Über 100 000 Liter Bier in 150 Jahren

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150 Jahre Abendschoppen feiert man bei der Mittelschulverbindung Scaphusia mit ziemlich viel Bier. Bild: zvg

Seit 150 Jahren trifft sich die Scaphusia jeden Mittwoch zum Abendschoppen in ihrem Stammlokal Falken.

In der Bude, dem Vereinszimmer der Scaphusia, wird um 19 Uhr noch geputzt. Es riecht nach abgestandenem Bier und Zigarettenrauch. Laurin Wiesendanger v/o Kubus, Präsident der Scaphusia, lernt in einer Ecke für die Schule. Er erklärt, dass die Bude jeden Mittwoch von den Fuxen, also den jüngsten Mitgliedern, geputzt werden müsse. Das «Fuxenjahr» hat er schon lange hinter sich. Der 19-Jährige packt seine Arbeitsmappe zusammen und begibt sich nach unten in den öffent­lichen Teil des Restaurants Falken an den Stammtisch der Scaphuisa. Dort feierte die Mittelschulverbindung am Donnerstag einen besonderen Anlass.

Am 10. November 1866 hatte Dr. med. Ernst Tiegel v/o Tanne den Abendschoppen gegründet. Man traf sich vorerst am Dienstag in der Burg am Schwabentor. Seither hat man das Lokal mehrmals gewechselt. Vor über 100 Jahren kam man dann in den «Falken» – so steht es in der Geschichte der Scaphusia geschrieben. Über die Motivation der Gründer kann nur spekuliert werden. Alt Nationalrat Michael E. Dreher v/o Aal: «Der Stammtisch diente wohl dazu, sich über das Geschehen in der Stadt auszutauschen. Gell, me verzellt sich i de Stadt, dass …» Sein Sitznachbar Andreas Wüscher v/o Codex bringt es auf den Punkt: «Der Stammtisch von damals ist das heutige WhatsApp.»

«Silentium Corona!», ruft Präsident Kubus. Die Gespräche verstummen. Codex versucht, seinen Satz noch zu beenden, der Präsident weist ihn zurecht und zwingt ihn, von seinem Bier zu trinken. So will es der Comment, das Gesetz der Verbindung. Der Präsident hat das Sagen, er stimmt auch den ersten Cantus an. Die knapp 20 anwesenden Scaphusianer singen mit voller Inbrunst den «Heiteren Lebenslauf» – auswendig. Begleitet werden sie vom Studenten Lars Wicki v/o Klimper am Klavier. «Der Junge ist sensationell», sagt Aal, «er macht alles mit dem Gehör, Notenlesen kann er nicht.»

Im Restaurant sitzen auch noch andere Gäste, Gespräche können sie keine führen, zu laut ist der Gesang der Verbindungsmitglieder. «Der Wein macht alles gleich», heisst es in der letzten Zeile des Cantus. So ähnlich ist es auch in der Scaphusia. Zwar gibt es eine klare Hierarchie, so sind die Fuxen etwa für den Biernachschub verantwortlich und die Burschen für die Organisation. Trotzdem stossen alle miteinander an.

«Girls» hat’s keine

An diesem Abend sind auffallend viele junge Männer dabei. Aal findet das schön. Der 72-Jährige geniesst den Austausch mit der jungen Generation. Nur Frauen gehören nach wie vor nicht zu der Mittelschulverbindung. Aal verweist auf die Tradition. Es gebe nun mal Sachen für die «Girls» und für die «Boys». Und Codex erzählt, es habe mal einen Versuch gegeben, eine Frauenverbindung aufzubauen, dieser sei aber gescheitert.

Nach dem Gesang widmen sich die Scaphusianer wieder dem Gespräch. Natürlich geht es vor allem um die Präsidentschaftswahl in Amerika, aber auch die alten Geschichten der Scaphusia werden erzählt. Es wird spekuliert, wie viel Bier in den letzten 150 Jahren an den Abendschoppen getrunken wurde. Die Resultate der Bierrechnungen nehmen astronomische Züge an. Man einigt sich dann aber auf etwas über 100 000 Liter.

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