Arbeiten zwischen den Jahren? - Besser geht es nicht!

Ralph Denzel | 
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Zwischen den Jahren arbeiten? Schöner geht es doch kaum. Symbolbild: Pixabay

Während viele Urlaub zwischen den Jahren haben, müssen Sie arbeiten. Sollten Sie nächstes Jahr nicht doch auch frei nehmen? Absolut nicht. Sie verpassen die arbeitstechnisch beste Zeit des Jahres!

Die Kollegen plagen einen mit Selfies von der Piste oder vom Meer, während man selbst noch Magenschmerzen vom viel zu fettigen Weihnachtsessen hat. Im Mülleimer unter dem Schreibtisch schimmeln Mandarinen, ein Überbleibsel aus den Tagen vor Weihnachten. Draussen ist es kalt und regnerisch – wie denn auch sonst über die Feiertage – und Sie sitzen hinter Ihrem Schreibtisch und müssen arbeiten.

Sie Glückspilz, Sie!

Wir sagen Ihnen, warum es wunderbar ist, dass Sie heute nicht in den Weihnachtsferien sind und weswegen Sie diese Zeit zwischen den Jahren geniessen sollten, als wäre sie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk!

Der ÖV – Leere und Frieden

Wenn Sie morgens in den Bus oder den Zug zur Arbeit einsteigen, kennen Sie das Bild: Grimmige Gesichter, die mit einem Blick zwischen Abscheu und Verachtung aus ihren hochgeschlagenen Wintermänteln jeden beäugen, der sich in ihre Nähe wagt.

Am Morgen sind Pendler keine Leidensgefährten, sie sind potentielle Gefahrenquellen und Platzdiebe. Schliesslich könnte es jeder Einzelne wagen, sich in der Nähe zu setzen und so wertvollen Raum wegzunehmen. Daher wird mit Blicken getötet, provisorisch gehustet, als hätte man Tuberkulose im Endstadium und zur Sicherheit die Zeitung so weit aufgeschlagen, dass für jeden klar ist: Ich sitze hier alleine und das soll auch so bleiben.

Ausser zwischen den Jahren.

Ein ungeahnter Überfluss eröffnet sich auf einmal vor Ihnen – an Platz! Im Bus muss man nicht mühsam um einen Haltegriff kämpfen, nein, man kann sich setzen. Dabei wird man aber auch nicht vom Nebenmann mit einem vorgetäuschten Husten- oder Niesanfall traktiert, denn dieser ist derzeit auf der Piste und schlürft seinen Glühwein.

Der Bus und die Bahn gehören Ihnen!

Auch in der Bahn das gleiche Bild: Wo normalerweise die einzige Wärme die ist, die andere Pendler auf dem Sitz hinterlassen haben, bietet sich jetzt ein anderes Bild. Sie können sich ausbreiten, in Ruhe die «Schaffhauser Nachrichten» lesen, entspannt frühstücken… Ein ungeahntes Feld der Möglichkeiten tut sich vor einem auf, wenn man nicht um den eigenen Platz kämpfen muss, sondern einfach frei wählen kann.

So kann der Tag doch losgehen.

Im Büro: Ruhe und Frieden

Auch im Büro ist die Welt dann eine völlig andere und ein wunderbares Kontrastprogramm zum Stress vor den Feiertagen. Da wollten die Kollegen noch den Berg von Arbeit auf Ihrem Schreibtisch wenigstens in ein Häufchen verwandeln. Jetzt sind diese aber irgendwo in einem Skigebiet unterwegs und rasen Hänge hinunter.

Sie hingegen, Sie mussten sich schon vorher keinen Stress machen, denn Sie wussten ja, dass Sie zwischen den Jahren arbeiten – Sie Glückspilz! Jetzt können Sie ganz entspannt an Ihren Arbeitsplatz und in aller Ruhe abarbeiten, was getan werden muss.

Aber nicht nur das: Vielleicht ist Ihr Chef auch unterwegs und Sie haben endlich Zeit für Dinge, die Sie schon immer erfahren wollten: Zum Beispiel, wie weit kommen Sie mit Ihrem Bürostuhl, wenn Sie sich einmal von der Wand abstossen? Schaffen Sie es bis zur Eingangstür? Brechen Sie Ihren eigenen Rekord! Wenn nicht jetzt, wann dann? Oder erfinden Sie eine neue Trendsportart, wie…

 

Sie können den eigenen Weihnachtskater gut auskurieren! 

Das Essen, der viele Alkohol – unsere Verdauungsorgane sind über die Feiertage nicht zu beneiden. Jetzt, ein Tag nachdem die Völlerei ihr Ende fand, kommt die bösartige Rache. Magenschmerzen, Völlegefühl und die Gewissheit, dass man nie, wirklich nie wieder auch nur in die Nähe von fettigem Essen will.

