Der Hase geht in Rente

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Der Hase, neu formiert: Roman Wyss (keys), Andi Pupato (perc), Endo Anaconda (voc), Andreas Wyss (bass), Boris Klecic (guit). Bild: Michael Schär

In drei Jahren ist das Projekt Stiller Has beendet. Die Geschichten in seinen Liedern seien aber noch lange nicht zu Ende ­erzählt, sagt Bandleader Endo Anaconda.

von Luca Miozzari

«Ich habe nicht meine Band umgekrempelt, die Band hat mich umgekrempelt», sagt Endo Anaconda. Seit Anfang dieses Jahres ist der 62-Jährige wieder auf Tournee – mit einem neuen Album und einer neuen Bandbesetzung. Geblieben ist einzig der stille Hase selbst: Endo Anaconda. Als Bruch mit seinen alten Bandkollegen sieht der Sänger dies aber nicht. Fluktuation gehört bei der Berner Gruppe einfach dazu. Seit der Gründung 1989, damals noch als Duo, war Stiller Has bereits mit über 15 verschiedenen Besetzungen unterwegs. «Ich brauche einfach Musik, um meine Texte zu transportieren, und ich kann nicht alle Instrumente selber spielen», erklärt Endo. Dazu brauche es motivierte Mitmusiker. Mit der neuen Formation sei diese Motivation nun wieder da. «Wenn man sich nur noch einmal im Jahr zum Proben trifft, ist es Zeit, etwas zu verändern», sagt der Hase. Das müsse aber nicht heissen, dass die alte Stiller-Has-Formation nun passé sei: «Vielleicht finden wir uns ja wieder.»

Katzenvideos statt Krieg

Endos Lieder erzählen Geschichten. Seit dem ersten Album immer wieder dieselben, wie er sagt, nur anders verpackt. «Das Leben weitergeschrieben» nennt er das. Oft sind es dessen Schattenseiten, die da zutage treten. Endo singt nicht vom Trinken, sondern vom «Moudi» am Morgen danach. Dabei beschreibt er aber nicht unbedingt sein eigenes Leben. «Spiesser wollen immer, dass alles autobiografisch ist», sagt er. Vielmehr lasse er auch Geschichten aus dem Leben anderer Personen in seine Texte einfliessen. «Witwe» auf dem Anfang 2017 erschienenen Album «Endosaurusrex» erzählt von einem Liebespaar im Ersten Weltkrieg. «Wir setzen uns heutzutage gar nicht mehr richtig mit solchen Themen auseinander», sagt Endo und fügt an: «Wir schauen uns lieber Katzenvideos an oder schütten uns Eiswasser über den Kopf.»

Sich über Krieg keine Sorgen machen zu müssen, das sei eines der Privilegien, die er in der Schweiz sehr schätze. Anders als bei vielen erfolgreichen Schweizer Musikern zurzeit führe dies bei ihm aber nicht zu einer übertriebenen Form von Heimatliebe. «Ich habe eher Weltweh als Heimweh», sagt er. Es sei wichtig, auch einmal über die Landesgrenzen hinauszusehen, statt sich dauernd «auf den eigenen Bauchnabel» zurückzubesinnen und alles andere zu verdrängen. «Was aber nicht unbedingt heisst, dass man auf Englisch singen muss», findet der Berner.

Vor gut einem halben Jahr gab Endo Anaconda das baldige Ende von Stiller Has bekannt. In drei Jahren ist es so weit. Dann, pünktlich mit 65, wolle er in Rente gehen. Musik werde er als Pensionär aber trotzdem noch machen, nur nicht mehr unter dem Namen Stiller Has. Konkrete Pläne hat Anaconda noch nicht. Vielleicht tue er sich mit dem einen oder anderen Stiller-Has-Ex zusammen. «Vielleicht sterbe ich ja auch morgen», sagt er und fügt lachend an: «Dann wäre aber Hausi von der Kammgarn beleidigt, wenn ich nicht auftauche.»

stiller has – endosaurusrex

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