So schätzen Schaffhauser Banken den Zinsentscheid der SNB ein

Iris Fontana | 
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Der von vielen erwartete Anstieg des Leitzinses blieb aus. Bild: Roberta Fele

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt den Leitzins unverändert bei 1,75 Prozent. Die gestraffte Geldpolitik der vergangenen Monate wirke dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen, erläutert die SNB ihren Entscheid, wobei sie zukünftige weitere Zinserhöhung nicht ausschliessen will. Was bedeutet dieser Entscheid für Schaffhauser Unternehmen? Der Zahltag fragt bei einigen lokalen Banken nach.

Der gestrige Entscheid der SNB war mit Spannung erwartet worden. Wurde in den vergangenen Wochen mehrheitlich mit einem Zinsanstieg gerechnet, kamen am Ende doch noch Zweifel auf: Hat die Inflation doch stärker nachgelassen als angenommen und was wiegt schwerer: der Inflationsdruck sowie steigende Mieten und Hypotheken oder doch der starke Franken und eine Ausbremsung der Wirtschaft? Die Zielkonflikte, mit denen die Geldpolitik stets konfrontiert sind, sind im Moment besonders diffizil, was die NZZ mit folgendem Titel ihrer Mittwochausgabe auf den Punkt brachte: «Die SNB im Dilemma: Fünf Gründe für eine Erhöhung des Leitzinses – und fünf dagegen». 
Nun ist der Entscheid gefallen. Hier die Einschätzung vier lokaler Banken zum Zinsschritt sowie ihr Rat an Firmenkunden.

Wie beurteilen Sie den neusten Entscheid der SNB in Sachen Zinspolitik? 

Gordon Klein
«Im Allgemeinen wurde eine weitere Leitzinserhöhung erwartet und angekündigt, weshalb die SNB den Markt überraschte. Das zeigt, dass der Inflationsdruck anscheinend nachhaltig nachgelassen hat und man den Franken nicht noch stärker machen wollte.»
Gordon Klein, Leiter Firmenkunden, Clientis BS Bank Schaffhausen
Dr. Beat Stöckli
«Nach fünf Zinserhöhungen in Folge hat die Nationalbank heute entschieden, den Leitzins unverändert bei 1.75% zu belassen. Dieses Signal ist aus unserer Sicht positiv zu werten, denn die Inflation ist in den letzten Monaten weiter zurückgekommen und bewegt sich gegenwärtig im Bereich der Preisstabilität.»
Dr. Beat Stöckli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Ersparniskasse Schaffhausen
Matthias Baumgartner
«Der SNB-Entscheid entspricht nicht unseren Erwartungen. Wir hätten einen Zinsschritt von 0.25 Prozent als angemessen und für die Wirtschaft als verkraftbar erachtet. Eine Zinserhöhung hätte für Beruhigung an den Zins- und Devisenmärkten gesorgt, indem die Wahrscheinlichkeit, dass der Zinsgipfel erreicht ist, deutlich gestiegen wäre.»
Matthias Baumgartner, Leiter Investment Center, Schaffhauser Kantonalbank
Daniel Brüschweiler
«Der Zinsentscheid stellt eine Überraschung dar. Der wichtigste Grund dürfte in der starken Beruhigung des Preisauftriebs zu finden sein. Die Inflation bewegt sich mit 1,6 Prozent wieder im Zielbereich der SNB. Zudem reduziert die jüngste Frankenstärke die importierte Inflation.»
Daniel Brüschweiler, Vorsitzender der Bankleitung, Raiffeisenbank Schaffhausen

Was empfehlen Sie Ihren Firmenkunden im Hinblick auf die nächsten Monate?

Gordon Klein: «Firmen müssen spätestens jetzt die Liquidität strukturiert planen und nicht benötigtes Geld mindestens auf dem Geldmarktkonto (oder gar länger) anlegen. Nehmen Sie diese Zinschancen wahr, sie haben lange genug keine erhalten!»

Beat Stöckli: «Die Zinsentwicklung ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Anleger, Mieter und Eigenheimbesitzer von Bedeutung. Unsere Beratung ist auf individuelle Situationen und massgeschneiderte Lösungen ausgerichtet.»

Matthias Baumgartner: «Nach dem Notenbankentscheid entwickelten sich die kurzfristigen Zinsen beim Schweizer Franken und damit die Finanzierungskosten rückläufig. Wir empfehlen unseren Firmenkunden, die weitere Inflationsentwicklung in der Schweiz, der Eurozone und den USA sowie die weiteren Zinsentscheide der Zentralbanken zu verfolgen. Darüber hinaus gilt es, die Währungspaare EUR/CHF und USD/CHF im Blick zu behalten.»

Daniel Brüschweiler: «Der Marschhalt der SNB heisst noch nicht, dass die Inflation besiegt ist. Aber er unterstützt die Meinung derjenigen, die den Zinsgipfel erreicht sehen. Insofern müssen sich die Unternehmen nicht auf eine weitere Verschlechterung der Konditionen einstellen, weder am Kapitalmarkt noch bei Bankkrediten.»

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