Historischer Brief aus Unterhallau für mehrere Tausend Franken versteigert

Kay Uehlinger | 
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Die Vorderseite des Briefes mit den zwei seltenen Briefmarken. Bilder: zvg

Ein Brief aus Unterhallau aus dem Jahr 1851 wurde heute Morgen für rund 6800 Franken versteigert. Was diesen Brief so immens wertvoll macht, erklärt ein Experte.

Heute Morgen ist im Auktionshaus Rapp in Wil (SG) - neben seltenen Münzen und anderen Wertstücken - ein Brief aus Unterhallau aus dem Jahr 1851 unter den Hammer gekommen. Dieser wurde von einem Sammler dem Auktionshaus anvertraut. Mit dem Ziel, das bestmögliche Ergebnis beim Verkauf zu erzielen. Geschätzt wird der Wert des Briefes auf rund tausend Franken. Dies ist jedoch nur eine konservative Einschätzung. Bei der Auktion haben sich die anwesenden Philatelisten gegenseitig in die Tausenderbeträge überboten. Der Brief wechselte nämlich heute Morgen den Besitzer für 6832 Franken. Doch wie kann ein solcher Brief überhaupt so viel Wert haben?

Dieser Mann hat den Hallauer Brief aus dem Jahr 1851 für 6832 Franken ersteigert. Bild: zvg

Inhaltlich scheint der Brief zumal nicht wirklich wertvoll zu sein. «Leider kann ich den Text kaum entziffern, nicht einmal der Name ist wirklich eindeutig erkennbar», sagt Jean-Paul Bach, philatelistischer Experte und Präsident des Schweizerischen Briefmarkenhändlerverbands. Das, obwohl der Brief eigentlich «in einem perfekten Zustand» ist. «Er ist allerdings in der alten deutschen Kurrentschrift geschrieben und ist nicht einfach zu transkribieren. Das macht ihn aber zusätzlich zu einem historischen Zeitzeugen.» Bach vermutet, der Brief sei mit anderen Unterlagen archiviert worden. «Altes Papier überdauert Jahrhunderte, da es keine Chemikalien enthält, was man von heutigem Papier nicht behaupten kann.»

Der Brief ist in der alten deutschen Kurrentschrift geschrieben und somit schwierig zu transkribieren.

Gesuch für eine Bannvermessung

Auch wenn der Brief schwierig zu transkribieren war, konnte Bach herausfinden, in welchem Zusammenhang das Schreiben stand. Der Brief stamme von einem Bannkommissionspräsidenten aus Oberhallau, welcher seinem Amtskollegen in Wilchngen eine Anfrage für eine Bannvermessung entsandte. Als Adressat steht auf dem Brief: «Geehrter Herr Präsident der löblichen Bannkommission in Wilchingen». Mit der Bannvermessung wurden von 1848 bis 1870 Flächen in den Gemeinden berechnet.

Seltene Briefmarken

Doch was macht den Brief nun eigentlich so besonders wertvoll? «Die Kombination von einer Poste Locale (2,5 Rappen) mit Kreuzeinfassung und einer hellblauen Rayon-I-Marke (5 Rappen). Dabei handelt es sich um zwei der ersten Briefmarken der eidgenössischen Post», erklärt Bach. Zudem seien die Marken nicht abgestempelt, sondern mit roter Tinte von Hand entwertet worden. Auch das steigere den Wert des Briefstücks.

Es sind also die Briefmarken, die den Wert massiv in die Höhe treiben. Ist eine Briefmarke also automatisch wertvoll wenn sie alt ist? Das verneint Bach: «Von den alten Briefmarken sind nur jene sehr wertvoll, die nicht häufig vorkommen.» Entscheidend sei auch die Erhaltung und die Vielfalt der Verwendung. «Besonders reizvoll sind zudem Marken mit markanten Druckfehlern – in der Fachsprache Abarten genannt», fügt Bach an.

Ein Wertstück für Heimatsammler

Und wer will für ein Stück Papier nun so viel Geld ausgeben? «Interessierte Heimatsammler, die speziell Briefe aus dem Kanton Schaffhausen sammeln», sagt Bach. Dafür scheint es auch einen guten Grund zu geben. «Beispielsweise wurde an der letzten nationalen Briefmarkenausstellung 2018 in Lugano die höchste Auszeichnung für eine grossartige postgeschichtliche Sammlung mit Schaffhauser Briefen verliehen.»

«Viel Glück auf der Schatzsuche»

Laut Bach soll bei Gelegenheit zu Hause nach wertvollen Briefmarken oder Münzen gesucht werden. «Immer wieder werden in Schubladen oder auf Dachböden wertvolle Briefmarken oder Münzen gefunden.» Er empfiehlt allerdings, sich stets den Rat eines Experten einzuholen, um den wirklichen Wert seriös feststellen zu können. Abschliessend meint Bach: «Auf jeden Fall wünsche ich viel Vergnügen bei der Schatzsuche.»

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