Magere Kürbisernte trotz Erholung

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Aus Stettfurt kam gleich ein Anhänger voll mit Stroh unterlegter Kürbisse. Bild: zvg

In Rudolfingen sind in diesen Tagen die Kürbisse für die kommende Kürbisbeleuchtung geerntet worden. Nach dem schwierigen Anbaujahr mit Hagelschäden zeichnet sich ab, dass die eigene Ernte wenigstens für die kulina­rischen Spezialitäten reicht.

von Roland Müller

Am Samstagnachmittag war Hanspeter Wepfer mit Tochter Nele mit der Ernte der Kürbisse in einem der Felder in Rudolfingen beschäftigt. Sie werden für die traditionelle Kürbisbeleuchtung, zu Speisezwecken wie auch als Kürbisleuchten angebaut. Nach dem Auspflanzen im Mai und einem anschliessend eher trockenen und heissen Start mit grossem Wasserbedarf bis in den Juli hinein präsentierten sich die Kürbisfelder in einem erfreulichen Zustand.

In der Nacht auf den zweiten August wendete sich aber das Blatt dramatisch, als das grosse Hagelunwetter auch den Kürbiskulturen in Rudolfingen sehr stark zusetzte. Kürbisse wurden durch die Hagelkörner teilweise geradezu gelocht und die Frucht dadurch sehr beschädigt. Vom eigentlich für die Ausreife notwendigen Blattgrün war nichts mehr vorhanden. So zeigte sich am Tag nach dem Unwetter mit den zerschlagenen Blättern und durchlöcherten Kürbissen ein sehr trauriges Bild. Befürchtungen wurden laut, dass damit gar das Kürbisfest am 3. und 4. November gefährdet sei. Doch die Natur kann auch wieder vieles gutmachen, wie sich nun auch an den Kürbissen zeigt.

Viele sind eingegangen

Wohl haben viele Kürbisse diesen durch den Hagel an ihrer Fruchthülle verursachten Schaden mit teilweise tiefen Löchern bis ins Fruchtfleisch hinein nicht überstanden und sind verfault oder konnten als Folge des abgeschlagenen Triebes nicht mehr ausreifen. Doch der Kürbis ist bezüglich Widerstandsfähigkeit ein richtiges Unkraut. Bereits wenige Tage nach dem Unwetter begann es wieder zu grünen und zu blühen. Kurzum: Begünstigt vom idealen Wetter, konnte die Natur in den Folgewochen einiges korrigieren. Sofort strömten die Pflanzen Hormone aus, welche zu neuem Wachstum mit rascher Bildung neuer Blüten führte. Diese konnten sich in der Zwischenzeit zu beachtlichen Fruchtkörpern entwickeln.

Doch ein Grossteil dieser Früchte der zweiten Generation konnte bis zum Erntetermin nun nicht mehr bis zur Genussreife ausreifen. «Wir haben hier Sorten, welche über ein goldgelbes Fruchtfleisch verfügen müssen, damit sie geniessbar sind. Jenes in den Kürbissen der zweiten Generation ist aber grösstenteils noch grün und somit ungeniessbar», erklärt Hanspeter Wepfer. Entsprechend bleiben zahlreiche dieser Kürbisfrüchte auf dem Feld zurück. Er zeigt sich aber aufgrund der erfolgten Ernte sehr zuversichtlich.


Kürbisbeleuchtung Wenige eigene und viele gesponserte Kürbisse

Das wichtigste vorweg: Die Kürbisbeleuchtung kann auch dieses Jahr am 3. und 4. November wieder stattfinden. Das eigene Rudolfinger Kürbisfeld, welches die ­Initianten vom Dorfladenverein ­bewirtschaften, kann zwar nur rund 15 Prozent des üblichen Bedarfs für die Kürbisbeleuchtung ­decken, schätzt ­Judith Waser, Präsidentin des Ladenvereins. Vorwiegend für Speisen werden diese Kürbisse, welche vom Hagel nicht gänzlich zerstört ­wurden, genutzt.

Viele Privathaushalte in Rudolfingen liefern auch selber Kürbisse (siehe Hauptartikel). Doch der weitaus grösste Teil kommt dieses Jahr durch gespendete Kürbisse zusammen. Wie in anderen Jahren finden viele Kürbisse der Juckerfarm aus Rafz den Weg nach ­Rudolfingen. Kurz nach dem Hagelzug in der Nacht vom 1. auf den 2. August, der viele Kürbisse zerstörte, kam die Zusage aus Rafz, dass 1000 bis 1500 Kürbisse geliefert werden könnten – früher als in anderen Jahren, dafür an eine ­Bedingung geknüpft: «Die Kürbisse ­erhalten wir gratis, aber wir zahlen einzig die Erntekosten aus der Kasse des Ladenvereins», so Waser. In anderen Jahren habe Rudolfingen dafür erst kurz nach der Kürbisausstellung an Halloween auf der Juckerfarm in Seegräben die Zusage für Rafzer Kürbisse erhalten. «Diesmal gab er sie uns aus Solidarität, und obwohl dort auch viele Kürbisse zerstört wurden».

Auch das Aargauer Dorf Etzgen hat rund 100 Kürbisse zugesichert. Vor gut zehn Jahren hat das Dorf auf Anfrage das Rudolfinger Kürbisfest kopiert und adaptiert. «Unsere einzige Bedingung war, dass ihre Kürbisbeleuchtung eine Woche später stattfinden soll», so ­Waser. Da die Aargauer dieses Jahr eine gute Ernte hatten, wollten sie mit rund 100 gespendeten Kürbissen Danke sagen. Weitere Spender «überall zwischen Schaffhausen und Stettfurt TG» hätten sich gemeldet. Ein «60-Kilo-Mocken» aus Neuhausen musste gar mit dem Stapler abgeladen werden. «Ohne solche Zusagen und Spenden hätten wir die Kürbisbeleuchtung nicht durchführen können», sagt Waser. Sie gehe davon, dass das Minimum von 2000 Kürbissen, wovon 1200 bis 1300 zum Schnitzen und Ausstellen verwendet werden, erreicht sei. Solche Solidarität motiviere, weiterzumachen. «Es benötigte Überwindung nach dem Hagel. Aber die vielen Anrufe und E-Mails waren schon ein Aufsteller.» (M. G.)

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