Furios und bescheiden zugleich

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Musik in den Genen: Vater Bo Katzman und Tochter Ronja bei ihrem Auftritt am Samstagabend im Trottentheater. Bild Selwyn Hoffmann

Ein ausverkauftes Trottentheater und ein lauthals mitsingendes Publikum – der Auftritt von Bo Katzman und seiner Tochter Ronja zeigte, dass gute Musik keine grosse Bühnenshow braucht.

Indrani Das Schmid

Nein, es gab keine Lichtershow, keine Nebelschwaden, keine fünf Gardarobenwechsel oder sonstigen Bühnenfirlefanz. Auf der Bühne standen eine Ukele, eine Akustikgitarre und zwei leidenschaftliche Musiker. Bo Katzman und Ronja. Vater und Tochter. Das reichte, um am Samstagabend das Trottentheater in Neuhausen bis auf den letzten der 150 Plätze zu füllen. Nun ist Bo Katzman seit Jahrzehnten eine Grösse im Schweizer Showbusiness. Bekannt dafür, mit seinem über 150 Personen starken Chor aufzutreten, eine Show mit allem Drum und Dran auf grossen Bühnen zu bieten. Doch dieser Abend war intimer und eine Premiere.

Katzmans Debüt am Rheinfall

«Ich war noch nie in Neuhausen», begrüsst er das Publikum, lacht und verkündet, nun auf ein Zeitreise zu gehen. Ins Jahr 1968, als ein langhaariger junger Mann in Basel auf der Strasse sang und beobachtete, welches Lied wie viel Batzeli anzog. Das Lied «Try for the Sun» von Donovan entpuppte sich als Münzenmagnet. «Mein erster grosser Erfolg!» Das Publikum kichert. Bo Katzman greift nach seiner Gitarre und singt los. Warmer Bariton und Gitarre. Stille im Saal. Die Nachbarin klopft den Takt mit den Fingerspitzen mit. Als er beim zweiten Stück – «Blowing in the Wind» im Duett mit Tochter Ronja – das Publikum verschmitzt auffordert: «Singen Sie doch einfach mit. Wir sind ja unter uns», ist das Eis gebrochen. Spätestens jetzt ist klar: Der Erfolg von Bo Katzman gründet zum einen in seiner unnachahmlichen Fähigkeit, das Publikum mit einzubeziehen und sich als Familie fühlen zu lassen, zum anderen in seiner und Ronjas musikalischer Professionalität. Klingt banal? Ist es nicht. Bo Katzman und Ronja passen nicht nur stimmlich perfekt zueinander, sondern harmonieren selbst in den kleinsten Modulationen wie in «Ring of Fire» von Johnny Cash. Wie lange die Spannung gehalten wird, ab wann die Stimme schwingt – all das geschieht mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Ohne, dass die beiden sich mit Blicken verständigen müssen.

«Wir kennen uns ja schon lange», sagt der Musiker verschmitzt. Doch diese Perfektion nur auf das Vater-Tochter-Verhältnis zu reduzieren, wäre zu einfach und würde vor allem seiner Tochter Ronja nicht gerecht. Diese ist als studierte Musicaldarstellerin mit eigenem Programm erfolgreich und steht auf diversen Bühnen in der Schweiz. Wo sie genauso durch die verschiedenen Musikgenres mit einer Leichtigkeit switcht wie an diesem Abend. Ob lyrisch in «The Rose» von Bette Middler oder jazzig in Ray Charles’ «Hallelujah, I love him so» – Ronjas Sopran wandelt jedes Stück in Wärme um, was das Publikum zu Bravorufen animiert.

Am Ende des Abends zeigt sich, es braucht nicht viel, um grossartige Musik zu machen. Es reichen Können, Leidenschaft und die Liebe zum Publikum, das am Ende voller Inbrunst Leonard Cohens «Hallelujah» mitsang. Und Vater und Tochter nicht unter drei Zugaben ziehen liess.

Nachgefragt

«Auf der Bühne sind wir nicht mehr Vater und Tochter»

Herr Katzman, Ihr neuestes ­Programm heisst «Double Emotion». Was verbirgt sich hinter diesem ­Titel?

Bo Katzman: «Double», weil meine Tochter Ronja und ich nun im Doppelpack zusammen auftreten. «Emotion» deshalb, weil wir eine persön­liche Beziehung zu unseren Songs haben und mit ihnen Gefühle ausdrücken.

Das klingt nach vielen verborgenen Geschichten.

Ja sicher, hinter jedem Song verbirgt sich eine Geschichte. Wir stimmen stets unser Publikum mit einer Anekdote oder einer kurzen Erläuterung auf das Lied ein. So hat es gleich einen Draht zum Lied.

Ihr Stil ist auf dem neuen Album eher Country-angehaucht. Wie kommt das?

Neben Gospel und Rock ’n’ Roll faszinierte mich auch die Coun­trymusik schon immer. Glücklicherweise mag Ronja Country ebenso gerne, und dieser Stil passt auch zu ihrer Stimme sehr gut. Wir ergänzen uns hier wunderbar. Auf der Bühne sind wir nicht mehr Vater und Tochter, sondern künstlerische Partner.

Ihre Lieder haben ja sehr oft eine spirituelle Dimension. Welche Rolle spielt dies in Ihrem Leben?

Ich werde mich bald zum Hypnosetherapeuten ausbilden lassen. Reiki-Meister bin ich bereits, diese Formen von Energiearbeit und Therapiemöglichkeiten interessieren mich sehr. Das Spirituelle war schon immer ein Teil von mir. Es fliesst auch in unsere Musik ein. Sie ist wie ein Lächeln. Denn die feinste Art, dem Schicksal die Zähne zu zeigen, ist zu lächeln.

Interview Indrani Das Schmid

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