«Die Schminkbar ist mein erster Gedanke»

Jeannette Vogel | 
Noch keine Kommentare
Die Unternehmerin Bea Petri in der Schminkbar in Zürich. Bild: zvg

Bea Petri, Gründerin und ­Inhaberin der Schminkbar-Betriebe, übergibt ihr Lebenswerk an ihre Töchter sowie ihren Schwiegersohn. Und sie bleibt als Angestellte im Unternehmen.

Bea Petris aussergewöhnliches Kosmetikkonzept ist auf vier Betriebe in Zürich angewachsen; ein weiteres Geschäft hat die gelernte Apothekergehilfin 2015 am Winterthurer Bahnhofplatz eröffnet, die Firma hat insgesamt rund 100 Angestellte.

«Es ist seit 15 Jahren eine sehr intensive Geschichte – alles wird grösser», sagt Bea Petri, Unternehmerin und Ehefrau von Thomas Feurer, dem ehemaligen Schaffhauser Stadtpräsidenten: «Wir haben in der Schminkbar mehr Leute im Büro und mehr an der Front.»

In den letzten zwei Jahren hat Petri einen Übergangsprozess eingeleitet: «Ich gehe mit schwerem Herzen – es ist mir nicht leichtgefallen, mich zu lösen. Mein erster Gedanke beim Aufstehen und mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen ist immer die Schminkbar.» Das Unternehmen bleibt in der Familie. Petri hat ihre Aktien an ihre Töchter Lia und Kim sowie an den Schwiegersohn Marc Rotter-Petri verkauft: «Ich konnte nicht Aktienbesitzerin bleiben und die Verantwortung abgeben», sagt Petri und wird nun die Angestellte ihrer Kinder – denn sie wird einen Aufgabenbereich behalten und sich weiterhin um alle PR-Belange sowie um die Inneneinrichtung der Läden kümmern und so das offizielle «Gesicht» der Schminkbar bleiben.

«Angefangen hat es mit einem Flop in Bern – dort herrscht eine andere Mentalität», erzählt die Unternehmerin. Bei der Eröffnung ihrer Schminkbar 2001 in Bern schien zwar Interesse vorhanden zu sein, Geld liessen die Berner aber keines liegen. «Die Zürcher sind viel offener, aber auch verwöhnt, ihr Anspruch ist hoch – da bleibt wenig Luft nach oben. Doch, zum Glück muss ich sagen, der Laden ist brätsched voll.» Trotz des reduzierten Pensums – Zeit zum Nichtstun bleibt der jung gebliebenen Unternehmerin kaum, sie wird sich intensiver dem Ausbildungsprojekt «Nas Mode» in Burkina Faso (West- afrika) widmen – für ihr Engagement in Burkina Faso wurde sie 2014 mit dem Entwicklungspreis des Kantons Schaffhausen geehrt. Und sie plant einen zweiten Film: «Ich habe bereits einen zehnminütigen Kurzfilm gemacht, jetzt schwebt mir ein Dokumentarfilm über Afrika vor. Mein Mann unterstützt mich sehr, wir besprechen alle Projekte zusammen, und er hat mich schon vier-, fünfmal nach Afrika begleitet», sagt sie. In diesem Film wolle Petri auch Informations- und Aufklärungsarbeit leisten: «Es ist schon erstaunlich, wenn ich ­Afrika erwähne, sagen manche Leute: Da war ich schon. Und erzählen dann von ihren Golfferien in Südafrika.»

Kein Laden in Schaffhausen

Bei diesen vielen Aufgaben und Plänen: Kann sich die findige Geschäftsfrau die Eröffnung einer Schminkbar in Schaffhausen vorstellen? Petri winkt ab: «Nein, ich plane keinen Laden in Schaffhausen, dazu braucht es ein lebendigeres Stadtzen­trum», sagt sie und verdeutlicht: «In der Schminkbar herrscht eine Basarstimmung – hier ist oft der Teufel los.» Am Hauptsitz in Zürich habe es bis zu 12 Kosmetikerinnen und 20 Gäste: «Es gibt keine Kabinen, hier wird gegessen, getrunken und gleichzeitig lassen sich die Kundinnen und Kunden behandeln und reden miteinander.» Die Schminkbar funktioniere, weil sie mit Leben gefüllt sei – ein anderes Konzept wolle sie nicht, so Petri weiter.

Der enge Kontakt mit der Stadt werde laufend durch die Schaffhauser Kundschaft vertieft, ebenso durch die Angestellten, von denen ebenfalls viele aus Schaffhausen kämen: «Unser einziger männlicher Mitarbeiter stammt auch aus Schaffhausen, so gesehen ist immer ein wenig Schaffhausen bei uns in Zürich», sagt Bea Petri.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren