Wirte entdecken veganes Essen

Tamara Schori | 
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Rosetta Ielapi hat vor Kurzem das erste vegane Café auf dem Herrenacker in Schaffhausen eröffnet. Bild: Flavia Grossenbacher

Vegane Gerichte finden in der Schaffhauser Gastronomie vermehrt Anklang. In der Stadt gibt es neu ein veganes Café und in der «Ufenau» stehen rein pflanzliche Gerichte auf der Speisekarte.

Rosetta Ielapi steht in der offenen Küche hinter der italienischen Kaffeemaschine im Café «Sapori Vegan» und schäumt Hafermilch auf. Ein Gast wartet auf die selbst gemachte Traubenwähe, die noch ein paar Minuten im Ofen braucht. «Ich werde zurzeit überrannt», sagt sie und lacht. Vor knapp einem Monat hat die studierte Sozialpädagogin das erste vegane Café in Schaffhausen auf dem Herrenacker eröffnet, dort, wo bis vor Kurzem noch ein Tattoostudio eingemietet war. Es ist mit den zwei farbigen Sesseln am Fenster, den Bildern und Blumen auf den Tischen wie ein gemütliches Wohnzimmer eingerichtet. Alle Möbel stammen aus dem Brockenhaus. Ein solches Café habe in Schaffhausen gefehlt, höre sie öfters von ihren Gästen. Die Auswahl an veganen Speisen sei in Schaffhausen noch immer zu klein, findet Ielapi.

Über Mittag serviert sie etwa Chili sin carne, Erbsenminze-Suppe, Sandwiches und Smoothies. Alles ist vegan, mit regionalen und saisonalen Zutaten und wenn möglich biologisch. Mit den rein pflanzlichen Speisen möchte Ielapi, die selbst seit mehreren Jahren Veganerin ist, Menschen begeistern. «Ich will zeigen, dass diese Art zu kochen überhaupt nicht kompliziert oder eintönig ist.»

500 Amaretti pro Woche

Seit der Eröffnung des Cafés ist Ielapi oft schon um vier Uhr morgens auf den ­Beinen. Gestern bereitete sie einen grossen Topf Rüebli-Kokos-Suppe vor, backte Frucht­wähen und kochte Teigwaren mit Randenrahmsauce. «Pastaliebhaber kommen bei mir auf ihre Kosten», sagt die Italienerin, die sich das Kochen und Backen schon früh selbst beigebracht hat. Eine Speisekarte gibt es im «Sapori Vegan» nicht. Wer sich vom täglich wechselnden Mittagsmenü nicht überraschen lassen möchte, kann sich auf ihrer Facebook-Seite schlaumachen. Das Essen kann auch mitgenommen werden, jedoch nicht in Plastik verpackt, sondern in Glasbehältern.

«Pastaliebhaber kommen bei mir auf ihre Kosten.»

Rosetta Ielapi, Café «Sapori Vegan»

Auf einem Tablett liegen selbst gemachten Amaretti – eine ihrer Spezialitäten – nebst dem Schokoladenkuchen «Akani», den sie nach ihrem Hund benannt hat. Seit eineinhalb Jahren betreibt Ielapi mit den süssen Kreationen ein Catering und beliefert damit schweizweit 14 Shops, Cafés und kleine Läden. Bis zu 500 Amaretti bäckt sie pro Woche. Deshalb ist das Café dienstags und mittwochs geschlossen – und verwandelt sich in eine Backstube.

«Vegan zu kochen ist eine Bereicherung»

Einige Restaurants bieten in Schaffhausen unterdessen vegane Gerichte an: Ob Seitangeschnetzeltes an Ca­shew-Rotweinsauce mit Rösti in der «Schützenstube», Pitabrot mit Hummus im Café Vordergasse oder Lauch-Kokos-Suppe im «Suppenglück».

In der «Ufenau» gibt es Tofu-Crisps mit Tartarsauce und Salat.

Auch im Restaurant Ufenau ist man auf den veganen Geschmack gekommen. Seit Edith und Mauro Stracka im September das Ruder übernahmen, hat sich der Wind gedreht: Auf der Speisekarte stehen drei rein pflanzliche Menüs. Es gibt Tofu-Crisps aus Cornflakes mit Tartar-Dip oder Mango-Chutney, Gemüse mit Falafel und Bananencurry aus Kokos- und Sojamilch mit Reis. Mindestens einmal pro Woche soll künftig ein rein pflanzliches Mittagsmenü auf den Tisch kommen. Serviert werden auch vegane Desserts, wie etwa Kokosnuss-Pannacotta. «Vegan zu kochen ist eine Bereicherung», meint Köchin Edith Stracka. So komme sie auf neue Ideen für ihre Speisen.

Ein weiteres veganes Gericht: Bananencurry im Reisring. Bild: zvg

Bekannt ist das Wirtepaar, das zuvor sieben Jahre die «Rhyhalde» führte, zwar für seine Cordon-bleus in allen möglichen Variationen – mit Speck und Käse, Mostbröckli und Alpkäse oder klassisch mit Schinken und Käse. Vegetarisch kocht Edith Stracka aber schon lange. Sie ist nun auch die treibende Kraft hinter den veganen Menüs. «Die Umstellung auf vegane Gerichte ist überhaupt nicht wild, man muss bloss wissen, wie gewisse Dinge ersetzt werden können.» Butter habe sie praktisch noch nie verwendet, lieber kocht sie mit pflanzlichen Ölen. Den Rahm für die Saucen tauscht sie gegen Soja- oder Haferrahm ein, Eier lässt sie ganz weg. Mauro und Edith Stracka essen selbst nur wenig Fleisch, und wenn, dann nur ausgewähltes.

Inspiration aus Mallorca

Von der pflanzlichen Küche liessen sich die Strackas während einer zweimonatigen Auszeit auf Mallorca und in einem Kochkurs des vegetarischen Restaurants Hiltl in Zürich inspirieren. «Wir möchten für jeden Geschmack etwas bieten.» Viele Fleischesser seien offen für die veganen Gerichte – vor allem Frauen. Edith Stracka experimentiert nun mit Okara, einem Nebenprodukt von Tofu, und bald will sie einen veganen Burger ausprobieren.

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