Neuer Anlauf für «Walther-Bringolf-Platz»

Enea Mascherin | 
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Der «Platz» in der Schaffhauser Altstadt könnte in «Walther-Bringolf-Platz» umgetauft werden. Bild: Selwyn Hoffmann

Die Diskussion, ob der «Platz» zum «Walther-Bringolf-Platz» werden soll, ist schon lange im Gange. Der Stadtrat bleibt jedoch vorsichtig, wenn es darum geht, Plätze nach Politikern zu benennen.

Bald 25 Jahre wird darüber diskutiert, den «Platz» in «Walther-Bringolf-Platz» umzutaufen. Bereits im Oktober 1994 wurden die Anwohner des «Platzes» vom Stadtrat darüber informiert, dass sich ihre Wohnadresse bald ändern könnte.

1995 jährte sich zum hundertsten Mal der Geburtstag des langjährigen Stadtpräsidenten, SP-Politikers und Ehrenbürgers der Stadt Schaffhausen. Anlässlich dieses Ereignisses sollte der im Grunde namenlose «Platz» in der Schaffhauser Altstadt endlich eine griffige Bezeichnung bekommen. Mit der Namensgebung sollte der Leistungsausweis von Walther Bringolf in Ehre gehalten werden und speziell seinem Einsatz bei der Bombardierung Schaffhausens im Jahr 1944 gewürdigt werden. Die Meinungen der Anwohner zu einer Umbenennung hielten sich mehr oder weniger die Waage. Es waren jedoch auch Stimmen aus dem ganzen Stadtgebiet zu hören, die sich mit Nachdruck gegen eine Umbenennung stellten.

Im Mai 1995 entschied sich der Stadtrat auf Empfehlung der Strassenbenennungskommission dazu, auf einen «Walther-Bringolf-Platz» zu verzichten. Obschon der langjährige Stadtpräsident in den Augen des Stadtrates eine solche Ehrung verdient hätte, gab es gewichtige Argumente, die gegen eine Umbenennung sprachen. Der wichtigste Punkt war dabei die fehlende Akzeptanz. «Es ist nicht üblich, langjährige Bezeichnungen einfach zu ändern», gab der Stadtrat damals an. Und die ­Ehrung eines Politikers in dieser Form wäre ebenfalls eine Ausnahme gewesen. So trugen von da an keine Strassen-, dafür aber eine Gedenktafel und ein Musikpreis den ­Namen ­Walther Bringolf. Der Entscheid, auf eine Umbenennung zu verzichten, wurde indes nicht überall verstanden: ­Arthur und ­Theres Müller sowie Hansjörg Weber reichten am 4. Oktober 1995 eine mit 691 gültigen Unterschriften versehene Initiative ein, in der sie die Umbenennung ­erneut forderten. Nach Meinung des Stadtrates war die Initiative rechtlich jedoch nicht haltbar, und sie wurde für ungültig erklärt.

Stadtrat trifft die Entscheidung

Die Diskussion um den «Walther-Bringolf-Platz» ist nun wieder aktuell. In den SN vom 6. April lancierte der ehemalige Chefredaktor des «Tagesanzeigers», Peter Hartmeier, die Diskussion um die Umbenennung des «Platzes» neu. Und er ist nicht der einzige, auch Arthur und Theres Müller halten knapp ein Vierteljahrhundert nach ihrer Initiative an der Idee fest, wie sie gegenüber den SN sagten.

Ist das Anliegen heute realistischer? ­Sabine Spross, Stadtschreiberin und Präsidentin der Strassenbenennungskommission, erklärt, es sei schwierig zu sagen, wie die Chancen auf einen «Walther-Bringolf-Platz» heute stehen. «Die Kommission ­besteht aus mehreren Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und muss entsprechende Anliegen detailliert vorprüfen. Anschliessend trifft der Stadtrat die Entscheidung.» Die Benennung nach einem Politiker wäre laut Spross in der Stadt jedoch ein Novum.

Walther Bringolf ist nicht der einzige ­SP-Politiker, der in den Augen seiner Partei eine solche Ehrung verdient hätte. Im vergangenen Jahr schlug Grosstadtrat Urs Tanner in einem Vorstoss vor, eine Strasse nach dem ehemaligen Stadtpräsidenten Hermann Schlatter (1873-1953) zu benennen. Er war im Zusammenhang mit dem Generalstreik 1918 eine prägende Persönlichkeit in Schaffhausen. Die Bearbeitung des Vorstosses steht noch aus.

Zurückhaltung gefordert

Öfter als nach Politiker, werden Strassen nach Personen benannt, die sich als Mediziner oder Industrielle einen Namen ­gemacht haben. Wie beispielsweise der ­Mosergarten, der nach dem Unternehmer Heinrich Moser benannt ist. «Einen Kriterienkatalog für die Benennung gibt es nicht», sagt Spross. Das Bundesamt für Landestopografie rät jedoch, Strassen mit Vorsicht und Zurückhaltung Namen von Personen zu geben. Trotzdem schliesst Spross keineswegs aus, dass es zu einer ­Benennung kommen könnte, auch wenn nicht alle gleichermassen viel mit Walther Bringolf anfangen können. «Schliesslich geht es nicht um die politische Ausrichtung, sondern um die Würdigung der Verdienste von Walther Bringolf.»

Auch die SVP würde einen «Walther-Bringolf-Platz» wohl nicht ablehnen. Grossstadtrat Michael Mundt sagt: «Ich erachte es als schwierig, einen Massstab für eine solche Ehrung zu setzen.» Dies würde auch gelten, wenn es sich um einen SVP-Politiker handelte. Bei Walther Bringolf ­erscheine ihm eine Ehrung in dieser Form jedoch angebracht. «Auch wenn ich politisch mit ihm wohl keinerlei Gemeinsamkeiten teile», sagt Mundt.

 

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