«Arenenberg» mit neuer Kraft voraus

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Vom Motorraum bis in den Steuerraum hinauf: Das Motorschiff «Arenenberg» wird in diesem Winter technisch rundum erneuert. Gestern fuhr das Schiff der URh in die Werft in Langwiesen ein.

von Louise Ann Roos

Im Sommer sind sie auf dem Wasser, im Winter renovieren sie Schiffe. Auch dieses Jahr ist die Schiffsbesatzung der Untersee und Rhein (URh) in ihrer Werft in Langwiesen zugange. Wie bereits zwei Jahre zuvor das Motorschiff «Schaffhausen», soll dieses Mal die «Arenenberg» technisch rundum erneuert werden. Das aus dem Jahr 1983 stammende Motorschiff fuhr gestern Vormittag seine letzten Kilometer von der Schifflände in die Werft. Dort soll es für rund 1,5 Millionen Franken erneuert werden.

36 Jahre alt, rund 550'000 Fahrkilometer hinter sich: «Ein Auto hätte in dieser Zeit schon manches Mal erneuert werden müssen», sagt Roger Forrer, Verwaltungsratspräsident der URh. Wenn aber der Motor eines Schiffs kaputt ginge, könne dieser nicht innerhalb einer Woche ersetzt werden. «Man muss im Voraus planen, sonst steht man schlimmstenfalls eine ganze Saison lang ohne Schiff da», so Forrer. Eine technische Erneuerung müsse bei Wasserfahrzeugen weitsichtiger geplant werden als bei Strassenfahrzeugen. «Der Schiffsmarkt ist so klein, dass Ersatzteile nur auf Bestellung hergestellt werden – das braucht Zeit und Geld», sagt URh-Bauleiter Herbert Rispy.

Geräuschlos über das Wasser gleiten

«Mit den neuen Motoren wird man das Gefühl haben, leicht über den Rhein zu gleiten», so Rispy. Er spricht aus Erfahrung. Im Winterquartal 2017/18 wurde das Motorschiff «Schaffhausen» technisch auf dieselbe Art erneuert. «Ich hoffe, dass die Vibrationen weggehen und man nicht einmal merkt, dass da eine Maschine läuft», sagt Rispy. Ausserdem sei es mit den neuen Motoren wesentlich einfacher, kleine Ersatzteile aufzutreiben. «Was wird das für eine Erleichterung sein, wenn es keine Probleme mehr beim Bestellen der Ersatzteile gibt?», fragt Rispy. Aber auch in ökologischer Hinsicht soll die technische Erneuerung Fortschritte bringen. Es wird von rund 20 Prozent weniger Treibstoffverbrauch ausgegangen.

Von Motoren und Propeller über Antrieb und Hauptschalter bis zu Brandlöschgeräten und Elektrik: «Das gibt eine Baustelle vom Maschinenraum bis ins Steuerhaus hinauf», sagt Rispy. Von Oktober 2019 bis April 2020 soll die technische Rundumerneuerung des Motorschiffs «Arenenberg» dauern.

Schon 2018 begannen die Projekterarbeitung. Die Teile mussten bestellt werden, der Verwaltungsrat zustimmen und das Bundesamt für Verkehr (BAV) das Projekt genehmigen. «Ohne grünes Licht vom BAV darf kein Finger gerührt werden», so Rispy.

Gestern kam das Schiff in der Werft an. «Und dann wird ausgeräumt», sagt Rispy. Wenn das Schiff in der Halle ist, erfolgt der Rückbau der alten Anlagen. Im Januar sollen die neuen Bestandteile eingebaut werden. Mithilfe einer auswärtigen Werft. Denn beim Einbau der Motoren ist Präzisionsarbeit gefragt. Gemäss Remo Rey, Geschäftsführer der URh, sei das Unternehmen Öswag aus Linz darauf spezialisiert. «Nicht, dass das Schiff am Schluss schräg im Wasser liegt.»

«Das ist kein Normalfall»

In 22 Wochen, ohne Bauverzögerung und Kostenüberschreitung, eineinhalb Millionen Franken verbauen: «Das ist ein Aufwand im Umfang vom Neubau zweier luxuriöser Einfamilienhäuser», sagt Rispy. «Aber unsere Mannschaft schafft das.»

Das Finanzielle könne die URh aus eigener Kraft stemmen – dank erfolgreicher Saison und Darlehen der Kantone Schaffhausen und Thurgau aus dem Jahr 2016. An der Projektausführung sind, wie beim Motorschiff «Schaffhausen», nebst Öswag, BAV und diverser lokaler Zuliefer, vor allem die Nautiker der URh beteiligt. Abgesehen von den fachmännischen Installationen der Öswag wird die Mannschaft der URh das Schiff allein erneuern. «Das ist kein Normalfall», sagt Rispy. Die URh-Mannschaft bestünde grösstenteils aus Handwerkern. «Der eine ist Maler, der andere Elektriker – das ist bei einem solchen Umbau Gold wert», sagt Forrer.

Weitere Impressionen von der Abfahrt der «Arenenberg» hören Sie hier:

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