Brücken als letzte grosse Herausforderung

Saskia Baumgartner | 
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Im Bahntal wird derzeit ein Gerüst für den Bau der Brücke Schaffhauserstrasse erstellt. Die Betonarbeiten beginnen dann im Frühling. Bild: Bundesamt für Strassen

Im Bahntal gehen die Bauarbeiten für den Galgenbucktunnel langsam dem Ende zu. Bis 2019 sollen neun Fahrspuren und zwei Brücken fertiggestellt sein.

Derzeit wird im Bahntal ein grosses Gerüst aufgestellt. Insgesamt zwei Wochen lang dauert die nächtliche Installation der Holz- und Stahlkonstruktion, die nur eine Hilfskonstruktion für das eigentliche Bauwerk ist: die Brücke Schaffhauserstrasse. Über jene Brücke soll ab Ende 2019 der Verkehr vom Klettgau (durch den Tunnel) und auch von Neuhausen aus in Richtung A4/Winterthur fliessen (rote Markierung in der Grafik). Die rund 85 Meter lange Brücke wird parallel zu den SBB-Gleisen verlaufen. Sie ist Teil der komplexen künftigen Verkehrsführung im Bahntal, die bis zu neun Fahrspuren auf zwei Ebenen vorsieht. An­dreas Schurter, Chefbauleiter des Abschnittes Anschluss Bahntal, bezeichnet den Brückenbau als die letzte der drei grossen Herausforderungen der Baustelle im Bahntal.

Herausforderung 1: Die Geologie

«Die erste grosse Herausforderung war die Geologie», sagt Schurter, der seit der Detailplanung Ende 2010 in das Projekt involviert ist. Trotz Voruntersuchungen könne man vor Baustart nie ganz voraussehen, wie der Untergrund letztlich beschaffen sei. Dieser besteht im Bahntal, wie prognostiziert, zunächst aus einer meterdicken Lehmschicht. Darunter befindet sich Kies. «Es ist der Kies des ehemaligen Flussbetts des Rheins», sagt Schurter. Wegen der Lehmschicht kam es im November 2013 auch zu Hangbewegungen, die Stabilisierungsmassnahmen erforderlich machten. Dass es zu solchen Bewegungen kommen könnte, sei den Planern im Voraus bewusst gewesen, sagt Schurter. Man war entsprechend vorbereitet.

2: Der Verkehrsfluss

Die zweite grosse Herausforderung war und ist der Verkehr. Der Bau der Strassenspuren erfolgt in einem Gebiet, in dem Schienen der Deutschen Bahn und der SBB verlaufen. Zudem befinden sich dort mehrere viel befahrene Stras­sen. «Die Arbeiten mussten ohne Verkehrsunterbruch funktionieren», sagt Schurter. Wegen des rollenden Verkehrs konnte nur etappenweise gebaut werden. Die Fahrbahnen konnten deshalb nicht von Beginn an dorthin verlegt werden, wo sie nach Tunneleröffnung definitiv verlaufen werden. Gemäss Schurter hat man darauf geachtet, so wenige Verkehrsumstellungen wie nötig zu machen, damit sich die Autofahrer nicht dauernd umgewöhnen müssen.

Neben dem Verkehr mussten auch alle Versorgungsleitungen stets funktionieren. «Wir bauen ja nicht auf einer grünen Wiese, die Leitungen bestanden bereits», sagt Schurter. Seit Beginn der Bauarbeiten müssen die Leitungen für Strom, Wasser, Gas oder Telefon, aber auch etwa die Fahrleitungen des Trolleybusses verlegt oder neu installiert werden. Aufgrund dieser Komplexität gibt es eigens zwei Ingenieurgruppen für das Bahntal. Die eine ist für den Strassenbau und die Kunstbauten zuständig, die andere Gruppe speziell für die elektromechanische Ausrüstung des Anschlusses Bahntal.

3: Brückenbau bis Sommer 2018

Die letzte grosse Herausforderung ist nun der Brückenbau. Denn: «Die Brücke wird unter engsten Platzverhältnissen über einem dicht befahrenen Verkehrsknoten erstellt», so Schurter. Ist das Gerüst Ende Woche erstellt, wird jedoch nicht sofort mit den Betonarbeiten begonnen. Zunächst werden die Holzschalung, die Armierung und die Vorspannkabel montiert. Für das Betonieren müssen die Temperaturen stimmen. «Es darf nicht unter fünf Grad kalt sein», sagt Schurter. Die Brücke Schaffhauserstrasse soll im Frühling realisiert werden. Auch die zweite Brücke des Bahntals, die Charlottenfelsbrücke soll bald fertig sein. 2016 wurde ein erster Teil der Brücke erstellt, über welche der Verkehr beim Tunnelportal fliessen wird. Im Sommer 2018 sollen die Brückenbauarbeiten abgeschlossen sein, anschliessend folgt der Belagseinbau. Bis Ende 2018 soll der Rohbau fertiggestellt sein. 2019 folgen die elektromechanischen Ausrüstungen. Nach Öffnung des Galgenbucktunnels Ende 2019 wird mit einer Verkehrszunahme auf der Mühlenstrasse von rund fünf bis acht Prozent gerechnet. Kantonsingenieur Dino Giuliani rechnet unter anderem damit, dass Neuhauser und Klettgauer künftig weniger oft über Jestetten in Richtung Zürich fahren, sondern über die Autostrasse A4.

 

Der Verkehr im Bahntal soll auf neun Spuren fliessen. Künftige Fahrtrouten sind etwa: vom Klettgau durch den Tunnel direkt auf einer Rampe auf die A4 Richtung Winterthur (rot); von Thayngen/Schaffhausen Nord auf der A4 in den Klettgau (grün); von der Stadt oder der Ausfahrt A4 (von Zürich her) in den Klettgau (gelb); vom Klettgau in die Stadt oder zur A4-Auffahrt Richtung Thayngen (blau). Grafik: Bundesamt für Strassen/Nachbearbeitung SN

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