Gastro-Testlauf auf dem Parkplatz

Das Fischerhäusern-Areal könnte einer der schönsten Orte in der Stadt Schaffhausen sein – direkt am Rhein, nahe der Altstadt, mit viel Abendsonne. Könnte. Denn das Grundstück besteht mehr oder weniger aus einem tristen Carparkplatz. Ambitionen, dies zu ändern, gab es durchaus. Der Stadtrat wollte hier ein Restaurant bauen, die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger lehnten ein entsprechendes Projekt aber im Februar ab; Kritiker hatten sich darüber geärgert, dass die Stadt das Gastronomieangebot in Schaffhausen ausgerechnet in der Coronakrise ausbauen wollte.

Gegen eine Zwischennutzung am Rheinufer hatten aber auch die Gegner des städtischen Projekts nichts, GLP-Grossstadtrat Lukas Ottiger hatte dies in einem Vorstoss gar explizit gewünscht. Der Vorstoss wurde zwar noch nicht im Parlament behandelt, doch es kommt bereits Bewegung in die Sache. Wie der Stadtrat gestern mitteilte, wird das Fischerhäusern-Areal diesen Sommer mit der «Rhykantine» belebt. Das Pop-up-Konzept basiert auf einem wechselnden gastronomischen Angebot mit Food-Container und Street-Food-Trucks. Die «Rhykantine» ist ein Gemeinschaftsprojekt von verschiedenen Exponenten aus der loka­len Gastronomie-, Bar- und Eventszene. Operativ geführt wird es durch den Verein Pier 1 rund um das Team des Schaffhauser Gastronomen Patrik Gisi. Die Infrastruktur kann auch von Gast­ronomen aus der Region genutzt werden. Auch Foodtrucks können je nach verfügbarem Platz andocken.

«Wir haben seit fünf Monaten das Restaurant geschlossen und freuen uns, endlich wieder arbeiten zu dürfen.»

Claudio Natale «Beckenburg»-Wirt

Die Idee dazu eingereicht hat die Schaffhauser Marketing- und Eventfirma Konzeptbude GmbH. In den beiden Containern mieten sich Gastronom Patrick Schindler und das Team des Restaurants Beckenburg ein. «Wir haben seit fünf Monaten das Restaurant geschlossen und freuen uns, wieder arbeiten zu dürfen», sagt «Beckenburg»-Wirt Claudio Natale. Sein Team wird in der «Rhykantine» Burger anbieten. «Eine hochwertige Version mit regionalen Produkten, kein herkömmliches Fastfood», sagt Natale. Schindler setzt auf asiatisches Essen. Um für Abwechslung zu sorgen, können die Container auch von anderen Gastronomen genutzt werden.

Stadt übernimmt einen Teil der Kosten

Wie Sozial- und Sicherheitsreferentin Christine Thommen sagt, ging bei der Stadt nur die Idee der Konzeptbude GmbH ein. Klar ist: Die «Rhykantine» wird eine Art Testlauf sein. «Wir möchten neben dem Lindli auch das Areal unterhalb des Salzstadels während den Sommermonaten beleben, aber aus Rücksicht auf die Anwohner darf es nicht jeden Abend Halli-Galli geben», sagt Thommen. Unplugged-Konzerte gibt es deshalb nur zweimal im Monat, spätestens um 22 Uhr ist Schluss. Während der Fussball-Europameisterschaft vom 11. Juni bis zum 11. Juli können die «Rhykantine»-Gäste einen Teil der Spiele auf einem Bildschirm mitverfolgen, der Ton muss aber auf Zimmerlautstärke eingestellt sein. Die Veranstalter haben ausserdem die Auflage bekommen, die Nachbarschaft über das Programm auf dem Areal zu informieren.

Für die Dauer des Restaurantprojekts werden der Carparkplatz auf das VBSH-Gelände neben dem Kinepolis verlegt und der Veloweg umgeführt. Komme das Konzept gut an, dann könnte es nächsten Sommer so oder in einer allenfalls angepassten Version weitergeführt werden, sagt Thommen. Die Stadt übernimmt deshalb einen Teil der Kosten – «für alles, was man wieder verwenden kann». Die Holzplattform beispielsweise oder Installationen für Strom und Wasser. Die Holzplattform könne auch für andere Anlässe genutzt und in den Magazinen von Grün Schaffhausen eingelagert werden. Für gewisse Infrastrukturkosten sowie für die Bewilligungsgebühr muss die Konzeptbude GmbH – wie andere Veranstalter auch – selbst aufkommen.

Der Zeitplan ist ehrgeizig: Heute beginnt der Aufbau der «Rhykantine», die Eröffnung ist per Ende Monat vorgesehen. Dürfen die Innenräume der Restaurants ab Anfang Juni wieder bewirtet werden, ist Natale nach einer langen Zwangspause plötzlich für zwei Betriebe parallel verantwortlich. Das mache ihm nichts aus, sagt er. Im Gegenteil: «Ich wollte schon immer mal einen Foodtruck betreiben.»