Erste Erklärungsversuche fürs Baudebakel

Luc Müller | 
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Das Alterswohnheim, hier der inzwischen fertiggestellte Ostteil, wird nun schon mehr als 30 Millionen kosten. Bild: Ulrich Flückiger

Die Baukosten für das Altersheim seien von Anfang an zu tief angesetzt worden, kritisiert der Thaynger Gemeindepräsident.

Von ursprünglich 25 Millionen Franken auf über 30 Millionen: Die Kosten für den Umbau und die Sanierung des Alterswohnheims in Thayngen sind seit Baubeginn 2015 regelrecht explodiert. Noch ist nicht klar, was das für Auswirkungen auf die Höhe der zukünftigen Grundtaxe für die Bewohner haben wird. Eine neu ­gegründete Kommission erarbeitet ­aktuell eine Taxstruktur (SN berichteten).

Für den Thaynger Gemeindepräsidenten Philippe Brühlmann war seit Bekanntgabe der Kostenexplosion immer schon klar: Intern wird auf den Tisch gebracht und analysiert, was auf den Tisch muss. Auch die Geschäftsprüfungskommission des Thaynger Einwohnerrates ist involviert und bereits an der Arbeit, die Gründe für die gestiegenen Baukosten zu prüfen.

«Unpräzise Kostenrechnung»

Doch nun gibt es bereits klare Worte seitens des Gemeindepräsidenten, die so von ihm noch nicht zu hören waren. In seinen «Randnotizen» vom Oktober schreibt er: «Das Abstimmungsprojekt wurde beispielsweise viel zu früh vors Volk gebracht, ohne eine präzise Kostenberechnung – hätte diese stattgefunden, wäre das Projekt auf rund 35 Millionen gekommen.» Konkret stimmten die Thaynger im August 2012 an der Urne über einen Baukredit von 25 Millionen ab. Gemäss Gemeindepräsident Philippe Brühlmann gab es zuvor eine Projektstudie zum Altersheim. «Man hat darin nach Kubikmeter, die verbaut werden, gerechnet. So ist man auf die Zahl von 25 Millionen Franken gekommen», erklärt Brühlmann.

Nach der Ausschreibung des Bauprojektes habe ein anderer Architekt den Faden aufgenommen und bei der Planung nachgerechnet: Damals sei klar geworden, dass der Bau teurer wird, wenn die vorhandenen Planungsunterlagen umgesetzt werden. Also lag der Hauptfehler beim Vorprojekt, auf das sich der Baukredit abgestützt hat? Brühlmann dazu: «Dazu kann ich nichts sagen. Wir prüfen nun alle Vorgänge.»

Zudem sieht Philippe Brühlmann Gründe für die Kostenexplosion auch darin, dass man keinen Neubau, sondern die alte Substanz erhalten wollte und eine Erweiterung vorgenommen habe. Zudem sei die Etappierung bei laufendem Betrieb des Alterswohnheims ein Kostentreiber. Das gelte auch für die «unechten Einsparungen durch Zweckoptimismus in der Projektierungsphase, die in der Ausführungsphase sinnvollerweise doch vollständig umgesetzt werden mussten». Gemäss Brühlmann gehören dazu die Kühlung der Medikamentenräume, der Teilabbruch von Unterlagsböden, der Teil­ersatz des internen Notrufs, Heizungen für die Nasszellen oder Deckenverkleidungen. Da diese Arbeiten doch noch ausgeführt wurden, stiegen die Kosten und zusätzlich wegen unvorhergesehener Situationen wie Asbestsanierungen, Liftdefekt und zusätzlicher Innen- und Aussengerüstungen auf nun über 30 Millionen Franken. Schon im März hatte der Einwohnerrat Thayngen einen Nachkredit für ungebundene Kosten in Höhe von 500 000 Franken genehmigt. Im August wurde dann bekannt, dass die Baumeisterkosten nochmals um 1,2 Millionen angestiegen sind. Dank getätigter Rückstellungen schlägt die Kostenerhöhung nur mit 0,6 Millionen zu Buche.

Zudem erklärt der Gemeindepräsident zur Kostenexplosion: «Weiter sind Leistungsausschreibungen mit zu geringen Mengen eingeflossen, und es gab keine Budgetreserven, welche ­geplant oder bewilligt waren.»

«Zu blauäugig»

In der Baukommission Alterswohnheim sitzt Einwohnerrat Paul Zuber (SP): Was sagt er zu den Vorwürfen, es habe zu Beginn schon Planungsfehler gegeben? «In der Kommission wurde nicht viel über Zahlen gesprochen. Die Baufachleute haben nach der Abstimmung aber schon gesagt, dass der Bau eigentlich über 30 Millionen kostet, wenn alles Wünschenswerte verbaut werde», erinnert sich Zuber. Man habe das Projekt dann redimensioniert, um auf die 25 Millionen zu kommen. «Der Baukredit von 25 Millionen war zu blauäugig berechnet. Ich habe mich in der Baukommission aber auf diese ­Expertenzahl verlassen.»

Marco Passafaro (SP), Präsident der Geschäftsprüfungskommission des Thaynger Einwohnerrates, erklärt: «Der Baukredit von 25 Millionen wurde zu tief angesetzt. Die Kostenüberschreitung über 30 Millionen musste so kommen. Man hätte von Anfang an mit dieser Zahl operieren sollen.» Für ihn ist klar, dass schon bei der Planung Fehler passiert sind. Es stelle sich die Frage, wie verbindlich die Zahlen für die Offerte waren und ob allenfalls Regressansprüche möglich seien.

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