Georges Kern wechselt zu Breitling

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Georges Kern ist aus allen Führungsremien des Luxusgüterkonzerns Richemont zurückgetreten. Archivbild

Georges Kern verlässt den Luxusgüterkonzern Richemont per sofort. Erst im April ist der Marketing-, Uhren- und Digitalchef im Zuge eines Umbaus ins Führungsgremium Executive Committee aufgerückt. Jetzt wechselt er zu Breitling. Dort wird er Miteigentümer.

Kern ist bei Richemont aus allen Führungsgremien zurückgetreten: Beim Senior Executive Committee und beim Group Management Committee. Er steht auch für eine Wahl in den Verwaltungsrat an der kommenden Generalversammlung nicht mehr zur Verfügung, wie Richemont mitteilte.

Kern blickt auf eine erfolgreiche Zeit bei Richemont zurück. Er stiess im Jahr 2000 zur Gruppe und wurde bereits zwei Jahre später im Alter von nur 36 Jahren zum Chef der Uhrenmanufaktur IWC berufen, die er zu einer global bekannten und erfolgreichen Marke entwickelte.

Überraschender Führungsumbau

Anfang November 2016 überraschte der Konzern mit der Ankündigung einer neuen Führungsstruktur. Nachdem Konzernchef Richard Lepeu im März in Pension ging, schaffte Richemont den Chefposten gleich ganz ab und wechselte zu einer Komitee-Struktur. Die Chefs der verschiedenen Häuser und den neuen Geschäftsbereichen berichten nun direkt an den Verwaltungsrat.

Mit dem Umbau reagierte der Konzern auf die hohe Abhängigkeit von Terroranschlägen oder politischen Entscheiden, unter welcher er wie auch andere Luxusgüterkonzerne leidet. Zudem gab das Unternehmen im November den Abbau von rund 200 Stellen bekannt, nachdem es bereits zum Jahresanfang angekündigt hatte, bis zu 350 Stellen zu streichen. Betroffen waren primär die Uhrenmarken Piaget und Vacheron Constantin.

Im Zusammenhang mit dem Führungsumbau teilte Richemont auch mit, dass Kern als Leiter des neuen Bereichs "Watchmaking, Marketing and Digital" in die Konzernzentrale nach Genf wechseln wird. In diesem Bereich wurden nebst der Uhrmacherei und dem Marketing etwa auch das Thema Onlineverkauf von Luxusuhren behandelt. Bei IWC trat Christoph Grainger-Herr im laufenden Jahr die Nachfolge Kerns an.

«Emotionale und starke Persönlichkeit»

Diese neue Führungsstruktur sei aber kaum der Grund für Kerns Abgang, sagt Patrik Schwendimann, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank gegenüber der Nachrichtenagentur sda: «Diese hat er ja bereits gekannt, als er den Job angenommen hat.» Es sei aber möglich, dass er sich seine Arbeit anders vorgestellt hat und das jetzt gemerkt habe.

«Georges Kern ist eine sehr starke und emotionale Persönlichkeit, die gerne im Rampenlicht steht», weiss Schwendimann: «In seiner neuen Funktion könnte dies zu Konflikten geführt haben.»

Denn in seiner Zeit bei IWC sei er der Chef einer einzigen Marke gewesen. «Er war der Kopf, der die Entscheidungen gefällt hat», sagt der Analyst. In seiner neuen Funktion bei Richemont war er plötzlich verantwortlich für mehrere Marken und er war mehreren CEOs vorgestellt. Ausserdem musste er mehr Verwaltungs- und Führungsaufgaben übernehmen, wie Schwendimann weiter ausführt.

Gerüchte um ein neues Projekt

Für Georges Kern soll es nun als Unternehmer weiter gehen. Er habe eine interessante Möglichkeit dazu erhalten, teilte Richemont weiter mit. Gemäss einer Meldung auf der Internetseite der Westschweizer Zeitung «Le Temps» übernimmt Kern die Führung des Uhrenherstellers Breitling. Das Unternehmen bestätigte diese Meldung erst am Abend nach Börsenschluss. Kern werde nebst CEO auch Anteilseigner, heisst es. Die Luxusuhrenmarke wurde Ende April 2017 vom britischen Finanzinvestor CVC übernommen. Kern habe die Möglichkeit gehabt, einen Teil von Breitling zurückzukaufen um ihn wieder in Schwung zu bringen, berichtet bereits zuvor die Tageszeitung und bezog sich dabei auf mehrere übereinstimmende Quellen.

«Mit der Führung von Breitling könnte Kern wieder eine attraktive Aufgabe übernehmen, in welcher er das Sagen hat und sich eventuell direkt an der Marke beteiligen kann», sagte der Analyst.

Kein Nachfolger gesucht

Die Verantwortlichkeiten der "Watchmaking, Marketing and Digital"-Aktivitäten würden nach Kerns Abgang direkt an die Geschäftsleitung, das Senior Executive Committee, übertragen, heisst es in der Mitteilung. Ein Nachfolger für Kern werde derzeit nicht gesucht, ergänzte eine Richemont-Sprecherin auf Anfrage. Das vierköpfige Senior Executive Committee verfüge über genügend Know-how, um die "Watchmaking, Marketing and Digital"-Aktivitäten zu betreuen.

Das Committee setzt sich aus dem designierten Finanzchef Burkhart Grund, dem Cartier-Chef Cyrille Vigneron, dem Van Cleef & Arpels-Chef Nicolas Bos sowie Jérôme Lambert zusammen. Der frühere Montblanc-Chef Lambert ist seit der Neuorganisation als "Head of Operations" für die restlichen Richemont-Marken ausserhalb der Schmuck- und Uhrenwelt sowie die regionalen Plattformen der Gruppe verantwortlich.

 

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