«Kirchhofplatz»: Die Leiterin ist weg

Zeno Geisseler | 
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Organisatorische Probleme, überlastete Angestellte, besorgte Angehörige von Heimbewohnern: Das Alterszentrum Kirchhofplatz ist in der Krise. Ein Chefwechsel soll die Probleme nun beheben. Bild: Selwyn Hoffmann

Das grösste Altersheim der Stadt Schaffhausen braucht eine neue Spitze. Beatrice Mathys hat gekündigt. Sie war unter den Angestellten sehr umstritten gewesen.

Beschwerden von Mitarbeitenden? Schwierigkeiten mit der Führung? Davon wollte Stadtrat Simon Stocker (AL) nichts wissen, als die SN ihn im September mit Klagen zum Alterszentrum Kirchhofplatz konfrontierten. Mehrere Personen, Angestellte wie auch An- gehörige von Heimbewohnern, hatten sich bei den SN gemeldet und sich über unhaltbare Zustände im grössten städtischen Altersheim beklagt. In der Kritik stand vor allem Heimleiterin Beatrice Mathys. Doch Sozialreferent Stocker sagte damals nur, er sei mit Frau Mathys «sehr zufrieden».

Jetzt aber ist sie weg. Freigestellt per sofort. «Aus gesundheitlichen Gründen», schrieb die Stadt gestern in einer Medienmitteilung.

«Mit allen Kadern und allen Mitarbeitenden, welche dies wünschten, wurden Gespräche eingeleitet. Dies wurde sehr rege genutzt.»

Simon Stocker, Schaffhauser Stadtrat

Was war passiert? Nach dem Bericht in den SN gab Stocker eine interne Untersuchung in Auftrag. «Mit allen Kadern und allen Mitarbeitenden, welche dies wünschen, wurden Gespräche eingeleitet. Dies wurde sehr rege genutzt. Es gab über 20 Einzelgespräche», sagte Stocker gestern auf Anfrage. «Wir wollten von den Mitarbeitenden wissen, wie es ihnen geht, was gut läuft, was fehlt und was man besser machen könnte.» Das Fazit: «Die Mitarbeitenden leisten sehr viel. In den letzten paar Monaten sind die Menge und das Tempo durch externe Faktoren und interne Projekte sowie durch den Anstieg der Pflegebedürftigkeit der Bewohnenden so angewachsen, dass in gewissen Teams die Arbeitsbelastung sehr gross wurde», sagte Stocker.

Stellen aufgestockt

Anders gesagt: Beatrice Mathys hatte die Mitarbeitenden im «Kirchhofplatz» schlicht überfordert. Sie wollte von zu wenigen zu viel zu schnell.

So pointiert hat es die Stadt in ihrer Medienmitteilung nicht ausgedrückt. Sie schreibt, es gebe Optimierungsmöglichkeiten. Die «Umstellung auf neue Wohnformen» habe zu «Verschiebungen der Aufgaben» geführt.

Die starke Zunahme von pflegebedürftigen Bewohnenden habe Auswirkungen auf die Arbeitsintensität der Mitarbeitenden. Dieser neuen Situation müsse durch organisatorische Anpassungen Rechnung getragen werden. Nun sollen Mitarbeitende «gezielt entlastet» werden, nicht zuletzt, indem mehr Leute eingestellt werden. Und: Umfangreiche Projekte sollen reduziert werden. Sprich: Das, was Mathys angerissen hat, kann so nicht weitergeführt werden.

Noch im September sprach Stadtrat Stocker davon, dass mit Mathys das Heim neu strukturiert werden solle. Er sprach damals von einem Kulturwandel.

Ein Kulturwandel, der vor allem bei den Mitarbeitenden gar nicht gut ankam. Sie kritisierten, dass Mathys kaum zu erreichen sei, sie sei oft abwesend. Dies auch, weil sie einen Tag pro Woche im Home Office arbeitete. «Ich brauche diesen Tag», sagte Mathys damals den SN. «Hier ist es so ein Bienenhaus! Es gibt keine ruhige Minute.»

«Nähe vermisst»

Stocker sagte gestern, dass viele Mitarbeitende eine gewisse Nähe zur Führung vermisst hätten. «Etwa, dass man fragt, wie es geht.» Durch die zahlreichen Projekte sei eine solche Nähe nur sehr eingeschränkt möglich gewesen. Stocker vermutet, dass auch die Kritik am Home Office der Heimleiterin letztlich Ausdruck dieser gefühlten mangelnden Nähe gewesen sei.

Mathys schmiss den Bettel schliesslich hin. Sie gab die Leitung ab und reichte ihre Kündigung ein. Sie sei per sofort freigestellt, weil ihre Präsenz aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich sei, schreibt die Stadt.

Bei der Suche nach einem Nachfolgerin oder einem Nachfolger will sich die Stadt Zeit lassen. Derzeit führt Monica Studer, Bereichsleiterin Alter bei der Stadt Schaffhausen, das Alterszentrum. «Sie geniesst sehr viel Vertrauen», sagt Stocker.

Dieses Arrangement soll aber nur von kurzer Dauer sein. Für die kommenden Monate werde eine Interimsleitung gesucht. Die definitive Neubesetzung der Stelle soll dann im neuen Jahr erfolgen: «Wir werden im Verlauf des nächsten Jahres die Stelle ausschreiben und gehen davon aus, die Stelle bis Ende 2018 wieder besetzen zu können.»

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