Nun, da jedoch die ganze Arbeitswelt zwischen den Jahren anscheinend auf die Bremse getreten ist, ist auch das kein Problem für Sie! Keiner stört sich an Ihrem Stöhnen, weil der Magen wieder wie ein Löwe grummelt. Keiner wirft Ihnen einen abschätzigen und wissenden Blick zu, weil Sie trotz Wolkenhimmel mit Sonnenbrille ins Büro kommen – und auch bei der Kaffeemaschine ist heute keine Warteschlange. Sie können direkt hin und sich mit einem doppelten Espresso die Müdigkeit aus den Knochen spülen.


Auch das Café an der Ecke ist endlich mal frei

Besteht der Besuch im Lieblingscafé sonst aus einer Mischung aus auf die Uhr schauen, da die Schlange vor einem sich überhaupt nicht bewegt und dem Zwiespalt, ob man vielleicht den Kaffee doch «to go» nimmt, bietet sich jetzt ein ähnliches Bild wie in Bus und Bahn. Sie können sich heute endlich mal gemütlich in die Ecke setzen, die sonst immer von anderen Leuten besetzt war. Gönnen Sie sich auch direkt noch was Süsses – Sie arbeiten schliesslich zwischen den Jahren! Da dürfen Sie es sich auch mal gut gehen lassen.

Aber damit nicht genug: Auch die Zeitungen sind heute nicht schon lange durchgelesen und so zerknittert, dass man manche Passagen nur mit Mühe und Raten lesen kann. Alles in allem ein schöner Tag.


Meine Couch ist mein Schloss

Wenn der Tag sich dem Ende zuneigt und Sie sich noch immer wundern, wie entspannt die Heimfahrt heute verlief, dann wird es richtig angenehm. Die Freunde und Kollegen sind vielleicht auf der Piste, aber Sie sind auf Ihrer eigenen Couch und können sich dort gemütlich lang machen. Während andere sich die Füsse an einer Bar in den Bauch stehen, legen Sie Ihre hoch und können endlich mal das Fernsehprogramm geniessen – oder die Serien schauen, die Sie schon so lange sehen wollten, denn: Die meisten Vereine haben ebenfalls Weihnachtsferien. Soziale Verpflichtungen gibt es folglich kaum welche. Heute gehört der Abend Ihnen. Gönnen Sie sich diese Auszeit und lernen Sie Ihren heimlichen besten Freund, die heimische Couch, neu kennen!


Zuhause ist es doch am schönsten!

Die Leute in den Ferien haben unser Mitleid: Die Pisten sind so verstopft, dass eine schöne Abfahrt kaum möglich ist. Meistens muss man alle paar Meter stoppen, da wieder irgendjemand mit dem Gesicht voraus im Schnee gelandet ist. Wirkliche Winterfreude geht anders. Überschätzen auch Ihre Freunde oft ihr eigenes Können? Dann dürfen Sie sich freuen, denn: Kopf voraus in die weisse Pracht – das ist nicht nur kalt, sondern auch ungemein frustrierend – aber nicht für Sie, denn Sie sind Zuhause!

Dazu kommen die hohen Preise für Tageskarten. Sie hingegen sind in den eigenen vier Wänden und können über solche Probleme nur müde lächeln.

Genauso über den Kollegen, der Ihnen ein Foto von sich in einem Liegestuhl in einem Urlaubsparadies schickt. Die, die der «Kälte entfliehen» sind, sind auch nicht zu beneiden, denn: Nach der Hitze kommt wieder die Kälte. Wer einige Wochen subtropische Temperaturen erlebt hat, der wird vom feuchtkalten Klima in der Heimat schnell und brutal wieder auf den nassen Boden der Tatsachen geholt. Sie hingegen sind nun der, der dem Kollegen Mitleid spenden kann: «Dir ist kalt? Komisch, mir gar nicht. Heut ist es eigentlich sogar recht warm – ich meine, wir haben immerhin Plusgrade – das hatten wir die letzten Tage nie. Übrigens schon gehört? Nächste Woche soll es Minus 10 Grad geben.»

Allein der frustrierte Ausdruck in dem (noch) sonnengebräunten Gesicht ihres Kollegen macht die Tatsache zwischen den Jahren daheim gewesen zu sein wett.

Ihnen passiert (wahrscheinlich) nichts zuhause oder im Büro

Gehen wir nochmal in die Berge, dort, wo die Kollegen die Pisten hinunter düsen. Raten Sie mal, wer die höher Gefahr hat sich ernsthaft zu verletzen?

So musste die Rega in den letzten Jahren im Schnitt zu rund 1500 Wintersportunfällen. Bei einem Grossteil davon handelte es sich um Kopfverletzungen. Im letzten Jahr waren das insgesamt 1459. Natürlich ereigneten sich nicht alle auf der Piste – was man aber bei exakt 1351 Wintersportunfällen nicht sagen kann. Ohne dass Sie ein Experte für statistische Auswertungen sein müssen: Können Sie erahnen, wo die Chance für einen Wintersportunfall wohl höher ist? Im eigenen Büro, oder auf der Piste nach drei Gläsern Glühwein?

Legen Sie die Füsse hoch und seinen Sie froh, dass Sie am Kopf keinen dicken Verband sondern nur eine warme Mütze tragen müssen – und die Füsse nicht eingegipst sind.

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