Jede sechste Banknote mit Drogenspuren

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Symbolbild: Key

Die Zollverwaltung untersucht Bargeld auf Spuren von Drogen. Die Diplomarbeit eines Mitarbeiters zeigt: 16 Prozent der getesteten Banknoten sind mit Kokain oder anderen Rauschgiften verunreinigt.

von Dominik Weingartner

«Nur» 16 Prozent der Schweizer Banknoten sind mit Kokain oder anderen Drogen kontaminiert. Das steht in einem Bericht von «Forum Z.», der Hauspostille der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV). Die Zahl hat ein Mitarbeiter der EZV ermittelt. Dieser hat im Sommer seine Diplomarbeit für die eidgenössische höhere Fachprüfung als Grenzwächter geschrieben, wie «Forum Z.» in der jüngsten Ausgabe berichtet. Der Mitarbeiter untersuchte, wie viel Bargeld mit Drogen, vor allem Kokain und zum Teil auch Heroin, verunreinigt ist. Das Resultat sind die bereits genannten 16 Prozent. Der Grund für das «nur»: Von den Beschuldigten werde immer wieder behauptet, dass auf allen Banknoten, und vor allem auf den schweizerischen, Spuren von Kokain zu finden seien, heisst es im Bericht weiter.

Dies wollte der Mitarbeiter widerlegen, und das ist ihm aus Sicht der EZV auch gelungen. Denn dieser hat sich für seinen Test die Noten an jenen Orten beschafft, wo seiner Meinung nach mit einem höheren Anteil an kontaminierten Geldscheinen zu rechnen sei: an Bahnhöfen, in Bars, Diskotheken. EZV-Sprecher David Marquis stellt klar, dass die 16 Prozent aus diesem Grund kein repräsentativer Wert für alle Schweizer Banknoten seien. «Der Durchschnittswert ist vermutlich tiefer», sagt er. Dennoch: Für die Diplomarbeit wurden mehrere Hundert Tests durchgeführt.

Kokainkonsum auf dem Vormarsch

16 Prozent ist eigentlich eine hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass bei einer Umfrage von Suchtmonitoring Schweiz aus dem Jahr 2015 nur vier Prozent der Schweizerinnen und Schweizer angaben, schon einmal in ihrem Leben Kokain konsumiert zu haben. Die Zahl der regelmässigen Konsumenten ist noch viel tiefer. Lediglich 0,2 Prozent der Befragten gaben bei der gleichen Umfrage an, in den letzten 30 Tagen Kokain zu sich genommen zu haben. Doch die Umfrage zeigt auch, dass Kokain in der Schweiz in den letzten Jahren auf dem Vormarsch ist. 1997 gaben noch 1,6 Prozent der Befragten an, das weisse Pulver schon einmal zu sich genommen zu haben. 2016 hat die EZV Bargeld im Wert von 3,1 Millionen Franken sichergestellt, das mutmasslich in Zusammenhang mit Betäubungsmitteldelikten steht. Grund für die Beschlagnahmung ist oft, dass das Geld mit Kokain kontaminiert ist. Oft erhärte sich der Verdacht im nachfolgenden Verfahren, dass «die fraglichen Personen in einem Zusammenhang mit dem Handel mit illegalen Betäubungsmitteln stehen», erklärt Marquis. Bargeld werde aber nur untersucht, wenn ein Anfangsverdacht bestehe. Doch auch wenn die Zöllner einen positiven Test machen: Für ein allfälliges Gerichtsverfahren reicht das noch nicht. Dafür ist ein zweiter positiver Test mit einem anderen Verfahren nötig. Das übernimmt in der Regel das Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern.

Mit seinen Tests wollte der Mitarbeiter in erster Linie herausfinden, wie zuverlässig die Methoden der EZV sind. Für die Untersuchung von Bargeld verwendet die Zollverwaltung Ionen-Mobilitäts-Spektrometer. Laut dem für die Diplomarbeit verwendeten Verfahren gilt Bargeld dann als mit Drogen kontaminiert, wenn 80 Prozent der geprüften Noten aus einem Geldbündel positiv getestet werden.

Als nächstes Euro-Noten testen

Aufgrund der Diplomarbeit – für die der Mitarbeiter die Bestnote seines Jahrgangs erhalten hat – legte die EZV für die Prüfung von Banknoten ein standardisiertes Verfahren fest. Details dazu will David Marquis «aus einsatztaktischen Gründen» nicht verraten. Doch eines ist klar: Die Untersuchung hat die EZV in ihrer Praxis bestärkt, kontaminiertes Geld zu beschlagnahmen und der Staatsanwaltschaft zu übergeben. Und auch der Mitarbeiter hat noch nicht genug. Jetzt untersucht er Euro-Noten, um Unterschiede zu den Franken-Noten festzustellen.

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