Die Wirtinnen der «Sonne» hören auf

Alfred Wüger | 
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Über zehn Jahre wirteten Marina Gretener (links) und Ruth Hatt auf der «Sonne» in Benken. Ende des Jahres geht das Restaurant zu, und Anfang Januar gibt es dann eine Uustrinkete in der gemütlichen Gaststube. Bild: Michael Kessler

Uustrinkete ist Anfang Januar, und an Silvester gibt es noch ein Festmenü. Aber dann ist Schluss. Marina Gretener und Ruth Hatt verlassen nach über zehn Jahren die «Sonne» in Benken. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag stimme nicht mehr, sagen sie.

«Es ist schade um jedes gute Restaurant, das zugeht», sagt der Weinbauer Theodor Strasser aus Benken, der in der Nachbarschaft wohnt und oft in der «Sonne» zum Essen einkehrte. Zwar ist die «Sonne» nicht das einzige Restaurant in Benken, es gibt noch die «Guggeere» – wegen ihrer Lage hoch über dem Dorf ein Selbstläufer – sowie den «Baumgarten», der von den Fremdenzimmern lebt, aber die «Sonne» war die einzige Beiz, die durchgehend geöffnet hatte.

«Unter dem Strich schaut einfach zu wenig heraus, dafür, dass wir an 6 Tagen 10 bis 12 Stunden arbeiten.»

Marina Gretener, über zehn Jahre «Sonne»-Wirtin

Die Kosten laufen trotz toten Zeiten

Kein Wunder, reden die scheidenden Wirtinnen, Marina Gretener und ihre Schwester Ruth Hatt, von häufigen toten Zeiten und von Kosten, die aus dem Ruder laufen. «Wir haben einen fest angestellten Koch, und dann kommen keine Gäste», sagt Marina Gretener, «und auch die Pachtkosten, die Heizkosten, die Sozialleistungen, all das läuft weiter.» Ganz einfach: Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag stimmt nicht mehr. «Unter dem Strich schaut einfach zu wenig heraus, dafür, dass wir an sechs Tagen die Woche zehn bis zwölf Stunden arbeiten.»

Die «Sonne» ist ein grosses Restaurant, mit zwei Sälen, einem Innenhofgarten, einem Stübli für 40 Personen und Platz für gut 30 Gäste in der Gaststube.

«Die Wintermonate waren immer gut», sagt Marina Gretener, «die Zeit von Mai bis September war immer schwierig.» Dies, so die Mutmassung der Wirtin, weil Benken nicht am Wasser liegt. «Aber als wir anfingen, lief hier überhaupt nichts. Wir haben die ‹Sonne› auf die Beine ­gebracht dank unserer Freundlichkeit und dank gutem Essen.»

Wenn sie nun die «Sonne» verlassen, befällt die beiden Schwestern keine grosse Wehmut. «Es ist halt so.» Ruth Hatt möchte sich zur Ruhe setzen, und Marina Gretener will sich einen 70-Prozent-Job suchen, entweder in der Gastronomie, wie sie sagt, oder im Büro.

Die «Sonne» wird allerdings als ­Restaurant wieder aufgehen. Wann, ist ­allerdings noch absolut offen. Dies sagt Karin Keller, die die Idee hat, die «Sonne» am Freitag- und am Samstagabend zu öffnen, für eine Gastronomie unter dem Motto «Klein, fein und mit viel Herz». Karin Keller bezeichnet sich als Quereinsteigerin, aber: «Ich habe die Gastronomie im Blut. Seit 170 Jahren wirtet unsere Familie. Die ‹Sonne› gehörte meinen Grosseltern, jetzt gehört sie meinem ­Vater. Hier habe ich meine Wurzeln.» Karin Keller hat eine kaufmännische Ausbildung und die Handelsschule absolviert und bildet sich gastrotechnisch weiter. Sie hat drei Kinder und bewirtschaftet mit ihrem Mann in Uhwiesen einen Bauernhof. Was die «Sonne» betrifft: «Solange ich keinen Koch habe, kann ich nicht aufmachen.»

Wenig Laufkundschaft tagsüber

Theodor Strasser ist ein wenig skeptisch, was dieses neue Konzept betrifft. Er wünscht sich eine «Sonne», die, so wie jetzt, durchgehend offen ist. Aber eben: Laufkundschaft kommt wenig. Ruth Hatt weiss ganz genau, dass um halb drei ein bestimmter Gast kommt, dann um vier die Rentner. Aber nicht zum Jassen. Es werde kaum noch gejasst. Und Handwerker kehren auch nur wenige ein, und zwar weil in Benken nicht viel gebaut werde, wie die scheidenden Wirtinnen sagen.

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