Wie man seinem Kind guten Musikgeschmack beibringt

Ralph Denzel | 
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Mein Musikgeschmack geht eher in die härtere Richtung. Bei einem Taylor-Swift-Konzert wäre ich völlig verloren, bei «Stars in Town» war ich 2018 mit «Nightwish» im Eldorado. Gitarren, möglichst verzerrt, möglichst laut, möglichst hart – das ist meine Welt, wenn ich mein Radio einschalte. Gerne höre ich dann auch die «Klassiker», die grossen Bands der 70er und 80er Jahre wie AC/DC, Kiss, Guns n’ Roses etc.

Wie kam es dazu? Sicher nicht wegen meinem Vater. Er hat diese Musik nie gemocht. Wenn ich mit ihm im Auto sass, lief eher sanfte Musik, er mochte zum Beispiel Udo Jürgens, aber auch die Beatles.

Die Musikgeschmäcker sind natürlich unterschiedlich. Lieder, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern und mich laut mitsingen lassen, lösen bei anderen wahrscheinlich eher nur Kopfschütteln oder den Wunsch nach Ohrstöpseln aus. Doch seit einigen Jahren bin ich oft nicht mehr allein im Auto unterwegs. Hinten links sitzt dort mein Sohn, der sich wohl oder übel meinen Musikgeschmack anhören muss.

Da stellte sich für mich schnell die Frage: Wie kann ich meinem Sohn «Papas Musik» schmackhaft machen?

Wie gesagt, Musikgeschmäcker sind verschieden, aber das Schöne an Kindern ist, dass sie, zumindest in den ersten Jahren, «formbar» sind. In dieser Zeit habe ich ihn langsam, aber sicher zu dem geführt, was ich für einen guten Musiker halte. Zuerst die etwas «harmloseren» Lieder, die zwar mit verzerrten Gitarren daherkamen, die aber nicht so laut waren, dass sie seine empfindlichen Kinderohren nachhaltig schädigen konnten.

Aber immerhin: Ich bin sicher, dass bei ihm der Grundstein für eine gute «Hörkarriere» gelegt ist.

Wichtig war auch, dass ich ihm die Begeisterung für diese Lieder vorlebte. Wenn Angus Young die ersten Töne des fantastischen «Thunderstruck»-Intros in die Saiten seiner Gitarre pfeffert, bin ich kaum noch zu halten. Genau so hat es mein Sohn erlebt. Die Freude bei Papa, wenn diese mitreissende und unverwechselbare Tonfolge aus den Lautsprechern meines Autos dröhnte. Das war wohl ansteckend für ihn, zumal ich ihn immer mit einbezog. Wenn der Rest der Band «Thunder!» ins Mikro brüllte, zeigte ich auf ihn und brüllte mit, was ihm noch mehr Spass machte. Nach zwei Wiederholungen hörte ich schon ein zaghaftes «Sander! (sic!)» von hinten.

Danach konnte ich ihm auch andere «Klassiker» näher bringen – und bin froh darüber. Unsere Playlist umfasst Ozzy Osbourne (Metal), Kiss (Hardrock), aber auch weniger bekannte Bands wie «Children of Bodom» (Melodic Death Metal). Sohnemann findet das toll, ich erkläre ihm immer wieder, warum gerade dieses Lied so toll ist («Hör mal, wie toll der Gitarrist spielt!»), gehe begeistert mit und freue mich, wenn auch er seinen kleinen Kopf im Takt der Melodie «wackelt».

Allerdings muss ich feststellen: Das macht er auch, wenn er bei Oma im Auto sitzt, sie einfach irgendeinen Radiosender laufen lässt und dann ein Lied kommt, das mit meinem hart antrainierten Musikgeschmack so viel zu tun hat wie ein Schwein mit Ballett. Aber immerhin: Ich bin sicher, dass bei ihm der Grundstein für eine gute «Hörkarriere» gelegt ist.

Hier schreibt Ralph:

 

39 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

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