Traurigsein, selbst gemacht

Anna Rosenwasser | 
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Stephen Burch alias The Great Park überzeugte beim Akustikkonzert auf der Kammgarnterrasse. Bild: Bruno Bührer

The Great Park spielte das letzte der Akustikkonzerte auf der Kammgarnterrasse.

Das Setting könnte einen kaum eindringlicher bedauern lassen, dass diese Konzertreihe vorerst zu Ende geht: Am Donnerstagabend endeten die Akustik-Terrassenkonzerte vor der Kammgarn mit einem Auftritt von The Great Park. Das Wetter war sommerlich, aber nicht schwül; das Abendlicht warm, aber nicht grell; die Tische und Stühle gut besetzt, aber nicht überfüllt. So wirkte es denn durchaus passend, als Stephen Burch, der Mann hinter The Great Park wie auch dessen Label Woodland Records, sich vor eine altmodisch anmutende Stubenlampe setzte, mit nichts als Gitarre und seiner Stimme. Als «so was wie der Vertreter von Do It Yourself» angekündigt, wirkte er so gar nicht wie ein zu­sammengebastelter Impro-Abenteurer. Das Publikum zog Burch mit dem ersten Ton in seinen Bann – was nötig ist, bedenkt man die sanfte, traurige Art seiner Musik, die er selbstironisch auch mal als «problem folk» oder «miserable acoustic songs» bezeichnet.

Mit seinen vierzehn Alben und dem Vollzeit-Musikmachen gilt Stephen Burch als umtriebiger Musiker. Derzeit in Deutschland wohnhaft, tritt der Brite nicht nur gelegentlich unter anderem in der Schweiz auf, sondern besucht auch Schulen, um vom Musikmachen, Von-der-Musik-Leben und besagtem Do It-Yourself zu berichten. Burchs Herangehensweise an sein eigenes Schaffen ist denn auch ein respektvolles, leidenschaftliches, stets neugieriges und dadurch innovatives Vorgehen: Die eigene Setlist oft spontan gestaltend, beginnt er seine Konzerte aktuell gern mit Folk-Covers, die er durch das Spielen selbst besser zu verstehen sucht. Burchs Stimme fällt dabei, neben gekonntem Gitarrenspiel, besonders auf: Immer entweicht ihr die Melodie, sie bricht oder kippt ins Flüstern, bringt eine Zerbrechlichkeit mit sich, die wohl mitschuldig ist an Burches Ruf des traurigen Liedermachers. Die Atmosphäre derweil leidet mitnichten darunter: Auf der Kammgarnterrasse wird kollektiv über die liebevollen, gelegentlich ironischen Texte Burches gelächelt und gelacht. Hinzu kommt der auffallend schlagfertige Humor des Musikers, der einen charmanten Kon­trast zur «problem folk»-Musik darstellt.

Der Schaffhauser Auftritt von The Great Park wird mitunter mal laut, gar stürmisch, tappt dann wieder im Stillen, für die ein solches Terrassenkonzert kaum besser geeignet sein könnten. Umso bedauerlicher, dass sich das Publikum nach der Pause nicht mehr vollkommen beruhigen kann, Burch gegen Gespräche ansingen muss. Der Musiker behält unterdessen seinen Humor, gewinnt noch mehr die Gunst der Zuhörenden, als dies ohnehin der Fall war, und sorgt für einen glorreichen Abschluss auf der Kammgarnterrasse. Die Reihe ist übrigens noch nicht komplett vorbei: Das allerletzte Konzert findet mit der Band Serafyn am 20. Juli in der Rhybadi statt.

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