«So etwas erlebt man nicht alle Tage»

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In 45 Metern Höhe wurden ­gestern die vier Ziffernblätter der Turmuhr des St. Johanns demontiert – für alle Beteiligten ein spannendes Ereignis.

von Anastasia Baschlykoff

Der St. Johann ist neben dem Münster die zweite grosse Kirche von Schaffhausen. Mit einer Breite von 34 Metern gilt der St. Johann nach den Basler und Berner Münstern als drittbreiteste Kirche der Schweiz. Der ­Baubeginn des Kirchengebäudes wird auf das Jahr 1000 geschätzt. Seitdem wurde die Kirche bereits mehrfach ­umgebaut und restauriert. Ihre letzte Grundrenovierung fand 1990 statt. Diese Woche wird eine erneute Reparatur in die Wege geleitet: gestern wurde das Uhrwerk im Kirchturm demontiert. Knapp zwei Wochen waren die Antriebswellen für dessen Zeiger nun defekt. «Geflickt wurden die Zifferblätter und Zeiger das letzte Mal 1956», berichtete Alexander Schrodin, Leiter vom städtischen Werkhof Hochbau.

Die Demontage begann gestern um sieben Uhr morgens. Um 9.30 Uhr war eines der insgesamt vier Ziffernblätter schon komplett abgebaut. «Das Ziel ist es, alle Ziffernblätter bis zum Abend abmontiert zu haben», sagte Malerpolier Kurt Bolli von der Moretti Maler AG. Zusammen mit dem Servicetechniker Fritz Geissbühler von der Muff Kirchturmtechnik AG war er für die Demontage verantwortlich. Vor der eigentlichen Arbeit mussten sich beide mit der Konstruktion eines jeden Ziffernblattes vertraut machen. Beim ­Abbau folgten sie einer bestimmten Reihenfolge: zuerst wurden die Zeiger entfernt, dann der Zahlenkranz und zuletzt das Wellenlager. Kompliziert wurde es nur, als unvorhergesehene Probleme – beispielsweise mit der­Kugellagerbuchse – auftraten. Eine weitere Schwierigkeit stellte die Abhängigkeit vom Wetter dar: Die Arbeiten mussten wegen Regens zeitweise unterbrochen werden. «Das Schlimmste sind starke Windböen», sagte Bolli. «Bei ihnen kann es oben auf der Arbeitsbühne ganz schön wackelig werden.» Zu grossen Windstössen kam es gestern aber glücklicherweise nicht.

Die Arbeitsbühne stellte die Moretti Maler AG zur Verfügung. Auf ihr hantierten Bolli und Geissbühler in einer Höhe von etwa 45 Metern. Schwindelig wurde es den beiden dabei nicht. «Wir geniessen eine aussergewöhnliche Aussicht auf die Stadt», sagte Kurt Bolli. Aussergewöhnlich war der gestrige Arbeitstag aber für alle Beteiligten. «So etwas erlebt man nicht alle Tage», so Malermeister Beat Moretti.

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