Schaffhauser Backwerk schliesst per sofort

Jeannette Vogel | 
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Die Kundin hat nur noch heute Gelegenheit, sich beim Schaffhauser Backwerk einen Kafi zu holen. Bild: Jeannette Vogel

Die Backwerk-Filiale in Schaffhausen wird überraschend geschlossen - obwohl beim Mutterkonzern Valora alle Zeichen auf Wachstum stehen.

Der Schweizer Kioskkonzern Valora hat 2017 für rund 190 Millionen Euro das in Deutschland ansässige Food-Service-Unternehmen Backwerk übernommen. Die Kette Backwerk betreibt in Deutschland rund 350 Standorte. In der Schweiz gibt es gegenwärtig zwei Backwerk-Filialen, eine in Winterthur und eine in Schaffhausen. Ab morgen Samstag gibt es jedoch nur noch eine, denn die Schaffhauser Filiale schliesst per sofort. Dies bestätigte Valora-Pressesprecher Kilian Borter auf Anfrage der SN. Valora habe sich entschieden, diese Verkaufsstelle zu schliessen, da sie strategisch nicht zu Backwerk passe. ­Weitere Informationen dazu liess sich der Pressesprecher nicht entlocken.

Sieben Mitarbeiter betroffen

«Valora führt derzeit mit den betroffenen Mitarbeitenden Gespräche und sucht nach individuellen Lösungen für eine Weiterbeschäftigung innerhalb des Valora-Netzwerks», sagt Borter, von der Schliessung seien vier Vollzeitstellen betroffen. Gemäss zwei Mitarbeitenden handelt es sich insgesamt um sieben Angestellte, die ihren Job verlieren. Dass Gespräche geführt werden, bestätigten die beiden Mitarbeiter indes nicht. «Wir haben erst am Mittwoch von der Schliessung erfahren.» Vorgängig seien zwar Gespräche über das im vergangenen Jahr geänderte Konzept geführt worden, aber nicht über ein mögliches Aus. «Ich bin sehr überrascht und schockiert.» Valora setzt neuerdings auf frisch gepresste Säfte und hatte auch eine Auswahl an Wraps, Salaten und Pizzen im Sortiment, dies bei reduzierten Öffnungszeiten. «Es gefiel den Kunden nicht, dass wir am Sonntag nicht mehr offen hatten. Das sagten wir auch den Zuständigen von Valora», so ein Angestellter. Die Worte der Mitarbeiter seien aber auf taube Ohren gestossen. Auch der Sortimentswechsel sei von den Kunden nicht goutiert worden: «Wir mussten am Abend viel wegwerfen, selbst gemachten Eistee zum Beispiel.» Beide Mitarbeiter würden noch einen Monat lang weiter ihren Lohn erhalten. «Ich weiss nicht, wie es dann weitergehen soll», sagt ein Mitarbeiter.

Die erste Schweizer Filiale wurde 2010 eröffnet. Die Wahl fiel auf Schaffhausen: Die Lage direkt gegenüber dem Bahnhof sei geradezu perfekt und würde optimal in die Strategie des Unternehmens zum Aufbau der Backwerk-Filialen in der Schweiz passen, hiess es damals. Die Selbstbedienungsbäckerei wurde vier Jahre nach der Eröffnung umgebaut. Mit der Neueröffnung wurde das auf Pendler ausgerichtete Angebot um warme Mittagessen und Abendmenüs erweitert. Diese verschwanden aber im Laufe der Zeit wieder.

Der Konzern Valora sieht sich primär als Anbieter von frischen Nahrungsmitteln für den schnellen Verzehr, nicht mehr als einfachen Kioskbetreiber. Das Unternehmen, welches am Mittwoch seine Zahlen präsentierte, ist auf Wachstumskurs: Der Konzerngewinn stieg 2018 um 3,2 Prozent auf 59 Millionen Franken. «Wir haben praktisch in allen Bereichen zulegen können», fasste Valora-CEO Michael Mueller vorgestern für die Medien zusammen.

RAV ist nicht informiert

Dem Leiter des kantonalen Arbeitsamtes, Vivian Biner, liegen bislang keine Informationen über Entlassungen seitens des Backwerk-Betreibers vor. «Es gibt in diesem Fall keine Informationspflicht», so ­Biner. Da es sich um sieben Angestellte handelt, die ihren Job verlieren, ist es keine Massenentlassung. Dazu müsste einer Mindestzahl von Arbeitnehmern gekündigt werden, und zwar mindestens 10 Personen in einem Betrieb von 21 bis 100 Angestellten.

Die Betroffenen sollen sich umgehend an das für sie zuständige Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) wenden, so Biner: «Wir bieten bei der Stellensuche gerne Hand.»

Kommentare (1)

Samuel Wüest Fr 22.02.2019 - 09:59

Weine denen keine Tränen nach, die Produkte waren viel zu teuer, der Kundenservice liess auch zu wünschen übrig.

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