Eine sehr gelungene Hauptprobe vor der Reise nach Südfrankreich

Hans Christoph Steinemann | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare

Die grosse Frage bei den Kadetten vor dem Spitzenspiel gegen das drittklassierte GC Amicitia Zürich war, wie sie die Partie angehen würden, vor allem auch mit Blick aufs nächste so wichtige Spiel in der EHF European League vom nächsten Dienstag im südfranzösischen Nîmes. Zurückhaltend, kräftesparend, keine Verletzungen riskierend oder von Anfang an bis in die Zehenspitzen motiviert auf Sieg spielend und voll aus sich herausgehend? Erfreulich für die 433 Zuschauer zu sehen war am Samstagabend, dass die Schaffhauser Letzteres anstrebten und dass ihnen das auch gelang. Daraus entwickelte sich – leider für Handballästheten, die sich packende und offene Spiele wünschen – eine bald einseitige Angelegenheit, in der die Kadetten von Trainer Adalsteinn Eyjolfsson vorgegebene Taktik sehr gut umsetzten. Von allem Anfang an waren sie bereit und wollten dem in dieser Saison aufstrebenden Gegner aus Zürich klarmachen, dass in der BBC-Arena auch beim zweiten Auftritt nichts zu holen sein wird.

«Unser Ziel ist es, uns besser zu präsentieren als beim ersten Spiel in Schaffhausen», hatte GC-Amicitia-Trainer Petr Hrachovec im Vorfeld als Minimalziel angekündigt. Beim ersten Aufeinandertreffen Mitte September zahlte das junge und im letzten Sommer stark umgekrempelte Team Lehrgeld und war beim 23:32 hier chancenlos. Nach dem tollen 22:21-Heimsieg vor Wochenfrist vor über 700 Zuschauern in der Zürcher Saalsporthalle gegen Meister Pfadi Winterthur hatte dem Hrachovec-Team in Schaffhausen gewiss etwas zugetraut werden dürfen. Aber nach einem guten Start, bei dem sie bis zur 6. Minute (3:4) dreimal die Führung an sich rissen, mussten die durch vier gewichtige Absenzen geschwächten Zürcher – neben dem Dauerverletzten Starspieler Gabor Csaszar fehlten auch Mehdi Ben Romdhane, der Weissrusse Anton Prakapenja und der kranke Martin Popovski – schnell die Überlegenheit der Orange-schwarzen an diesem Abend anerkennen.

Die Gäste hatten es im Rückraum gegen die stämmige und flexible Kadettenabwehr mit ihren relativ kleinen und leichten Akteuren bald einmal schwer, denn neben den talentierten Jann Bamert und Trainersohn David Hrachovec konnten nur der Kroate Marijan Maric und der Holländer Iso Sluijters genügend Gewicht in die Waagschale werfen. «Wir mussten kurzfristig auch noch auf Prakapenja und den an Covid-19 erkrankten Popovski verzichten, und ein so breites Kader wie die Kadetten haben wir nicht», erklärte Hrachovec, der die Kadetten für ihre konzentrierte Leistung lobte. «Ein grosser Unterschied zum Pfadi-Sieg war sicher auch, dass wir heute nicht auf unser Publikum zählen konnten.»

Donat Bartok in einem Hoch

Auf Schaffhauser Seite liess Trainer Eyjolfsson mit Biosca im Tor, Gerbl, Küttel, Matzken, Schmidt, Maros und Topskorer Zehnder auf Linksaussen sowie Herburger in der Abwehr beginnen. Hinten kompakt stehend, kombinierten sich die Kadetten im Angriff und immer mehr im Konter mit schnellen Ballstafetten durch die Zürcher Abwehr. Als dann in der 4. Minute Dimitrij Küttel ein erste Zweiminutenstrafe kassierte, kam erstmals Donat Bartok aufs Feld. Und der ungarische Linkshänder zeigte mit seinen Toren zum 5:4 und 6:4, dass er nach langer Verletzungspause endgültig auf gutem Weg ist, wieder der Alte zu sein, als den man ihn kennt: dynamisch, schnell auf den Beinen, gute Täuschungen und knallharte Schüsse. Diese Fähigkeiten zeigte Bartok mit drei weiteren Toren bis zur Pause und dem 30:22 in der 46. Minute, als die Partie sehr früh vorentschieden war. Aber nicht nur Bartok gefiel, alle Kadettenspieler trugen zum überzeugenden 36:25 bei. «Ich bin froh, dass wir schon bis zur Pause einen klaren Abstand vorlegen konnten», freute sich Donat Bartok, «so konnten wir danach noch Varianten für das Spiel in Nîmes ausprobieren.»

Die Vorbereitungen für das morgige Spiel in der EHF European League laufen längst auf Hochtouren. Bereits gestern Abend sind die Schaffhauser mit einem sogenannten Schlafbus in Richtung Südfrankreich aufgebrochen, wo sie am frühen Montagmorgen eintrafen.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren