Angelika Angelika Sa 25.03.2017 - 16:37

...im Jahre 2004, als ein Ehemaliger des vom Jesuitenorden geführten Aloisiuskollegs ein Buch veröffentlichte, in dem er in zwar leicht verfremdeter, aber doch unverkennbar authentischer Form beschrieb, was es bei den Jungen auslöste, die diese vorgebliche „Eliteschule“ besuchten, von in ihrer Sexualität und Personlichkeit scheinbar beiläufig, aber um so nachhaltiger beschädigten Männern betreut zu werden. Nicht nur der inszwischen verstorbene Chefmissbraucher, damals Schulleiter, sondern auch sein ihm in einer Abhängigkeitsbeziehung ergebener Mitbruder wurden in „Sacro Pop“ im Kern ihrer schweren psychosozialen Dysfunktionalität beschrieben. Bei Ersterem handelte es sich um einen manischen Kinder fotografierenden und filmenden, offensichtlich schwer an einer mit sadistischen Strömungen unterlegten Pädophilie erkrankten Mann. Sein damaliger „Lieblingsschüler“, der einzige, der den Schlüssel zum High-Tech-Fotolabor besaß, wurde 2007 in den USA verhaftet, weil er eine der übelsten Sorten der so genannten „Kinderpornografie“ besaß. Nämlich Filme, auf denen zu sehen war, wie gefesselte Kinder sexuell gefoltert wurden, darunter auch sehr kleine. Dieser Mann, Matthias von W. bekam acht Jahre Haft. Er ist inzwischen wieder frei und lebt mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind in Berlin. Unter dem Namen seiner Ehefrau. Wer will seine Hand für diesen Mann ins Feuer legen? Wer schützt die Kinder in seiner Umgebung vor ihm?
Pater S., der sich angeblich bester Gesundheit erfreut, lebt inzwischen in Göttingen, wo er gelegentlich „erotische“ Literatur vorträgt. Anfang 2010, als der so genannte „Missbrauchstsunami“ unser Land erreichte, stiftete eine Person, die damals eine zentrale Rolle in der Elternschaft am AKO spielte, 500 Alumni dazu an, einen offenen Brief zu unterschreiben, in dem man dem Jesuiten S., inzwischen selbst Schulleiter, seine Solidarität aussprach. Ich könnte mir gut vorstellen, dass etliche der UnterzeichnerInnen ihre Unterschrift heute am liebsten rückgängig machen würden. Der Brief steht immer noch im Netz, unter dem Titel
„Diskussion um Vorwürfe sexuellen Missbrauchs am Aloisiuskolleg: Altschüler und Eltern befürworten offene Auseinandersetzung und drücken Verbundenheit zum Aloisiuskolleg aus“.
Und ist es ein Zufall, dass der Jesuitenorden im Jahre 2007 eine Missbrauchsbeauftragte engagierte. Diese Frau ist Rechtsanwältin, ihre Tochter besuchte das jesuitische Canisiuskolleg in Berlin und sie engagierte sich in einem Verein, der vorgibt, sich besonders für die Prävention von Missbrauchskriminaliät einzusetzen, die über das Internet statt findet.

Solches Vorgehen hat wenig mit Kinderliebe, Fürsorge und Kinderschutz zu tun. Um so mehr mit Doppelmoral und Scheinheiligkeit, hinter der sich eine Besorgnis erregende sozioemotionale Fahrlässigkeit und Verwahrlosung zu verbergen scheint.

Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

Erläuterung wieso der Kommentar gelöscht werden soll.