Musicals: Entweder top oder flop

Janosch Tröhler | 
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Das Musical Anna Göldi brachte der Stageworks GmbH nicht den gewünschten Erfolg. Bild: Selwyn Hoffmann

Wenn Musicals laufen, sind sie wahre Geldmaschinen. Doch auch ein bekannter Name reicht nicht zum Erfolg, wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen.

Die Stageworks GmbH, die das Musical «Anna Göldi» ins Leben rief, steht vor dem Konkurs. Bereits vorher zeichnete sich ein schwieriger Geschäftsgang ab: Die Besucherzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück.

Da werden Erinnerungen an den letzten grossen Musical-Versuch in Schaffhausen wach. 2006 feierte «Die Schwarzen Brüder» zwar einen Erfolg bei den Zuschauern. Allerdings blieben wegen einer Fehlberechnung 1.4 Mio. Franken offen. «Das Riskio ist zu gross, wir beerdigen das Projekt einer zweiten Staffel», erklärte Karin Spörli, eine der Verantwortlichen, dann 2008 gegenüber den SN. Spörli ist auch bei «Anna Göldi» in einer leitenden Position.

Die Gunst des Publikums reicht also nicht aus. Viele Faktoren spielen mit - von der Inszenierung bis zum Standort. Bis man bei einem Evergreen wie der Disney-Adaption «Lion King» oder «ABBA» landet, ist es ein steiniger Weg. Natürlich kann man mit Klassikern wie «Hair», «West Side Story» oder «Cats» kaum in der Bredouille landen, doch selbst bekannte Titel garantieren nicht den Erfolg. Zuletzt schaffte es das innovative Rap-Musical «Hamilton» zu weltweitem Ruhm.

Selbst am New Yorker Broadway, dem pulsierenden Zentrum der Musicals, gibt es immer wieder Flops. 1975 versuchte man, den kultigen Trash-Film «Rocky Horror Picture Show» zu inszenieren. Nach nur 45 Vorstellungen war Schluss. Rückblickend betrachtet war die Zeit für dieses Stück noch nicht gekommen. Heute erfreut sich die Neuauflage grösserer Beliebtheit.

Noch übler erging es «Carrie», basierend auf dem gleichnamigen Buch von Stephen King. Nach bloss acht Vorstellungen im Jahr 1988 legte sich das Musical ins Grab, zusammen mit acht Millionen Dollar Verlust. Auch «Lennon», das sich 2005 für 49 Vorstellungen durch den Katalog des Ex-Beatles spielte, zählt als einer der grössten Flops jüngerer Jahre.

«Es gilt als äusserst schwierig, erfolgreiche Musicals zu machen», sagte Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer vor einigen Jahren gegenüber 20min.ch. Fischer, 2015 verstorben, galt als einer der versiertesten Musical-Kenner der Schweiz und betrieb das Online-Magazin imscheinwerfer.ch. Fischer meinte im besagten 20min.ch-Artikel, dass Schweizer Musical-Produktionen finanziell entweder klar top oder klar flop seien.

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