Hip-Hop und Zumba sind zu langweilig

Saskia Baumgartner | 
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Ambitionierte Tänzerin: Morena De Lorenzis in ihrem Zimmer. Den weissen Anker an der fliederfarbenen Wand hat sie selbst gemalt, die Orchidee vom Bruder geschenkt bekommen. Bild Selwyn Hoffmann

Morena De Lorenzis war schon im Alter von zwölf Jahren Schweizer Meisterin im ­Rock-’n’-Roll-Paartanz. Doch nicht nur für ihr Hobby hat sie sich viel vorgenommen.

Neuhauser Jugendliche und ihre Träume, Teil 3

Morena De Lorenzis war noch Primarschülerin, als sie ihrer Mutter das erste Mal beim Rock-’n’-Roll-Tanztraining zusah. Mit sechs Jahren wollte sie es selbst ausprobieren. Seitdem ist die Jugendliche leidenschaftliche Tänzerin. «Das Erstaunliche am Rock ’n’ Roll ist, dass es so leicht aussieht, aber dass so viel Training dahintersteckt», sagt sie.

Die Schnelligkeit, die Präzision, die Akrobatik – all das hat De Lorenzis von Anfang an fasziniert. Andere Tanzsportarten, die sie später testete, seien ihr im Vergleich dazu langweilig vorgekommen, sagt die 14-Jährige. Darum blieb sie beim Rock ’n’ Roll. Neben der sportlichen Herausforderung gefallen De Lorenzis die Auftritte. Im Vorfeld sei sie zwar immer nervös, aber sobald sie auf der Bühne stehe, sei das mulmige Gefühl im Bauch weg und die Euphorie da.

«Mein grosses Ziel ist es, möglichst lange weiterzutanzen und in dieser Zeit möglichst viel zu erreichen», sagt Morena De Lorenzis. Erst vor eineinhalb Wochen hat sie einen grossen Schritt gemacht. Bei der Schweizer Meisterschaft in Neuenburg ist sie in der Disziplin Formation zusammen mit weiteren 15 Frauen Dritte geworden. Die 14-Jährige war die jüngste Person in der Gruppe, ihre Mutter mit 49 Jahren die älteste. 2015 wurde Morena De Lorenzis in einer Juniorenkategorie mit ihrem Partner im Rock-’n’-Roll-Paartanz sogar schon Schweizer Meisterin. Fotos von Auftritten des Tanzpaares hängen in De Lorenzis Zimmer, sie umrahmen einen weissen Dekoschriftzug mit den Worten: «Augen zu und tanzen».

«Das hat mir meine Tanzlehrerin gebastelt», sagt die Jugendliche. Die Lehrerin sei wie eine Gotte für sie, die Familien seien auch privat befreundet. Überhaupt sei der Neuhauser Rock-’n’-Roll-Club Angeli wie eine grosse Familie. 60 Mitglieder hat die Tanzschule, De Lorenzis kennt jeden Einzelnen gut. Die 14-Jährige hat auch schon versucht, ihre Tanzfamilie zu erweitern und Freundinnen dazu zu bewegen, ebenfalls in den Verein einzutreten. Bei manchen sei es ihr gelungen, sagt ­De Lorenzis und lacht.

Im Herbst stehen für die Neuhau­serin zwei wichtige Termine an: die Europa- und Weltmeisterschaft. Bis dahin müsse sie aber noch viel trainieren. Dreimal pro Woche geht Morena De Lorenzis ins Tanzstudio. Sie fügt rasch an: «Ich habe aber immer noch genügend Zeit, um einfach Kind zu sein und in der Strasse mit den Nachbarskindern Fussball zu spielen.» Neuhausen findet De Lorenzis als Wohnort ideal, die Gemeinde sei nicht zu gross, aber auch nicht zu klein und habe eine gute ÖV-Anbindung. In ihrer Freizeit geht sie gerne mal nach Schaffhausen, um eine Glace zu essen. Und wenn Chilbi ist, dann ist De Lorenzis auf den schnellsten Fahrgeschäften zu finden.

«Ich habe immer noch genügend Zeit, um einfach Kind zu sein.»

Morena De Lorenzis, die 14-jährige Rock-’n’-Roll-Tänzerin hat trotz viel Training noch genügend Freizeit.

Beruf in der Immobilienbranche

So viel Freizeit wie jetzt werde sie später im Arbeitsleben wohl nicht mehr haben, glaubt Morena De Lorenzis. Umso wichtiger ist es der 14-Jährigen, einen Job zu finden, bei dem es die Arbeitszeiten erlauben, weiterhin das Rock-’n’-Roll-Training zu besuchen. Einen Beruf in der Immobilienbranche könne sie sich gut vorstellen. Auf die Idee sei sie beim Fernsehschauen gekommen, bei der Serie «Mieten – kaufen – wohnen», die Immobilienmakler bei der Arbeit begleitet. Leute von einer Wohnung oder einem Haus zu überzeugen, das stelle sie sich toll vor. Ein Schnupperpraktikum habe sie in ihrem Berufswunsch bestätigt.

Andere Menschen von etwas zu begeistern, scheint Morena De Lorenzis überhaupt sehr zu liegen. Auch beim Tanzen will sie nicht einfach nur selbst Spass haben, sondern auch den Zuschauern eine Freude bereiten. Es scheint daher nur logisch, dass De ­Lorenzis einen Beruf erlernen will, bei dem sie viel in Kontakt zu anderen Menschen kommt. Ideal fände sie eine Arbeit, der Kundenkontakt und administrative Aufgaben verbindet. Sie mag sogar «Papierkram» und hat Spass an der Arbeit am Computer. Morena De Lorenzis’ Ziel ist es, noch in diesem Jahr eine Lehrstelle zu finden.

Schon heute verdient die 14-Jährige, die nach dem Sommer in die dritte Klasse der Sekundarschule kommt, ihr eigenes Sackgeld. Sie verkauft Eier in der Nachbarschaft. Den Job hat sie von ihrem älteren Bruder übernommen. Sie wolle ihre Eltern nicht um Geld für Dinge bitten, die nicht wirklich notwendig seien, erklärt sie ihre Motivation. Ihr Erspartes habe sie zum Beispiel schon für ein neues Handy aufgewendet oder für eine Fahrt in den Europapark. Action und Abenteuer – das sei genau ihr Ding.

 

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