«Wir gehen von einem gezielten Anschlag aus»

Schaffhauser Nachrichten | 
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Wie und warum kam es zum Säureanschlag auf ein Wohnhaus im Schaffhauser Emmersberg-Quartier? «Das ist kein Bubenstreich», sagt die Polizei.

von Dario Muffler und Alexa Scherrer

Der Geruch ist am Tag nach dem Anschlag noch unverkennbar: Fäulnis, ranzige Butter. Am Samstagabend spät ereignete sich an der Säntisstrasse in Schaffhausen ein Säureanschlag. Drei Glasflaschen, gefüllt mit Säure, wurden vor ein Haus und gegen dieFassade geworfen, wie Matthias Bänziger, Einsatzleiter der Schaffhauser Polizei, gegenüber den SN sagt.

Die Bewohner des betroffenen Hauses hatten wegen üblen Gestanks kurz nach 23 Uhr die Polizei informiert. Unter den ausgerückten Einsatzkräften befanden sich auch Spezialisten des Interkantonalen Labors. Diese stellten fest, dass es sich um Säure handelt. Die dort wohnhafte Familie wurde evakuiert und hat die Nacht anderswo verbracht. 

Rund 30 Personen standen anschliessend bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz. «Der Tatort musste gereinigt werden», so Bänziger. Nachdem in einer ersten Phase eine Gefahrenzone um das Haus verhängt worden sei, bestehe nun keine Gefahr mehr für Mensch und Umwelt. 

«Sehr aussergewöhnlich»

Die Schaffhauser Polizei geht nach aktuellem Ermittlungsstand von einem gezielten Anschlag auf das Objekt aus. Dafür spricht unter anderem die Menge der Säure, und dass derartige Chemikalien nicht ohne Weiteres erworben werden können. Aufgrund des Gestank liegt die Vermutung nahe, dass sogenannte Buttersäure ein Teil des Gemisches war. Verwendet wird Buttersäure in der Chemie-Industrie, in der Pharmazie und in der Kunststoff-Herstellung. «Die Proben sind nun beim Interkantonalen Labor», so Bänziger. «Die Untersuchungen laufen.»

Noch ist auch unklar, um wie viele Täter es sich handelt, die Polizei sucht Zeugen. Für Bänziger ist indes bereits klar: «Das ist kein Bubenstreich.» Die Säure verätzt die Haut bei direktem Kontakt und die Dämpfe lösen Reizungen der Atemwege aus.Verletzt wurde beim Anschlag niemand. Dennoch: «Dass chemische Substanzen gegen Objekte und Personen eingesetzt werden, ist in unseren Breitengraden sehr aussergewöhnlich», sagt Bänziger.

Auch die Quartier-Bewohner reagieren überrascht bis schockiert. «Wir haben Sirenen am Abend gehört, wussten nicht genau, was los ist. Dann hats auf einmal gestunken», sagt einer der Anwohner gegenüber der Zeitung «20 Minuten». Es sei doch so eine schöne Gegend hier. «So etwas haben wir noch nie erlebt.» Laut einer Nachbarin wohnt die Familie, auf deren Haus der Anschlag verübt wurde, noch nicht sehr lange dort.

Während des Einsatzes musste die Säntisstrasse vorübergehend gesperrt werden und die Anlieger wurden gebeten, ihre Häuser nicht zu verlassen. 

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