sie mit dem Kurs rund um die Planung der FC-Neunkirch-Damenmannschaft in der NLA nicht einverstanden waren.

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