Die Tänzerin auf der Wundermaschine

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Überzeugte in der Kammgarn – Ania Losinger spielt auf dem elektroakustischen Klangkörper «Xala III». Bild: Selwyn Hoffmann

Ania Losinger spielte am Donnerstagabend in der Kammgarn mit einem Instrument, das alles Bekannte in den Schatten stellte.

von Hermann-Luc Hardmeier

Manche Menschen können gut tanzen, manche Menschen gut musizieren. Ania Losinger kann beides, und zwar gleichzeitig. Dies ermöglich ihr ein spezielles Instrument, das man nicht spielt, nein, die Töne werden durch das Tanzen erzeugt. Der elektroakustische Klangkörper namens «Xala III» ist eine richtige Wundermaschine. Er sieht unscheinbar aus. Wie eine kleine Holzpalette. Doch die Wirkung ist beeindruckend.

Ania Losinger machte am Donnerstagabend mit ihrer Band «NEN» in der Kammgarn halt. Der Saal war mit Tischchen und Stühlen hergerichtet. Ein interessiertes Publikum hatte sich eingefunden. Auf der kleinen Holzplatte stehend, sorgte Losinger für Kinnladen, die erstaunt nach unter klappten. Mit zwei Klangstöcken und Flamenco-Schuhen bewaffnet, tanzte, stampfte, schlug und streichelte sie den musikalischen Fussboden. Die Musik klang wie in einem Spa-Bereich, in welchen ein iberischer Stier eingebrochen war. Teilweise Richtung Chillout und Jazz. Im nächsten Moment mischten sich Rock und Power in die Mixtur. Drei Klangkünstler am Bass, Schlagzeug und Keyboard begleiteten sie auf ihrem musikalischen Surfbrett. Die Band von Ania Losinger sind allesamt verdiente Virtuosen. Chrigel Bosshard an den Drums entlockte seiner Küche knackige Beats und akzentuierte Kicks. Björn Meyer zupfte den sechsseitigen sonoren Masseur der Seele. Und seitlich angedockt, zwischen Fender Rhodes und Vibraphon, sorgte Mats Eser für einen melodischen Klangteppich.


Der Auftritt war stimmig und mitreissend. Die Klangstöcke wurden manchmal zur Seite gelegt, damit Ania Losinger noch mehr Bewegungsfreiheit hatte. Der Tanz artete zuweilen zu ästhetischen Gymnastikübungen aus. Manchmal schnell, dann plötzlich wieder wie in Zeitlupe. Auch eine kleine Kritik sei angebracht Auf den Gesang wartete man leider vergeblich. Eine Band, die so stark, kreativ und frisch aufspielt, hätte sich mit einer singenden Person im Zentrum vielleicht noch die Krone aufgesetzt. Doch der Auftritt war so einmalig, dass dieser kleine Makel schnell vergessen ging. Die Band «NEN» passt in keine Schublade, sie bewegen sich auf einem ganz anderen Level. Die Lieder gleichen einem Wellengang im Meer. Sanft und gemütlich tritt gegen stürmisch und wild in die Arena. Elegant, graziös und manchmal sportlich war die Darbietung der Frontfrau.

Die Besucher waren begeistert und applaudierten laut. «Wir freuen uns unglaublich, dass wir heute hier spielen und den wunderschönen Raum mit unseren Klängen zu füllen», richtete Ania Losinger zum Schluss das Wort an das Publikum. Der Applaus war «NEN» sicher, denn dieser Auftritt ist mit nichts zu vergleichen. Das Konzert war, als hätte jemand musikalisch die Seele eines jeden Gastes persönlich massiert. Begeisterung pur, soviel stand definitiv fest.

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