Ein Stockwerk für Zwischennutzungen

Daniel Jung | 
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Auf fünf Stockwerken bietet der Westflügel der Kammgarn jeweils rund 1600 Quadratmeter Fläche. Ein Stockwerk soll nun für eine Zwischennutzung für zwei Jahre zur Verfügung gestellt werden. Bild: Daniel Jung

Im Westflügel der Kammgarn will der Stadtrat eine Etage für eine zweijährige Zwischennutzung bereitstellen. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein Trägerverein.

Zwischen 1982 und 2014 befanden sich im Westflügel der Kammgarn die Hallen für Neue Kunst. Anfang 2014 wurde das Museum geschlossen. Im Mai 2015 wurde bekannt, dass eine Hochschule in den Westflügel einziehen soll. Anfang 2016 wurde dafür die Hochschule Schaffhausen AG gegründet, hinter der die International University Network World GmbH (IUN World) aus Deutschland steht. Im letzten November wurde jedoch klar, dass die Verhandlungen über den Verkauf zweier Stockwerke im Westflügel zwischen der Stadt und der IUN World gescheitert waren. Deshalb musste der Stadtrat seine Strategie zur Umnutzung des Westflügels nochmals grundsätzlich überarbeiten (siehe Kasten).

Um die Dauer bis zur definitiven Umnutzung zu überbrücken, hat Stadtrat Daniel Preisig (SVP) gestern ein Konzept für eine Zwischennutzung des Westflügels vorgestellt – dies als Antwort auf die Interpellation von Jonathan Vonäsch zu «Zwischennutzung von leer stehenden Liegenschaften».

Weil die politischen Entscheidungen bis zur Umnutzung noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden, soll eines der Stockwerke im Westflügel für eine Dauer von zwei Jahren zwischenvermietet werden. Erst danach wird die Sanierung beginnen.

Der Stadtrat beschränkt sich bei der Zwischennutzung auf ein Stockwerk, weil bauliche Anpassungen nötig sind. Mehr Raum zur Verfügung zu stellen, wäre mit höheren Kosten und höheren Risiken verbunden gewesen.

100 000 Franken für Anpassungen

So möchte der Stadtrat 100 000 Franken einsetzen, um eine WC-­Anlage wieder in Betrieb zu nehmen, elektrische Installationen zu erneuern, Türeinfassungen zu verbessern und Leichtbauwände zu erstellen. Die Stadt tätigt diese Investitionen aber nur, wenn ein noch zu gründender Trägerverein glaubhaft versichert, die Fläche auch wirklich zu mieten. Dabei kalkuliert die Stadt mit einem Mietpreis von 60 Franken pro Quadratmeter und Jahr. Der Trägerverein wäre auch zuständig für die Administration. Würde das Stockwerk für zwei Jahre vermietet, so würden die Investitionen finanziert und ein Beitrag an die Unterhaltskosten des Gebäudes geleistet, die auch ohne Zwischennutzung anfallen. Der Stadtrat ist im Gespräch mit dem Kulturbündnis Schaffhausen, um den Trägerverein zu gründen. Für den 8. Juni ist eine Informationsveranstaltung geplant. «Die Zwischennutzung hat mehrere Vorteile», sagte Finanz­referent Preisig. Einerseits würde ein Engagement aus Kulturkreisen unterstützt. Andererseits erhalte die Stadt einen kreativen Hotspot.

Zwar äusserten einige Sprecher aus dem bürgerlichen Lager Bedenken. Insgesamt sah sich der Stadtrat gestern aber in seinem Vorgehen bestätigt. Die Investitionen kann er als Nachtragskredit selbständig beschliessen – es brauchte also keine Abstimmung.

Für den Regierungsrat ist eine Verlegung der PHSH keine Option

Im letzten August hatte Grossstadtrat Urs Fürer (SP) ein Postulat eingereicht mit dem Titel «Wie weiter mit dem Westflügel der Kammgarn». Darin machte Fürer den Vorschlag, neben der Hochschule der IUN World auch die Pädagogische Hochschule Schaffhausen (PHSH) in die Räumlichkeiten der Kammgarn West umzusiedeln.

Inzwischen ist klar, dass die IUN World im Westflügel keine Hochschule aufbauen wird. Ebenfalls klar ist seit gestern, dass der Regierungsrat an einem Umzug der PHSH vom Ebnat in die Kammgarn nicht interessiert ist. «Die Kantonsregierung hat mir mitgeteilt, dass für sie eine Verlegung der PHSH in die Kammgarn West kein Option darstelle», sagte Stadtpräsident Peter Neukomm im Parlament.

Weil sein Postulat der Kernidee beraubt war, entschied sich Urs Fürer, es in eine Interpellation umzuwandeln, die nach der Diskussion erledigt ist.

So wurde das Traktandum genutzt für eine Debatte zum Westflügel. Stadtpräsident Neukomm kündigte an, dass die Vorlage zur Umnutzung noch dieses Jahr veröffentlicht werden solle – dazu gehört auch der Bau eines unterirdischen Parkhauses im Hof.

Der Stadtrat möchte im Erdgeschoss und im ersten Stock die Freihandbibliothek sowie kulturelle Nutzungen und einen Gastrobetrieb einrichten. Zudem sollen auch wirtschaftliche Nutzungen Platz finden.

Dass die Kammgarn immer noch leer stehe, sei für den Stadtrat ärgerlich, das Kapitel IUN World eine riesige Enttäuschung, so Neukomm. «Ich ärgere mich masslos, dass wir hier so viel Zeit verloren haben», sagte er.

Walter Hotz (SVP), Bea Will (AL), Iren Eichenberger (ÖBS) und Christian Ulmer (SP) äusserten Unverständnis über das Desinteresse des Regierungsrats an den Räumlichkeiten.

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