«Die Burka gehört nicht zu unserer Kultur»

Pascal Schmidlin | 
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Eine Nikabträgerin auf einem Schiff am Rheinfall. Geht es nach den Initianten der Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot», würden solche Bilder bald der Vergangenheit angehören. Bild zvg

Ein Burkaverbot stösst in Schaffhausen bei Kirchen und Tourismus auf wenig Gegenliebe. Ein allgemeines Vermummungsverbot würde aber durchaus Zustimmung finden.

Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und des Rates der Religionen, hat mit einem Interview im «Tages-Anzeiger» für Aufsehen gesorgt. Er sprach sich klar für ein Vermummungsverbot aus. Frauen dürften sich in der Schweiz dann nicht mehr mit Burkas (Vollverschleierung) oder Nikabs (Vollverschleierung, aber mit sichtbaren Augen) kleiden. Dabei, so Locher, gehe es ihm nicht um eine Religionsdebatte, sondern um die Frage, ob man seine Identität in der Öffentlichkeit preisgebe.

Im Kanton Schaffhausen ist das Thema bisher weder bei der evangelisch-reformierten noch bei der römisch-katholischen Kirche offiziell diskutiert worden. Einem Vermummungsverbot, wie es Locher fordert, würden aber sowohl Sabine Dubach, Vizepräsidentin des Kirchenrats der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Schaffhausen, als auch Urs Elsener, Domherr des Standes Schaffhausen, zustimmen. «Dieses Vermummungsverbot soll dann aber für alle gelten – auch für Fussballfans und Demonstranten», sagt Elsener.

Das Gesicht soll sichtbar sein

Ins selbe Horn bläst Joachim Finger, Islam-Beauftragter der evangelisch-reformierten Kirche Schaffhausen. «Man muss aber aufpassen, dass man hier nicht eine Diskussion auf dem Rücken des Islams führt», sagt er. Dennoch: Es sei unbestritten, dass die Gesichtsverschleierung mit Burka und Nikab nicht zu unserer Kultur gehöre. «In einem muslimischen Land erwarte ich, einer verhüllten Frau zu begegnen – bei uns nicht», so Finger. In der Schweiz sei man es gewohnt, dass man Menschen ins Gesicht sehen könne. «In gewissen muslimischen Regionen wurde die Verschleierung eingeführt, damit die Frauen nicht belästigt werden», sagt Finger. Bei uns bewirke eine Vollverschleierung jedoch genau das Gegenteil. «Solche Frauen werden dann zum Teil aufgrund ihrer Kleidung massiv belästigt», sagt er.

Verbot auf Gesetzesebene lösen

Dass darüber debattiert werde, sei gut, sagt Finger. Denn bei der öffentlichen Diskussion gehe es auch darum, «wie weit wir bereit sind, einen Kompromiss betreffend unserer Werte einzugehen».

Sowohl Elsener als auch Finger sind aber der Meinung, dass die Volksinitiative für ein Verhüllungsverbot, für die seit März Unterschriften gesammelt werden, unnötig Öl ins Feuer giesse. «Das führt zu einer öffentlichen Schlammschlacht gegen den Islam», sagt Finger. Dabei könnte man ein Vermummungsverbot auch auf Gesetzesebene lösen. «Umfragen zeigen, dass rund drei Viertel der Bevölkerung die Initiative befürworten», so Finger. Da sollte es auch möglich sein, ein solches Begehren im Parlament durchzubringen und die Diskussion auf einer sachlichen Ebene zu führen – losgelöst von der Religion, so Elsener.

Schlechtes Signal nach aussen

Kein Verfechter eines Burkaverbots ist der Direktor von Schaffhauserland Tourismus, Beat Hedinger. Denn die Region Schaffhausen ist als Tagesziel auch bei Menschen aus den Golfstaaten beliebt (siehe Box). «An diese würde man das Signal aussenden, dass sie bei uns nicht willkommen seien», sagt Hedinger. Darunter würde auch der Rheinfall-Tourismus leiden.

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