«Wir haben da einen Fall eines gebrochenen Herzens»

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In Wilchingen trafen sich übers Wochenende 400 junge Schaffhauser zum Pfadi-Kantonaltag – und zu einem mittelalter­lichen Schauspiel.

VON THEO KÜBLER

Samstagmorgen: Der Himmel über dem Klettgau verfinstert sich. Erste Regentropfen fallen ins Laub am Hasenberg. Im Zwielicht des Waldes bewegen sich etliche Gestalten von der «Dicki» durchs «Oberholz». Versteckt am Fusse der «Buebehalde» bauen sie ein befestigtes Lager aus vielen Zelten. Es sind alles Kämpfer, die sich der Gilde, aus fünf mutigen Mitgliedern, des Grosskönigs Friedrich dem Gerechten von und zu Radegg anschliessen wollen.

Das Reich des Königs wurde von Ostroff dem Bärtigen mit seinen Männern überfallen und soll nun wieder befreit werden. Am Mittag kommt es an fünf Plätzen, wo das feindliche Heer seine Lager aufgeschlagen hat, zu einer Schlacht. Diese Schlachten spielen sich ab auf einem markierten «Schachbrett», auf den Wiesen, weit verstreut um das Lager. Die Pfadis sind mit Schwertern, Steinschleudern, Zauberstäben und Wundergetränken ausgerüstet. Sie müssen ihre Angriffe strategisch planen. Trifft sie ein feindliches Schwert, wird gewürfelt, ob der Betroffene ausscheidet oder am Leben bleibt. Am Abend kommt es in der Arena zu fünf Ritterschlägen durch den König, als Dank für den grossartigen Sieg gegen die bösen Feinde.

Nach der Zeremonie zeigt sich, wie gut der Anlass von der Pfadiabteilung Hallau-Wilchingen organisiert wurde. Innerhalb weniger Minuten sind alle rund 200 Teilnehmer im Besitz eines wohlverdienten Nachtessens. OK-Chef Hannes Knapp zeigt sich denn auch hocherfreut, wie sie für diesen Anlass von Sponsoren und Helfern unterstützt wurden in den eineinhalb Jahren der Vorbereitung. Alle zehn Jahre ist wieder dieselbe Abteilung am Zug, den jährlichen Kantonalen Pfaditag zu organisieren. Da sie in diesem Jahr ein eher etwas ausgefallenes Programm auf die Beine stellten, gestaltete sich die Vorbereitung etwas intensiver als üblich. «Es hat uns allen aber viel Spass gemacht», präzisiert Knapp, und dies bestätigten auch die fürs Programm zuständige Lena Züllig und die Kommunikationsverantwortliche Alena Dätwyler.

Nach dem Nachtessen wird den Teilnehmern bekannt gegeben, dass es in der schwarzen Jurte ein Schlafsackkino gibt, eine Kinderdisco im Sarasani, dem grossen Blachenzelt, diverse andere Unterhaltungsmöglichkeiten bis hin zur Geschichtenerzählerin am Lagerfeuer. Um 23 Uhr ist Nachtruhe. Die Kämpfer können beruhigt in ihre Schlafsäcke kriechen, der Feind ist besiegt, und morgen Sonntag können auch die jungen Pfadis das Gelände stürmen. Es werden sich dann rund 400 Teilnehmer mit Basteln, Bogenschiessen oder Schwertkämpfen amüsieren.

Die Dämmerung bricht herein, und fünf Mädchen bringen eine Kollegin zum herumwandelnden «Heiler» auf dem Platz: «Wir haben da einen Fall eines gebrochenen Herzens», sagen sie. Dieser hebt seine Arme, das Kichern verstummt für einen Moment, dann ist allgemeine Fröhlichkeit angesagt, wie auch im ganzen «Lager des Mittelalters» im Südranden.

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