Der Finanzchef und seine Gehilfin kommen vor Gericht

Dario Muffler | 
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In der ehemaligen Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG liefen vor der Übernahme durch die Davaz Holding einige Dinge schief: Der ehemalige Finanzchef und eine Angestellte kommen deshalb wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung vor Gericht. Archivbild: Eric Bührer

Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft hat im Fall Rimuss Anklage gegen zwei Personen erhoben: Der ehemalige Finanzchef hatte einen Gehilfen bei der Veruntreuung.

Die Strafverfahren waren aufwendig: Knapp zwei Jahre arbeitete die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen am Betrugsfall bei Rimuss. Gestern wurde nun schriftlich mitgeteilt, dass gegen zwei Personen wegen Begehung von Vermögensdelikten Anklage erhoben wurde. Konkret wird einer Person mehrfache ungetreue Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung zwischen 2011 und 2018 vorgeworfen, der anderen Person die Gehilfenschaft dazu.

Beim Hauptbeschuldigten dürfte es sich um den ehemaligen Finanzchef der Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG in Hallau handeln. Schon bald nachdem die SN den Betrugsfall im April 2017 publik gemacht hatten, geriet er in den Fokus. Zeitgleich mit seiner Kaderposition hatte er beim FC Neunkirch die Funktion des Sportchefs und Assistenztrainers des NLA-Frauenteams inne.

Schaffhauser «Fussballmärchen»

Der langjährige Clubfunktionär führte das Team des Dorfvereins aus der dritten Liga bis in die Nationalliga A und zum Cupsieg über den dominanten FC Zürich. Die Geschichte des kleinen Vereins fand grosse Beachtung und sorgte national für Schlagzeilen. Just kurz vor dem Ende der erfolgreichsten Saison aller Zeiten kam es zur Anzeige gegen den Sportchef. Wie Urs Iselin, damaliger Verwaltungsratspräsident der Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG, gestern gegenüber den SN sagte, habe er die Anzeige bei der Polizei eingereicht. Und zwar unmittelbar nachdem sich der damalige ­Finanzchef selbst gestellt habe.

Von Beginn an sei klar gewesen, dass es sich um einen grösseren Betrag gehandelt habe, der in der Kasse gefehlt habe, so Iselin. Wie Informationen der SN zeigen, handelt es sich um Beträge von gegen zwei Millionen Franken. Mit diesem Geld finanzierte der Beschuldigte einen Profibetrieb für die Damenmannschaft. Ob wirklich Geld in diese Mannschaft geflossen sei, habe der Verein aber zu keinem Zeitpunkt gewusst, betont Reto Baumer, Präsident des FC Neunkirch. «Wir haben mehrmals bei ihm nachgefragt, um Einblick in die Zahlen zu bekommen, sind aber gescheitert», sagt er. «Wir sind dann davon ausgegangen, dass die Gelder auf legalem Weg beschafft worden sind.» Wie viel Geld aber tatsächlich dem NLA-Team zugutegekommen sei, sei völlig offen, unterstreicht Baumer weiter. Wieso er denn als Präsident weitergemacht habe, obwohl die Finanzierung ein Stück weit im Argen lag? «Ich habe wegen unserer Juniorenabteilung weitergemacht», betont Baumer. «Die Damenmannschaft war nur ein Teil des Vereins, eigentlich sind wir ein Breitensportverein.»

Der Betrag aus der Unternehmenskasse, ob er nun ins Frauenteam oder in die Tasche des Sportchefs geflossen war, fehlte dem Betrieb. Wie Iris Fontana, Verwaltungsratspräsidentin der RWKR Hallau AG, sagt, habe dieser Betrag schliesslich auch dazu geführt, dass der Familienbetrieb an den Bündner Weinunternehmer Andrea Davaz verkauft werden musste.

Übrig geblieben ist die RWKR Hallau AG, die sich aktuell in Auflösung befindet. Die Davaz Holding übernahm zwar sämtliche Angestellten und die Produktion. Die Aktiengesellschaft der Rimuss- und Weinkellerei Rahm blieb aber weiterhin ein Teil der Familienstiftung der Gründerfamilie Rahm (ehemals Rimuss-Stiftung). Aus deren Kasse wurde das Geld mutmasslich entnommen. Geschädigte in diesem Verfahren ist deshalb auch die RWKR und nicht das Nachfolgeunternehmen, die Strada Wein AG. «Wir haben nichts mit dem Verfahren zu tun», so Andrea Davaz, dem die Marke Rimuss seit Ende 2017 gehört.

Komplizin ebenfalls angeklagt

Bisher war bekannt, dass ein Verfahren gegen den ehemaligen Finanzchef läuft. Neu ist, dass gegen eine zweite Person ermittelt wurde. Wie Recherchen der SN zeigen, handelt es sich dabei um eine Vertraute des Hauptangeklagten. Sie arbeitete zeitgleich mit ihm bei Rimuss. Ihr wird Gehilfenschaft vorgeworfen. Während der Finanzchef das Unternehmen unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Betrugsfalls verlassen musste, arbeitet sie noch heute bei Rimuss. Davaz sagt aber, dass er das Arbeitsverhältnis bereits ordentlich gekündigt habe. Die Mitarbeiterin verlasse das Unternehmen Ende April.

Das Verfahren vor Kantonsgericht wird voraussichtlich in den kommenden sechs Monaten stattfinden. Den Beschuldigten drohen mehrjährige Freiheits- oder Geldstrafen.

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