«Bei diesen Flugtarifen ist jedem sein eigenes Portemonnaie am nächsten»

Daniel Zinser | 
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Ferien nahe der Heimat sind auch in Schaffhausen wieder vermehrt ein Trend. Bild: Pixabay

Greta Thunberg hat mit ihren Schulstreiks für das Klima viele Menschen zum Nachdenken gebracht. Doch welchen Einfluss hat dies auf die Ferien der Schaffhauserinnen und Schaffhauser?

Angefangen hat alles ganz klein. Die damals 15-jährige Schülerin Greta Thunberg hat im vergangenen Jahr in ihrer schwedischen Heimat damit begonnen, am Freitag dem Schulunterricht fern zu bleiben. Anstatt die Schulbank zu drücken, streikte sie vor dem Parlamentsgebäude für das Klima. Mit ihrer Aktion wollte sie auf die Klimaerwärmung und deren Folgen für Mutter Erde aufmerksam machen. Innerhalb weniger Monate sind Tausende Schülerinnen und Schüler ihrer Idee gefolgt und aus den Schulstreiks für das Klima ist eine europaweite Bewegung geworden. Auch in Schaffhausen fanden bereits zwei solche Klimademos mit mehreren hundert Teilnehmern statt. Eine nächste Ausgabe ist bereits für kommenden Freitag geplant.

Immer wieder werden aber auch Stimmen laut, die den Klimastreik der Jugendlichen als scheinheilig verurteilen. Schliesslich würden diese ja viel mehr als frühere Generationen in die Ferien fliegen. Doch ist das wirklich so?

Debatte macht sich im Umsatz bemerkbar

«Die Debatte macht sich bei uns auch im Umsatz bemerkbar», sagt Jonas Sulzberger vom gleichnamigen Reisebüro in Neuhausen. Dies sei schade, schliesslich könne man im Reisebüro auch Angebote mit Bus oder Bahn vermitteln. Das Thema Nachhaltigkeit werde bei den Kunden aber ganz unterschiedlich behandelt. «Bus und Bahn als Alternative zum Flugzeug sind vor allem bei jüngeren Reisegruppen und Vereinen aktuell hoch im Kurs», sagt Jonas Sulzberger. Das Reisebüro hat darauf bereits reagiert und vermehrt Zugreisen ins Angebot aufgenommen.

Einen Einfluss auf den Umsatz hat man im Schaffhauser Reisebüro Wamo Globetrotter hingegen noch nicht bemerkt. Doch auch an der Schwerstrasse gehört das Thema Klimaschutz zum Alltag. «Wir werden viel häufiger mit dem Thema konfrontiert als früher», sagt Filialleiterin Fabienne Walker. So oder so: Priorität habe bei Wamo Globetrotter nach wie vor nicht der günstige Massentourismus, sondern nachhaltige Individualreisen. Das Problem sieht Fabienne Walker in den Billig-Flugangeboten. «Die aktuellen Flugpreise sind viel zu günstig. Es darf nicht sein, dass eine Reise per Bahn an das selbe Ziel teurer ist als ein Flug.» Diese Einstellung beobachtet sie vermehrt auch bei ihren Kunden. «Glücklicherweise überlegen sich die Leute heutzutage vermehrt, für nur eine Woche Ferien lieber in Europa zu bleiben, statt einen Langstreckenflug nach Thailand oder in die Karibik zu buchen, obwohl dies nicht teurer ist», sagt Walker.

Klimaschutzgedanke «kaum spürbar»

René Bättig von der RMR Schaffhausen AG merkt in seinem Reisebüro bisher nicht viel vom neuen Schwung in der Klimaschutzdebatte. Doch auch für ihn sind die günstigen Flugtarife ein Grund dafür, dass nicht mehr Menschen nachhaltig vereisen. «Sobald die Tarife so günstig sind, spürt man bei kaum einem Kunden den Klimaschutzgedanken. Da ist jedem sein Geldbeutel am nächsten». Das Thema Klimaschutz habe aber schon lange vor dem durch Greta Thunberg verursachten Wirbel Einzug in die Reisebranche gehalten. «Wir wählen für unsere Kunden daher Partner aus, welche dieser Thematik schon seit Jahren Rechnung tragen und ihre Produkte nachhaltig gestalten», so Bättig. 

Kompensation als Beruhigung des schlechten Gewissens 

Immer beliebter wird bei Reisenden die Kompensation von Flugmeilen. Mit Geld das schlechte Gewissen beruhigen? Auf myclimate.ch kein Problem. Mit wenigen Klicks kompensiert man zum Beispiel bei einem Flug von Zürich nach New York seine Kilometer, indem mit 67 Franken die Kleinbauern in Nicaragua beim Aufforsten unterstützt werden. Auch die Schaffhauser Reisebüros weisen nach eigener Aussage ihre Kunden auf diese Möglichkeit hin.

Auf myclimate.ch kann man Flugmeilen kompensieren.

Bei Wamo Globetrotter soll es bald sogar noch mehr Möglichkeiten geben. «Da wir in letzter Zeit vermehrt auf das Thema Klimaschutz angesprochen werden, prüfen wir weitere Projekte», so Fabienne Walker. Auch die RMR Schaffhausen AG bietet die Meilenkompensation an. «Diese Möglichkeit wird ab und zu benutzt», so René Bättig. Nutzen müssten die Möglichkeiten zum Schluss aber immer noch die Kunden. «Als Reisebüro sind wir in erster Linie die Vermittler und nicht die Produzenten, insofern richten wir uns hier voll und ganz nach dem Kundeninteresse», sagt Jonas Sulzberger.

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Kommentare (1)

Beat Rüedi-Külling Mo 20.05.2019 - 08:40

Nun steigen die Leute von jung bis alt halt besorgt in den Flieger - hatten wir das mit dem Auto nicht auch schon? Beste Grüsse aus Berlin.

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