«Überall waren Blut und Fell»

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Sie ist vorsichtiger geworden: Barbara Hermann hält nur noch fünf ihrer insgesamt über dreissig Schafe auf der mit Stacheldraht eingezäunten Wiese im Örlifall. Bild Luca Miozzari

Ein Hund hat am vergangenen Samstagmorgen im Örlifall auf der Breite ein Schaf gerissen. Der Besitzer hat sich bisher nicht gemeldet.

Als Barbara Hermann am vergangenen Samstagmorgen bei der Weide im Örlifall auf der Breite eintraf, um nach ihren Schafen zu sehen, traute sie ihren Augen kaum: Einer ihrer Schafsböcke lag tot mit offener Bauchhöhle auf der Wiese, ein weiterer war gefährlich verletzt: «Überall waren Blut und Fell, der Anblick war schrecklich», erzählt sie. Die Landwirtin, welche zusammen mit ihrem Vater den Hof bei den drei Eichen bewirtschaftet und die Schafe zur Fleischproduktion hält, hatte sofort einen Verdacht: Das muss ein Hund gewesen sein. Später wurde dies von einem Tierarzt bestätigt. Hermann ist wütend und enttäuscht: «Können Sie sich vorstellen, wie grausam es ist, eines seiner Tiere so übel zugerichtet vorzufinden?», fragt sie und fügt an: «Wer ein Tier hält, soll für dieses auch die Verantwortung tragen.» Es sei eine Frage des Anstandes, sich zu melden, wenn so etwas passiere.

Keine vergleichbaren Fälle

Die Schafe von Hermann weiden erst seit Anfang dieses Jahres im Örlifall; vorher wurden sie in der Nähe des Hofes gehalten. Trotz fest installiertem Stacheldrahtzaun traut sich Hermann nun kaum mehr, die Schafe auf der Wiese weiden zu lassen. Zu gross ist die Angst, dass noch einmal so etwas geschehen könnte. Momentan halten sich dort nur noch fünf ihrer insgesamt über 30 Schafe auf.

Es komme ab und zu vor, dass beispielsweise ein Fuchs eines der Jungtiere reisse; dass aber ein ausgewachsener Bock zum Opfer werde, das habe sie noch nie gesehen, so Hermann. Die Kantonspolizei, bei der Hermann mittlerweile Anzeige erstattet hat, bestätigt dies auf Anfrage: Ein vergleichbarer Fall sei ihr nicht bekannt.

Jeder Hund hat einen Jagdtrieb

Dementsprechend schlecht stünden auch die Chancen auf eine Aufklärung des Falles, erklärt Kantonstierarzt Peter Uehlinger. Das Veterinäramt habe den Fall aber dokumentiert, um ihn bei Bedarf mit anderen Fällen in Zukunft vergleichen zu können.

«In jedem Hund steckt irgendwo ein Raubtier», weiss Martin Burkhardt, Präsident des Kynologischen Vereins Schaffhausen. Ob ein Hund dazu neige, seinem Jagdtrieb freien Lauf zu lassen, erkenne man aber schon im Welpenalter, und mit gezieltem Training oder im Zweifelsfall mit einer Leine könne man solche Vorfälle verhindern. Dass sich der verantwortliche Halter nicht meldet, verurteilt er scharf: «Das ist, als würde man mit dem Auto einen Parkschaden verursachen und sich dann einfach aus dem Staub machen.»

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