Niklausen: Erotikstudio erregt Gemüter

Julia Heiri | 
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Ein Erotiksalon sorgt zurzeit im Wohnquartier Niklausen für viel Aufregung. Symbolbild: Pixbay

Das Erotikstudio Fly ist ins Quartier Niklausen umgezogen, was die Nachbarn und den Quartierverein ärgert. Das gleiche Etablissement sorgte bereits im Herbst 2017 in Herblingen für Aufsehen.

«Muss das sein?», fragte die Schaffhauserin Sybille Thomen Ende vergangener Woche in einer öffentlichen Schaffhauser Facebook-Gruppe. Die Frage ist in Grossbuchstaben verfasst und geziert von zahlreichen Fragezeichen. Die einen kommentieren, sie solle sich nicht aufregen – andere teilen ihre Meinung, finden es eine Zumutung. Auch der Quartierverein Niklausen kündigt an, ­etwas unternehmen zu wollen.

Worum es geht? Im Quartier Niklausen hat Anfang Februar das Studio Fly, ein Erotiksalon, neu eröffnet. An einer ruhigen Strasse mitten im Quartier. Rückblende: Im Herbst 2017 vermietete der Schaffhauser Bauunternehmer Pius Zehnder das «Höfli», ein Bauernhaus im Zentrum von Herblingen, an die Betreiberin desselben Erotikstudios und sorgte damit für Ärger und Unverständnis. Dass ein derartiges Etablissement nicht ins Zentrum eines Quartiers gehöre, war damals der Tenor.

Nebenan spielen Kinder

Ähnlich klingt es nun knapp 1,5 Jahre später in Niklausen. Daniel Zollinger, Vizepräsident des Quartiervereins Niklausen, macht sich Sorgen um den Ruf des Quartiers: «Wir vom Quartierverein haben dieses Thema diskutiert und mit einer klaren Mehrheit beschlossen, dass wir ein Bordell in unserem Familienquartier nicht gutheissen», sagt er. Auch befürchte der Quartierverein vermehrtes Verkehrsaufkommen sowie störende Lichtemissionen durch Rotlicht. Gegen das Gewerbe an sich habe man ja nichts, aber die Wahl des Standorts sei schon sehr irritierend.

«Ich habe von Leuten gehört, die sich nun überlegen, aus dem Quartier wegzuziehen.»

Daniel Zollinger, Vizepräsident, Quartierverein Niklausen

Dies betont auch Sybille Thomen: «Es geht wirklich nicht darum, dass ich diese Art der Arbeit ablehnen würde, aber hier in Niklausen spielen so viele Kinder in den Gärten und auf der Strasse, das passt einfach nicht zusammen», sagt sie. Die selbständig erwerbende Tagesmutter ist froh, dass sie nur in der Nähe des Etablissements und nicht in derselben Strasse wohnt. «Mehrere Eltern meiner Tageskinder sagten mir, dass sie die Betreuung wechseln würden, wenn mein Haus in der unmittelbaren Nachbarschaft des Studios läge.» Sowohl Thomen als auch Zollinger hätten sich gewünscht, dass man die Quartierbewohner frühzeitig über die geplante Umnutzung des ehemaligen Wohnhauses an der Lärchenstrasse informiert hätte. «Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt», sagt Zollinger. Und fügt an: «Ich habe von Leuten gehört, die sich nun überlegen, aus dem Quartier wegzuziehen.» Der Quartierverein prüfe, ob man gegen das Erotikstudio rechtliche Schritte einleiten könne.

Stilles Gewerbe in der Wohnzone

Laut Ursula Risch von der Baupolizei der Stadt Schaffhausen liegt die Lärchenstrasse in einer reinen Wohnzone. Dort sei grundsätzlich für jegliche Art von Gewerbe eine Umnutzungsbewilligung notwendig. Die Ausnahme: «Stilles Gewerbe in Wohnzonen braucht keine Bewilligung», erklärt Risch. Arbeitet man also selbständig, ohne Angestellte oder zusätzliche Infrastruktur, auf eigene Kasse und quasi «von zu Hause aus», entfällt die Bewilligungspflicht. Laut Risch ist es möglich, dass dies beim Studio Fly der Fall ist. Ausserdem sei es nicht die Aufgabe der Baupolizei, moralische Urteile zu fällen. «Bei uns herrscht Gleichbehandlung, wir sind völlig neutral», sagt Risch. «Wir beurteilen Gewerbe ausschliesslich aufgrund von Fakten.»

Auch Sybille Thomen hat sich informiert: «Es bleibt uns Anwohnern wohl nichts anderes übrig, als die Anwesenheit dieses Geschäfts irgendwie zu akzeptieren», sagt sie. Die Inhaberin des Etablissements war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

 

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