«Carmen»: Nur eine von drei Vorstellungen auf dem Munot

Schaffhauser Nachrichten | 
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Trotz Wetterpechs fast ausverkauft waren die drei Abende der ersten Munot-Opernspiele mit Bizets «Carmen». Die Verantwortlichen zeigen sich trotzdem zufrieden.

VON MARK LIEBENBERG

Mehrheitlich vom Pech verfolgt war die erstmalige Durchführung der Munot-Opernspiele an drei Tagen der vergangenen Woche: Nur an einem Tag, am Freitagabend, konnte Georges Bizets Oper «Carmen» auch wirklich als Open-Air-Produktion wie vorgesehen auf dem Schaffhauser Wahrzeichen gezeigt werden (siehe SN vom Samstag); am Donnerstag und am Samstag waren die Wetterbedingungen jeweils zu unsicher für eine Durchführung auf dem Munot, weshalb die Opernproduktion in der Stadtkirche St. Johann gezeigt wurde.

Zwischen 450 und 500 Zuschauer pro Vorstellung haben die Produktion laut den Veranstaltern gesehen – was den Gastgeber und ­Munotvater Peter Uehlinger freut: «Es waren drei tolle Abende, und speziell freut mich, dass sie so gut besucht waren.» Klar, es sei schade, dass letztlich nur eine der drei Vorstellungen auf dem Munot stattfinden konnte. «Aber dieser Freitagabend hat uns auch gezeigt, dass eine Oper auf dem Munot machbar ist und es sich gelohnt hat, das einmal auszuprobieren.» Die Rückmeldungen seien in ihrer grossen Mehrheit positiv gewesen.

Auch Wiktor Bockman zieht eine positive erste Bilanz. Der Dirigent und Leiter der Produktion war vor drei Jahren zum ersten Mal auf dem Munot gestanden und hatte den Einfall gehabt, hier eine Oper aufzuführen. Jetzt sieht er das Experiment als geglückt: «Die Stimmung war an jedem Abend sensationell und besonders natürlich auf dem Munot. Ich habe sehr gute Rückmeldungen erhalten. Wir haben alle versucht, das Beste aus der Situation herauszuholen, und ich glaube, das ist bei den Leuten angekommen. Also ich würd’s wieder machen!» Bockman trägt als Produzent auch das finanzielle Risiko. Er rechnet damit, dass die Kosten von gegen 120 000 Franken mit den Einnahmen gedeckt werden können, wozu auch eine konzertante Aufführung in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Theaterverein letzte Woche in der Tonhalle beigetragen habe.

Zwanzig Helfer aus dem Munot­verein waren an den drei Abenden im ­Einsatz gestanden und hatten bei der Bewirtung und der Billettkontrolle mitgeholfen. Mit Rat und Tat standen ­Uehlinger und weitere Mitglieder des Munotvereins dann vor allem auch in der letzten, entscheidenden Woche vor der Premiere den Künstlern zur Seite. «Es war auch von unserer Seite ein sehr grosser Aufwand», räumt Uehlinger ein. «Letztlich haben wir aber auch den Aufwand ein wenig unterschätzt.» Vor allem die Woche vor der Premiere habe noch etliche Probleme und Diskussionen mit sich gebracht, was auf dem Munot möglich sei und was nicht.

«Technische und Logistische Herausforderungen» nennt auch Bockman als Stolpersteine, die unerwartet dazugekommen seien. Als grösste Herausforderung für den Dirigenten erwies sich der Umstand, dass er mit dem Rücken zur Bühne stand weil das Orchester gleichsam unterm Unterstand auf der Zinne, also «hinter» der Bühne, platziert war. Zweitens sei die Hauptprobe am Tag vor der Premiere wegen Wind und Wetter buchstäblich ins Wasser gefallen. Ein richtiger Durchlauf mit Orchester auf dem Munot habe also nicht stattfinden können.

So sind denn die ersten Opernspiele auf dem Munot Geschichte – ist bereits an eine nächste Ausgabe zu denken? «Oper wäre eine Nische, die wir pflegen könnten», sagt Uehlinger. Zunächst müsse man aber analysieren, was möglich sei – und auch der Munotverein müsse voll und ganz dahinterstehen. Dem pflichtet Bockman bei. Und auch ob es den gleichen Ablauf mit Sänger-Casting, Preisträgerkonzert und dann einer Aufführung im Sommer 2018 geben werde, könne man jetzt noch nicht sagen. Eine Idee hätte er schon: «Il Barbiere di Siviglia».

«Die Stimmung war sensationell. Wir versuchten, das Beste herauszu­holen. Ich würd’s wieder machen.»

WIKTOR BOCKMAN

Dirigent, Leiter Munot-Opernspiele

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