«Es gibt Grenzen unserer Möglichkeiten»

Daniel Jung | 
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Ein Shuttlebus bringt die Mitarbeitenden der UBS vom Bahnhof Schaffhausen direkt zum neuen Business Solutions Center an der Solenbergstrasse 5. Bild: Daniel Jung

Den Shuttlebus für ihre neuen Mitarbeiter in Schaffhausen muss die Grossbank UBS selbst bezahlen. Stadtpräsident Peter Neukomm erklärt, wieso.

Rund 200 Mitarbeitende der UBS arbeiten inzwischen im neuen Business Solutions Center in der Stadt Schaffhausen. Die Büros befinden sich an der Solenbergstrasse 5, in der Nähe des Kinos Kinepolis. Weil zahlreiche Mitarbeitende von auswärts nach Schaffhausen pendeln, hat die UBS einen Shuttlebus vom Schaffhauser Bahnhof her eingerichtet. So kommen sie direkt zu ihren Arbeitsplätzen. Mit dem Linienbus der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH) müssten sie an der Haltestelle Ebnat von der Buslinie 1 auf die Linie 6 umsteigen. Der Shuttlebus, der ebenfalls von den VBSH betrieben wird, wird von der Bank finanziert.

Gian-Rico Willy, Leiter der UBS Schaffhausen, zeigte sich enttäuscht, «dass der politische Rahmen keine pragmatische und wirtschaftsfreundliche Lösung zulässt» (SN vom Samstag). Warum hat die Stadt Schaffhausen hier keine andere Lösung angeboten?

«Natürlich ein Glücksfall»

Stadtpräsident Peter Neukomm nimmt dazu Stellung: «Wir hatten einen sehr engen Kontakt mit den Verantwortlichen der UBS», sagt er. Die Stadt und die kantonale Wirtschaftsförderung hätten sich stark darum bemüht, den Umzug nach Schaffhausen zu erleichtern. «Für uns ist das natürlich ein Glücksfall», sagt Neukomm. Die Stadt habe ein grosses Interesse an den Arbeitsplätzen: «Wir möchten, dass es der UBS und ihren Mitarbeitenden hier gefällt.» Deshalb habe sich die Stadt auf verschiedenen Ebenen engagiert.

«Es gibt bei der öffentlichen Hand aber gewisse Einschränkungen», sagt Neukomm, «wir sind an gewisse Vorgaben gebunden.» Darum sei es nicht möglich gewesen, alle Wünsche zu erfüllen. Das Anliegen, eine direkte Busverbindung zum Gebäude an der Solenbergstrasse zu schaffen, sei von der Stadt genau abgeklärt worden. «Im Stadtrat haben wir das Thema mehrfach behandelt», so Neukomm. Auch der Rechtsdienst habe sich damit befasst.

«Für uns ist das natürlich ein Glücksfall. Wir möchten, dass es der UBS und ihren Mitarbeitenden hier gefällt.»

Peter Neukomm, Schaffhauser Stadtpräsident

Auch Cilag und FCS zahlen selber

Letztlich seien es rechtliche Bedenken gewesen, die der Finanzierung einer Buslinie für die UBS im Wege gestanden hätten. «Unter dem Gebot der Rechtsgleichheit gegenüber anderen Nutzergruppen und Unternehmen wäre das schwierig geworden», erklärt der Stadtpräsident. So finanziere etwa die Cilag in der Stadt einen eigenen Shutteservice für ihre Mitarbeiter. Auch müsse der FC Schaffhausen für Busse, die an Spieltagen die Besucher transportierten, selbst aufkommen.

Zudem hätte die Bereitstellung einer direkten Buslinie die Finanzkompetenzen des Stadtrates klar überschritten. Nur bis zum Betrag von 20 000 Franken kann der Stadtrat bei wiederkehrenden Ausgaben abschliessend entscheiden. So hätte es der Zustimmung des Parlaments bedurft, auch ein fakultatives Referendum wäre möglich gewesen. «Die Erfolgsaussichten wären gering», schätzt Neukomm – einerseits wegen der Frage der Gleichbehandlung, andererseits auch wegen der Vorlage «Mehr ÖV für Herblingen», die am 24. September an der Urne angenommen wurde.

Kein Parallelangebot aufbauen

So wurde vor knapp einem Monat beschlossen, das Herblingertal mit dem öffentlichen Verkehr besser anzubinden: Unter der Woche verkehrt künftig eine Linie 9 zwischen dem Ebnat, der Bahnstation Herblingen und den Einkaufszentren. Aber auch mit dieser neuen Linienführung, die im Dezember 2018 oder 2019 eingeführt wird, wird es keine direkte Verbindung vom Solenberg zum Bahnhof Schaffhausen geben. «Dieser Schönheitsfehler bleibt», sagt Neukomm. Jedoch würde ein Parallelangebot der öffentlichen Hand die Wirtschaftlichkeit dieser neuen Linie unterminieren.

Vor diesem Hintergrund sei der Stadtrat zum Schluss gekommen, dass die Bereitstellung eines besonderen Angebots für die UBS politisch nicht möglich sei. «Weder für die Stadt noch für die UBS wäre es sinnvoll gewesen, mit so einem Thema vielleicht sogar in eine Volksabstimmung zu gehen», sagt Neukomm. Deshalb habe der Stadtrat keine Möglichkeit gesehen, solch ein Angebot zu finanzieren.

Einwilligung aus Belgien

Hat sich die Stadt an anderer Stelle nicht auch schon für Unternehmen eingesetzt, etwa indem das neue Produktionsgebäude der IWC bei der Busführung im Merishausertal berücksichtigt wurde? Klar versuche die Stadt, auf Bedürfnisse von Firmen einzugehen, sagt Neukomm. Nur sei die Platzierung einer Haltestelle nicht mit dem Bereitstellen eines Shuttledienstes zu vergleichen. So habe sich die Stadt im Fall der UBS dafür eingesetzt, dass bei der Bushaltestelle Kinepolis nun ein Buswartehäuschen erstellt werde, damit Bankmitarbeiter dort vor dem Wetter geschützt auf den Linienbus warten könnten. «Hier brauchte es sogar die Einwilligung der Kinepolis-Mutterfirma aus Belgien, weil das Land nicht der Stadt gehört», sagt Neukomm.

Die Stadt habe sich also bemüht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung zu gewähren. «Aber es gibt Grenzen unserer Möglichkeiten – das hat die UBS auch akzeptiert», so der Stadtpräsident. Und: Preislich hätten die VBSH der UBS ein attraktives Angebot gemacht. Verrechnet würden der Bank für den Shuttleservice lediglich die Kosten, die anfielen. «Wir verdienen damit kein Geld», sagt Neukomm.

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