Der beste Babysitter: Tablets, Handys und Fernseher

Ralph Denzel | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Auch Kinder werden in Bann gerissen. Bild: Unsplash

Ich weiss, dass allein diese Überschrift schon einige Helikopter-Eltern zum Telefon greifen und die ersten Ziffern der KESB wählen lässt. Und ich weiss auch, dass dies wohl eines der leidigsten Themen ist, mit denen wir Eltern uns heutzutage herumschlagen können: «Screentime», «Fernsehzeit», Zeit vor flimmernden Kisten, welcher Art auch immer.

Kinder lernen sehr schnell. Das habe ich gemerkt, als ich eines Tages mit Schrecken feststellen musste, dass mein Sohn, damals gerade mal drei Jahre alt, schon wusste, wie man das iPad bedient, als ich ihm ein paar Minuten erlaubte zu schauen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte er seine Lieblingsserie auf dem Bildschirm und war gefangen. Seine Oma hätte damit viel mehr Probleme gehabt.

Mein Sohn würde, wenn er könnte, stundenlang vor dem Tablet sitzen, Serien auf YouTube schauen – Zocken ist noch nicht so sein Ding, aber ich fürchte den Tag, an dem er auch das entdeckt.

Aber indem ich ihm diese Welt gezeigt habe, habe ich auch eine Büchse der Pandora geöffnet. Die Geister, die ich rief, werde ich jetzt nicht mehr los und wahrscheinlich geht es vielen Eltern so. Mein Sohn würde, wenn er könnte, stundenlang vor dem Tablet sitzen, Serien auf YouTube schauen – Zocken ist noch nicht so sein Ding, aber ich fürchte den Tag, an dem er auch das entdeckt.

Aber was mache ich jetzt? Ehrlich gesagt bin ich manchmal ganz froh über diesen unkomplizierten «Babysitter». Wenn mein Junior mal nicht die beste Laune hat, sich nicht anderweitig beschäftigen kann, ich mich aber dringend etwas widmen muss, dann gebe ich ihm das iPad. Ich weiss dann, ich könnte theoretisch jetzt das Haus verlassen, ein paar Stunden in die Sauna gehen und irgendwann später wiederkommen: Mein Sohn würde wahrscheinlich gar nicht merken, dass ich weg war. Natürlich würde ich das nicht tun, aber zu wissen, dass er sich so darin verlieren kann und ich mir damit «Zeit» kaufen kann, ist Gold wert.

Ja, ich kenne die Studien, die die Nutzung von Tablets bei Kindern verteufeln, ich kenne die möglichen Folgen von zu viel Medienkonsum und ich versuche auch, mich daran zu halten. Gleichzeitig habe ich aber auch Verständnis für meinen Sohn und muss mich wieder einmal an der eigenen Nase fassen (und wahrscheinlich einige Leserinnen und Leser auch, oder?). Letztendlich bin ich nicht anders. Was mache ich, wenn er im Bett ist? Ich nehme mein Tablet, surfe auf YouTube, lasse mich berieseln und merke, dass ich mich darin genauso verliere wie er. Es ist eine Spirale von immer neuen Videos, die mir dieser Algorithmus mir vorschlägt, die ich dann durchklicke, bis ich irgendwann merke, dass ich auch mal selbst ins Bett gehen sollte.

Gleichzeitig muss man sich auch bewusst sein: Wir kriegen den Geist nicht mehr in die Flasche. Tablets, Handys, Social Media – all das ist da und wird wohl auch nicht mehr verschwinden. Wer Kinder davon fernhält, erweist ihnen in meinen Augen einen Bärendienst, denn sie sind Teil der Lebenswirklichkeit. Letztendlich ist es aber unsere Aufgabe, das in gewisser Weise zu begleiten und darauf zu achten, dass alles in einem gesunden Rahmen abläuft.

Ich setze mich zum Beispiel gerne zu meinem Sohn, wenn er am iPad ist, und schaue, was er sich ansieht. Oft haben wir dann viel Spass, weil er vielleicht einen Zeichentrickfilm schaut, den ich noch kenne, oder weil «die Sendung mit der Maus» ihm etwas erklärt, was sie mir schon vor dreissig Jahren erklärt hat.

So bin ich dankbar für meinen digitalen «Babysitter», den ich natürlich nicht überstrapazieren will. Aber ab und zu passt er wunderbar auf meinen Sohn auf.

Hier schreibt Ralph:

 

39 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

News, Tipps & Tricks für Schaffhauser Familien

 

Erhalte jeden Donnerstag unseren Newsletter «Flaschenpost».

Mit der Anmeldung akzeptierst Du unsere AGB und Datenschutzerklärung.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren