Das Vergraulen der Toten als Party

Serena Schelling (ssc) | 
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Halloween bei sich zu Hause als persönliches Highlight: Sandra Forster liess sich in den Achtzigerjahren vom amerikanischen Trend mitreissen und brachte eine jahrtausendealte Tradition mit nach Diessenhofen.

Geister, Totengräber und Hexen zieren den Garten. Ein kleines Mädchen mit blutverschmiertem Gesicht schaukelt in der Einfahrt des Hauses hin und her. Überall hängen Spinnweben. Kürbisse mit schauerlichen Grimassen stehen am Rand des Weges, der zur Eingangstür führt. Verantwortlich für die gruselige Umgebung ist Sandra Forster. Für sie steht ein grosses Ereignis vor der Tür: «Halloween ist mein Jahreshighlight», sagt sie.

Forster lebte während der Achtzigerjahre für vier Jahre in den USA. «Dort habe ich das Halloween der Superlative kennen- und lieben gelernt», sagt sie. Vom ursprünglich keltischen Brauch sei sie schon immer fasziniert gewesen: Der Gedanke daran, dass verstorbene Seelen in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November ihr Unwesen trieben, habe sie gepackt. «Gemäss Tradition werden jedes Jahr am 31. Oktober Kürbisse, Horrorpuppen und Gräber aufgestellt, um die ­Toten zu vergraulen», sagt Forster. Doch nicht nur als Verteidigungsstrategie gegen herumspukende Geister schmückt sie ihr Haus und ihren Garten, sondern vor allem aus Faszination am Morbiden. «Das Dekorieren bereitet mir grossen Spass», sagt Forster.

Bereits zum fünften Mal dekoriert sie ihren Garten und veranstaltet heute eine Halloween-Party bei sich zu Hause. Hierzu dienen zwei Räume im Keller, die mit schwarzen Tüchern verkleidet sind. Wohin man auch schaut, jeder Winkel ist passend zu Halloween dekoriert. Skelette hängen von der Decke herab, die Wände sind mit Ketten, Spinnweben, Kakerlaken und unheimlichen Bildern von Gruselgestalten geschmückt. Neben der Dekoration beeindruckt Forster mit ihren schaurig-schönen Speisen. Rote Glubschaugen, blutende Guetslifinger mit Mandelnägeln und brennend scharfes Chili serviert sie. Zusätzlich gibt es zweierlei Bowlen. «Die meisten meiner geladenen Gäste nehmen sich den nächsten Tag frei», sagt Forster. Schliesslich müsse ordentlich gefeiert werden.

Doch nicht nur Erwachsene erfreuen sich an Forsters Halloween-Party, sondern auch die Kinder der Nachbarschaft sind von der Dekoration hellauf begeistert. «Inzwischen hat sich mein Event herumgesprochen, und die Kinder kommen jedes Jahr ihre Süssigkeiten abholen und be-staunen den Garten», sagt der Halloween-Fan.

«Halloween ist so toll, weil sich jeder hinter einer Fassade verstecken kann.»

Sandra Forster, Halloween-Liebhaberin

Natürlich hätten die Party und das Dekorieren auch ihren Preis: «Pro Jahr gebe ich durchschnittlich 2500 Franken für Halloween aus», sagt sie. Das Teuerste dabei seien die Horrorpuppen. Eine animierte Puppe, die ein bis zwei angsteinflössende Sätze spricht, kostet im Horrorshop etwa 300 Franken.

«Zum Dekorieren brauche ich etwa ein bis zwei Monate», sagt Forster. Der Aufwand lohne sich allerdings allemal, da sich Forster neben der Party auch noch gern verkleide. «Halloween ist so toll, weil sich jeder hinter einer Fassade verstecken kann», sagt sie. Neben Halloween verkleidet sie sich jedes Jahr an Hilari und an der Fasnacht. Forster lässt ihre Dekoration noch bis Ende dieser Woche stehen.

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