Ein Dörflinger startet am Weltfinale

Daniel Koch | 
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Portugal, wir kommen: Am Wochenende findet in Portimão das Rotax-Weltfinale statt. Am Start wird Pilot Jan Schwitter (Mitte) sein. Sein Vater Peter (links) wird als Mechaniker mitarbeiten. Teamchef ist Axel Gansloweit (rechts). Bild: Daniel F. Koch

Jan Schwitter ist Kartpilot. Am heutigen Donnerstag wird er 22. Danach reist er nach Portimão, nach Portugal, und misst sich am Weltfinale mit den Besten der Welt.

«Mein Leben ist der Motorsport», das sagt Jan Schwitter, gerade 22 geworden. In diesen Tagen bereitet sich Schwitter auf einen grossen Auftritt vor. «Es ist meine zehnte Saison im Motorsport.» Und die kann er mit der Teilnahme am Weltfinale im Kartsport krönen. Am Wochenende wird Jan Schwitter nach Lissabon fliegen. Dort holen ihn dann Vater Peter und Mutter Carmen ab. Gemeinsam fahren die Dörflinger im familieneigenen Kleintransporter dann weiter Richtung Süden an die Algarve. Ihr Ziel heisst Portimão, die über 55 000 Einwohner grosse Küstenstadt. Dort wird das Rotax Weltfinale 2017, benannt nach dem in Österreich beheimateten Erbauer der schnellen Flitzer, ausgetragen. Für dieses Finale haben sich die besten Kartfahrer der Welt qualifiziert. «Die Piloten kommen aus 60 verschiedenen Ländern. Sogar aus Indien sind Fahrer am Start», erzählt Jan Schwitter. In fünf Kategorien werden jeweils 72 Fahrer starten. Der die Schweiz vertretende Dörflinger startet in der Kategorie 125 Max und wird an der Startnummer 327 zu erkennen sein.

Top 15 im Klassefeld als Ziel

Schon im Vorjahr startete Schwitter an diesem Anlass, bei dem Kart und Material von den Veranstaltern gestellt werden, damit maximale Chancengleichheit besteht. Ein Rennen das Vater Peter Schwitter in seiner Gesamtheit als Riesenevent erlebt hat. Allerdings machten den Dörflingern technische Probleme zu schaffen. In diesem Jahr möchte Jan Schwitter erfolgreicher abschneiden. «2016 hatten wir das Ziel ins Finale zu kommen. In diesem Jahr möchte ich mich in der ersten Hälfte des Klassements, in den Top 15, klassieren», beschreibt der 21-Jährige Fahrer, der seinen Lebensunterhalt als selbständiger Innendekorateur verdient, sein sportliches Ziel. Angesichts der hochkarätigen Konkurrenz aus aller Welt ein hohes, aber kein unrealistisches Ziel für Schwitter. Mittlerweile kann er fahrerisch viel Erfahrung einbringen. Zudem ist es seine letzte Saison in dieser Rennklasse. In der neuen Saison steigt Schwitter in die Kategorie 125 MAX DD2 auf.

«Ich werde, solange es möglich und finanzierbar ist, im Motorsport bleiben», sagt Jan Schwitter über seine sportlichen Perspektiven. «Ich bin schon Formel BMW und Formel 3 gefahren. Mein Ziel wäre es, in den «grossen» Motorsport zurückzukehren. Entweder im Formel- oder Tourenwagensport, bestenfalls in den USA», verrät Schwitter. Allerdings, und da beginnt das Motorsportleben in der Realität, müsste Schwitter einige Sponsoren haben, die ihm nicht nur konkurrenzfähige Autos stellen, sondern auch die Reise- und Trainingskosten übernehmen würden. Für Jan Schwitter ist das ein Traum, wohlgemerkt. Doch manchmal werden Träume wahr.

Jetzt steht zuerst einmal die Realität des Rennfahrerlebens auf dem Programm. Und die spielt sich für den 22-Jährigen im Kartsport ab. Für viele grosse Piloten war er die günstigste Möglichkeit, in den Motorsport einzusteigen. Das Budget bei Schwitters liegt für eine normale Rennsaison, mit seinen sechs Rennveranstaltungen in ganz Europa, um die 15 000 Franken. Das aber ohne Verpflegungs- und Reisekosten. Die kommen noch hinzu. Kosten, die erst einmal eingenommen werden müssen. «Wir sind froh über jeden Sponsoringbetrag oder über Zuwendungen von Material», sagt Vater Peter Schwitter, der einst selber Kartrennen gefahren ist und weiss, wie ein Team um jeden Franken kämpfen muss.

Kämpfen für den Motorsport

In Portugal ist Jan Schwitter eingebunden in das in Münchenstein beheimatete Team Speed Racing. Dessen Chef Axel Gansloweit war selber ein erfolgreicher Kartsportler. Gansloweit liegt es am Herzen, nicht nur dafür zu sorgen, dass seine Firma im Motorsport Geld verdient. Ebenso wichtig ist es dem Teamchef, Rennsporttalente aufzuspüren, auszubilden und zu Erfolgen zu führen. Vor allem in der Schweiz, wo das Rundstreckenverbot seit Jahrzehnten Motorsport verhindert. «Es schickt sich halt nicht, diesen Sport zu fördern», beklagt sich Gansloweit. Dabei ist sich der Motorsport- förderer sicher, dass man viel Gutes ausrichten könnte, wenn die Rahmenbedingungen in der Schweiz verbessert würden. «Meine Erfahrungen zeigen immer wieder, dass Motorsport eine wahre Lebensschule ist. Die jungen Fahrerinnen und Fahrer lernen zielorientiert zu arbeiten, lernen den Umgang mit Siegen und Niederlagen und wie man sich immer wieder neu motiviert. Alles was man im späteren Leben, unabhängig davon, ob man sich selbständig macht oder als Angestellter im Beruf ist, braucht», sagt Axel Gansloweit. Er wird weiterhin um gesellschaftliche und politische Anerkennung des Motorsports kämpfen. Und dabei sein, wenn die Schwitters mit ihrem Sohnemann an den Rennen sind und gemeinsam arbeiten. «Bei Jan merkt man, dass seine Familie der grosse Rückhalt ist», sagt Axel Gansloweit.

Auch Jan Schwitter weiss um die Wichtigkeit von Öffentlichkeitsarbeit für seinen Sport. Einerseits erhält er viele Reaktionen auf Medienberichte über seine Renneinsätze. So kam beim Medientermin mit den SN zufälligerweise Dörflingens Gemeindepräsident Pentti Aellig vorbei und wollte wissen, ob er das Weltfinale schon gefahren sei. Als Schwitter verneinte, wünschte ihm Aellig viel Glück und ein gutes Resultat. Mit diesen Wünschen im Gepäck kann für Jan Schwitter beim Weltfinale nichts schief gehen.

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