Mehr Leben tut der Stadt gut

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Isabel Heusser von den Schaffhauser Nachrichten
Stadt-Redaktorin Isabel Heusser. Bild: Selwyn Hoffmann

Beizen dürfen in Schaffhausen ab April länger im Freien servieren. Das ist gut, findet SN-Redaktorin Isabel Heusser - denn längere Öffnungszeiten bedeuten nicht gleich mehr Lärm.

Herrlich ist es, die lauen Sommerabende im Freien zu verbringen. Ein Glas Wein in der Schaffhauser Altstadt oder am Rhein zu trinken, hat einen besonderen Reiz. Bisher war am Wochenende um 00.30 Uhr fertig mit lustig. Danach durften die Beizer ihre Gäste nicht mehr draussen bedienen. Nun hat der Stadtrat reagiert und die Polizeistunde für jene Betriebe, die eine Bewilligung für regelmässige Verlängerung haben, nach hinten ­verschoben: Ab dem 1. April können die Garten-und Terrassenflächen bis 01.30 Uhr bewirtet werden. Der Entscheid des Stadtrates ist erfreulich, denn die aktuelle Situation ist unbefriedigend – für Gäste und Betreiber. Letztere sind ohnehin schon unter Druck, weil sich das Freizeitverhalten verändert hat: Heute ist man vor allem am Samstagabend unterwegs oder fährt ­lieber nach Zürich.

Die frühe Polizeistunde sollte dazu beitragen, nach Mitternacht den Lärm in der Altstadt zu reduzieren und so die Anwohner zu entlasten. Mit der Folge, dass heute viele Besucher ihre Getränke nach 00.30 Uhr im Innern bestellen, dann aber draussen trinken – schliesslich hat kaum jemand Lust, sein Feierabendbier bei 20 Grad Aussentemperatur drinnen zu konsumieren. Der Lärm wird quasi von der Gartenbeiz in den ­öffentlichen Raum verschoben. Aber: Dort kann das Gastropersonal seine Gäste nicht mehr zur Ruhe mahnen.

Gastronomen sind mit der neuen Regelung in der Pflicht

Wenn also Bars und Restaurants künftig länger offenbleiben, sind sie in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es in der Gartenwirtschaft und auf der Terrasse nicht allzu laut wird. Dafür ist das Sicherheitspersonal zuständig.

Längere Öffnungszeiten bedeuten also nicht gezwungenermassen mehr Lärm. Denn in den Abendstunden wird es nicht nur wegen der Barbesucher ab und zu laut, sondern auch wegen anderen Leuten, die in der Altstadt unterwegs sind. Bier trinkende Gruppen auf dem Fronwagplatz sind aber nicht das Problem der Gastronomen, sondern der Anwohner – und der Polizei. Zu bedenken ist auch, dass es in der Stadt Schaffhausen zwar rund 70 Boulevardbetriebe gibt, aber nur 13 davon über eine Bewilligung für verlängerte Öffnungszeiten verfügen – eine überschaubare Zahl. Auf zusätzliche Betriebe soll die Ver­fügung derzeit nicht erweitert werden.

Anwohner befürchten mehr Lärm in der Altstadt

Die neue Regelung ist breit abgestützt, wurde sie doch in der Arbeitsgruppe «Wohnen und Nachtleben in der Altstadt» diskutiert. Darin vertreten sind Gastronomen, die Stadtverwaltung und Quartiervereine. Die neue Regelung begeistert vor allem die Gastronomen, die auf mehr Umsatz hoffen. Einige ­Altstadtbewohner sind hingegen skeptisch. Sie befürchten, es könnte in den Sommermonaten lauter werden als bisher. Es ist daher sinnvoll, dass der Stadtrat die längeren Öffnungszeiten vorerst nur für ein Jahr bewilligt hat. Nach der Sommersaison wird die Situation mit der Arbeitsgruppe neu beurteilt.

Schaffhausen ist mit seiner neuen ­Regelung nicht allein. Städte wie Basel oder Thun haben bereits längere Öffnungszeiten für Boulevardbetriebe eingeführt und mehrheitlich gute Erfahrungen gemacht. Eher restriktiv ist die Regelung hingegen in der Stadt Zürich: Heute ist es den Zürcher Betrieben ab Mitternacht nicht mehr gestattet, ihre Gäste draussen zu bedienen – einige müssen sogar noch früher aufhören. Was verwunderlich ist, weil Nachtschwärmer Alkohol problemlos in 24-Stunden-Shops kaufen und draussen konsumieren ­können.

Doch auch in der Limmatstadt tut sich etwas. Anfang März reichten SP und FDP im Stadtparlament ein Postulat unter dem Titel «Mediterrane ­Wochen» ein mit der Forderung, dass bewilligte Terrassen- und Boulevardflächen von Juni bis August jeweils am ­Wochenende zwei Stunden länger ­bewirtet werden dürfen – vorerst während eines zwei­jährigen Testbetriebs. Der Vorstoss hat breite Unterstützung aus fast allen Parteien und dürfte deshalb im Parlament durchkommen.

Ruhige Gassen trotz mediterranen Sommernächten

Ein Wunsch der Schaffhauser Gastronomen wurde nicht erfüllt: Sie hatten ­beantragt, unter der Woche ihre Gäste im Freien statt wie bisher bis 23.30 Uhr neu bis 00.30 Uhr bewirtschaften zu können. Das lehnte der Stadtrat ab. Schade. Denn wochentags hat die Altstadt, abgesehen von wenigen Ausnahmen, kaum ein Lärmproblem. Im Gegenteil: Oft ist es selbst an mediterran ­anmutenden Sommernächten ruhig in den Gassen, von Rambazamba keine Spur.

Insofern wäre es zu begrüssen, wenn die Beizer auch von Montag bis Freitag etwas länger wirten dürfen. Einfach mehr Leben tut der Stadt gut.

isabel.heusser@shn.ch

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