«Als Erstes kaufte ich mir billige Turnschuhe»

Alexa Scherrer | 
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Heute ist die Berliner Mauer so lange weg, wie sie einst da war. Der ehemalige DDR-Bürger Thomas Kniep, der jetzt in Buch lebt, erinnert sich an die Nacht, in der es plötzlich hiess: Im Westen ganz viel Neues.

28 Jahre, 2 Monate, 26 Tage. Genau so lange stand die Berliner Mauer. Und genau gleich lange ist sie mittlerweile wieder eingerissen. Der heutige 5. Februar 2018 markiert somit den so genannten Zirkeltag. 

155 Kilometer war sie lang, die Berliner Mauer rund um Westberlin. 155 Kilometer, die - bewacht durch Grenzsoldaten, geschützt mit Stacheldraht, Minen und Selbstschussanlagen - Ost und West trennten. 155 Kilometer, die mehr als ein Vierteljahrhundert abschreckendes Symbol der Teilung eines Landes und seiner Bürger waren.

Billige Turnschuhe und ein Radio

Und dann, am 9. November 1989 fällt sie. Tausende strömen über die innerdeutsche Grenze, Menschen liegen sich weinend in den Armen, reichen sich die Hände, tanzen auf der Mauer. Zu den Jubelgesängen nach Mitternacht mischt sich das rhythmische Klopfen von Hammer und Meissel.

Am Tag danach feiern die Menschen weiter, während Trabis die Strassen verstopfen. Vor Sparkassen und Banken bilden sich riesige Menschenschlangen - die DDR-Bürger warten auf die Auszahlung eines Begrüssungsgeldes in Höhe von 100 DM.

«Deutsch ist Deutsch. Und fertig.»

Auch Thomas Kniep hat sich diesen Zustupf geholt. Billige Turnschuhe und ein kleines Transistorradio habe er sich damit gekauft, sagt der 52-Jährige aus Eilsleben in Sachsen-Anhalt, der heute zusammen mit seiner Frau in Buch (SH) lebt. In die Schweiz ist er 2006 gekommen. Davor blieb er zum Leben mehrheitlich im Osten, zum Arbeiten mehrheitlich im Westen. 

28 Jahre, 2 Monate und 26 Tage steht die Berliner Mauer heute nicht mehr, die 155 Kilometer wurden Stein für Stein eingerissen. Doch die Mauer in den Köpfen, die ist noch nicht immer und überall gefallen. Sprüche über Wessis, davon hat Ossi Kniep einige im Repertoire. Doch am Ende zählt für ihn nur eins: «Deutsch ist Deutsch. Und fertig.»

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