So ungleich ist das Einkommen in Schaffhausen verteilt

Daniel Zinser | 
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In Rüdlingen sind die Einkommen insgesamt am unausgeglichensten verteilt. Archivbild: Jean-Claude Goldschmied

In welchen Gemeinden im Kanton verdienen die Leute eigentlich am meisten und wo sind die Löhne der Dorfbewohner am ausgeglichensten? Wir haben recherchiert.

Anières im Kanton Genf ist kein gewöhnliches Dorf. Die Gemeinde am Genfersee beheimatet ausserordentlich viele Superreiche. 2015 ergab die Steuerabrechnung der Gemeinde einen unerwarteten Überschuss von 120 Millionen Franken. Das Durchschnittseinkommen der rund 1200 Einwohner betrug im selben Jahr fast 500'000 Franken. Ein Dorf lauter Millionäre also? Nicht ganz. Denn Anières ist das Dorf in der Schweiz, in welchem die Einkommen der Einwohner am ungleichsten verteilt sind. Bestätigt wird das durch den sogenannten Gini-Koeffizient, ein statistisches Mass, das vom italienischen Statistiker Corrado Gini zur Darstellung von Ungleichverteilungen entwickelt wurde. Ein rein theoretischer Wert 0 bedeutet, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner genau gleich viel verdienen. Der Wert 1 würde bedeuten, dass eine Person alles Einkommen auf sich vereint und alle anderen gar nichts erhalten.
 

Anières von oben. Bild: Google Maps

Die Gemeinde Anières weist für das Jahr 2015 beim Aquivalenzeinkommen (Definition in der Spalte links) einen Gini-Koeffizient von 0.91 auf. Am anderen Ende der Skala liegt Rumendingen im Emmental. Der Gini-Koeffizient liegt in diesen Gemeinden mit nur 81 Einwohnern bei 0.24. Das durchschnittliche Einkommen bei knappen 32'000 Franken. 

Gutverdiener sind in Stetten und dem unteren Kantonsteil zu Hause 

Ein Blick auf die Zahlen zeigt auch, wo die Schaffhauser Gemeinden einzuordnen sind: Mit wenigen Ausnahmen eher am unteren Ende der Skala. Die ausgeglichenste Gemeinde was das Einkommen ihrer Einwohner anbelangt, ist Oberhallau mit einem Gini-Koeffizient von nur knapp über 0.30. Ungleiche Löhne werden dahingegen offensichtlich an die Einwohner des unteren Kantonsteil und Stetten ausgezahlt. Die drei Gemeinden befinden sich mit deutlichem Abstand am anderen Ende der «Rangliste». Was im Volksmund schon lange klar ist, wird durch diese Zahlen bestätigt: Wer gut Geld verdient, zieht in Schaffhausen offensichtlich gerne nach Stetten, Rüdlingen und Buchberg. 

Zusammengefasst kann man sagen, dass vor allem die Einkommen im Klettgau sehr ausgeglichen sind. Es gibt kaum Ausreisser nach oben. Wenige Menschen mit viel Lohn, viele Menschen mit wenig Lohn.

Vergleicht man die Zahlen mit der Statistik aus dem Jahr 2003 sieht man deutlich. Die Ungleichheit bei den Einkommen hat stark zugenommen. Der Gini-Koeffizient ist bei allen Gemeinde gewachsen. Im Bargen lag er 2003 zum Beispiel noch bei tiefen 0.2. Heute liegt der Wert in der der nördlichsten Gemeinde der Schweiz bei 0.35.

Den grössten Sprung hat aber die Gemeinde Rüdlingen gemacht. Hier ist der Gini-Koffizient von 0.26 auf 0.44 gesprungen, die Differenz zwischen dem tiefsten und höchsten Lohn gewaltig angestiegen. Es ist der höchste Wert aller Schaffhauser Gemeinden. Die Rüdlinger verfügen im Schnitt über ein Aquivalenzeinkommen von 65'000 Franken. Davon können die Begginger am anderen Ende der Skala nur träumen. In der Randental-Gemeinde bleiben im Schnittt 36'000 Franken übrig.

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