Schloss erhält sein altes Aussehen zurück
Nach rund 80 Jahren werden die zwei Pavillons des Schlosses Charlottenfels wieder überdacht. Die umfassenden Sanierungsarbeiten der letzten Jahre gehen damit zu Ende.
Schloss Charlottenfels Hoch über dem Rhein
Bauzeit 1850–1854
Heinrich Moser Der Schaffhauser Uhrmacher (1805–1874) zog 1827 nach St. Petersburg, wo er den Uhrenhandel H. Moser & Cie. etablierte. 1848 kehrte er mit seiner Familie zurück. 1850 starb Ehefrau Charlotte nach einem Kutschenunfall. Moser hielt an seinem Vorhaben, einen Familiensitz zu bauen, fest.
Bedeutung Das Schloss Charlottenfels war eine der ersten Villen, die ab Mitte des 19. Jahrhundert ausserhalb der Schaffhauser Altstadt erstellt wurden.
Schloss In Mosers Briefen ist von «Wohn-» oder «Landhaus» die Rede. In Reiseführern wird dagegen schon früh der Begriff «Schloss» verwendet, wohl wegen der imposanten Erscheinung.
Heute Das Schloss wird für Empfänge, Schulungen, Kulturveranstaltungen und als Museum genutzt. Mit BBZ, Altra und Kindergarten gibt es drei Bildungseinrichtungen auf dem Areal.
Quelle «Landgut und Schloss Charlottenfels» von Mandy Ranneberg und Nathalie Walter (2015).
Es sind nur zwei Details, und doch haben sie eine grosse Wirkung auf das gesamte Erscheinungsbild: die Dächer auf den zwei Pavillons des Schlosses Charlottenfels. Auf alten Fotografien zu erkennen, sind diese in den 1930er-Jahren entfernt worden. An ihrer Stelle wurden später Kunststeinbrüstungen installiert. Nun sollen die Pavillons ihr ursprüngliches Aussehen wieder erhalten. Das Baugesuch hat der Kanton eingereicht, und die Baugespanne sind bereits angebracht.
Mehrere Überlegungen hätten zu diesem Schritt geführt, sagt Martin Marvin Staller vom kantonalen Hochbauamt. So seien die Kunststeinbrüstungen der Pavillons sanierungsbedürftig. Zudem werde das Schloss Charlottenfels nach Fertigstellung des Galgenbucktunnels im Jahr 2019 oberhalb des Portals künftig präsenter und sichtbarer sein. Da sei es nur passend, die historische Bedeutung des Schlosses zu unterstreichen. Schliesslich sei das Gebäude neben dem Munot eines der markantesten des Kantons. «Die Wiederherstellung der Pavillons war in den letzten zehn Jahren immer wieder ein Thema», sagt Staller. Im Zusammenhang mit der Entfernung der Pavillondächer sei gar schon von «Kastration des Schlosses» die Rede gewesen. Nun also soll dies rückgängig gemacht werden – mithilfe von maximal 240 000 Franken. Diese Summe hat der Regierungsrat im Juni für die Baumassnahme freigegeben. Staller glaubt jedoch, dass die Kosten letztlich geringer ausfallen werden.
Dennoch: Günstig ist die Massnahme nicht, müssen doch zunächst die alten Brüstungen abgebrochen und zwei Gerüste aufgestellt werden. Ein Schlosser wird dann die zwei asymmetrischen Stahldächer (diese messen 5,50 mal 6 Meter und sind etwa 2,40 Meter hoch) speziell anfertigen. Baupläne der Pavillons existieren keine mehr, die Dimensionen werden mithilfe alter Fotos bestimmt. Heikel wird auch die Anbringung. Derzeit gib es Überlegungen, die fertigen Dächer per Helikopter anzuliefern. Dies sei wohl kostengünstiger, als die einzelnen Teile vor Ort, bei Wind und Wetter zusammenzufügen, sagt Staller. Zumal es keinen direkten Zufahrtsweg zu beiden Pavillons gibt.
Sanierung mit Stiftungsgeldern
Das für die Wiederherstellung bestimmte Geld stammt zum Teil aus der früheren Stiftung Heinrich Moser zu Charlottenfels. 1909 stiftete Henri Moser 100 000 Franken, die Zinsen sollten für den Unterhalt des Parks und der Gebäude verwendet werden. Im letzten Jahr wurde die Stiftung mit GPK-Beschluss aufgelöst, der übrig gebliebene Betrag von rund 125 000 Franken fliesst nun in die Sanierung. Das restliche Geld wird dem Konto «Staatsliegenschaften, Unterhalt Gebäude und Anlagen» entnommen. Über die Bühne gehen sollen die Arbeiten noch in diesem Winter.
Die Wiederherstellung der Pavillons steht im Zusammenhang mit weiteren, umfassenden Sanierungsarbeiten der letzten Jahre. 2010/11 wurden das Dach und die Fassade erneuert. Das Hauptdach stammte noch aus der Bauzeit von 1850–1854 und war an diversen Stellen undicht. 2012/13 folgte die Erneuerung der Strassenallee, samt neuem Belag, Beleuchtung und Bepflanzung. 2016 wurden die beiden Seitenflügel renoviert. Sind die beiden Pavillondächer dereinst installiert, steht nur noch die Wiederherstellung eines historischen Brunnens an. Dann erscheint das Schloss wieder in all seiner Pracht – fast wie zu Zeiten Heinrich Mosers.