Da staunen sogar die Kühe auf der Weide

Maria Gerhard | 
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So spannend ist es wohl selten bei diesen jungen Kühen auf der Weide: Auch hier packt Heinz Trachsler seine ausziehbare ­Leiter aus und ersetzt die alten Wanderschilder durch die neuen. Bild: Selwyn Hoffmann

Der Herbst mit seinen Farben und Gerüchen ist die ideale Zeit zum Wandern. Damit auch jeder seinen Weg findet im Kanton Schaffhausen, gibt es Heinz Trachsler aus Diessenhofen – Herr über 5000 Wandermarkierungen.

Heinz Trachsler hat das Talent, auch kleine Beobachtungen anschaulich zu beschreiben: «Und da sitzt dann so eine kleine Haselmaus vor dir auf dem Weg und schaut dich mit ihren dunklen Kugelaugen an», sagt er und macht eine kurze Pause, «und du bist ganz gerührt.» Während er erzählt, schaut er in Richtung Kuchentheke, so, als sässe da eben jene kleine, niedliche Haselmaus. Fürs Gespräch sitzt er in einem Café in Thayngen. Es sind wohl vor allem solche Beobachtungen, die Trachsler immer wieder hinaustreiben auf die freie Flur.

«Und da sitzt dann so eine kleine Haselmaus vor dir auf dem Weg und schaut dich mit ihren Kugelaugen an.»

Heinz Trachsler, leidenschaftlicher Wanderer

Als leidenschaftlicher Wanderer ist der 73-Jährige Mitglied im Verein Schaffhauser Wanderwege. In dessen Auftrag betreut der Diessen­hofer seit zehn Jahren ehrenamtlich alle Wandermarkierungen im Kanton – das sind rund 5000. Und es ist wohl nicht übertrieben zu sagen: Er weiss, wo jede einzelne angebracht oder an­gemalt ist. Seine Praktikantin Luzia Würsch, die ihn derzeit begleitet, sagt: «Es ist direkt unheimlich.»

Es gibt neue Wanderschilder

Gerade ist Trachsler damit beschäftigt, alte durch neue Schilder zu ersetzen: Die mit dem Aufschrift «Wanderweg» kommen weg, die mit dem ­flotten Wandermännchen werden angebracht. «Damit auch Chinesen verstehen, wo’s langgeht», sagt er. Das Netz an Wanderwegen in ganz Schaffhausen wird derzeit überholt. Der neue Richtplan wurde 2016 vom Kanton genehmigt. So hat man auch die angegebenen Wanderzeiten per Algorithmen neu berechnet. Dabei wird berücksichtigt: Ist es Hartbelag oder Naturbelag? Geht es auf- oder abwärts? Wie viele Kilometer sind es? Trotzdem beschweren sich Wanderer immer wieder dar­über, dass die Zeiten nicht passen: «Es ist ja einfach nur eine Richtgrösse. Klar, ob es nass ist oder gerade Schnee liegt, ob man den Kinderwagen schiebt oder einen lahmen Hund dabeihat, ist nicht eingerechnet», sagt Trachsler. Und Letzteres kennt er nur zu gut: Bei seinen Touren wird er manchmal von dem 17 Jahre alten Dackel einer Bekannten begleitet.

Die Leiter hat er immer dabei

An diesem Vormittag hat er Schilder auf einer Weide bei Hüttenleben ausgetauscht. Die jungen Kühe kamen neugierig anmarschiert. Eine schnupperte erst an der Leiter, dann an Trachsler und schleckte ihm schliesslich über die Finger. Trachsler liess sie gewähren, lachte und streichelte sie. Damit Trachsler auch immer alles ­dabeihat, fährt er mit seinem Kombi durch die Gegend. Ist er in offizieller Mission unterwegs, ist ein grosser, gelber Magnet in Form eines Rhombus auf der Kühlerhaube befestigt: an das Logo des Wanderwege-Vereins angelehnt. Im Kofferraum liegt seine ausziehbare Leiter, eine Kiste mit Werkzeug, eine mit den neuen Schildern und eine für die alten.

«Warum betreibt ihr so einen Aufwand? Da hängt doch schon ein Wegweiser?» Solche Fragen werden Trachsler oft gestellt, wenn er auf der Leiter ­irgendwo im Wald steht und ein Wanderer vorbeikommt. «Man kommt einfach nicht umhin, alle paar Jahre das Netz neu zu überdenken», sagt er. Nachdem sich die Infrastruktur, was Wege und Strassen angehe, verändert habe, sei auch der Anspruch der Wanderer mittlerweile ein anderer. «Früher ist man einfach mit der Familie losgelaufen, das Wurstbrötli im Rucksack. Meistens hat man später denselben Weg zurück genommen.» Heute sollen es aber Rundwanderwege sein, mit Einkehrmöglichkeit und mindestens einem Highlight an der Strecke. Natürlich sei auch das Verkehrsnetz besser erschlossen, was wiederum neue Möglichkeiten eröffne.

Der Verein arbeitet derzeit auch an einer neuen Wanderkarte für den Kanton. Sie soll im Herbst 2019 erscheinen. Auch hier ist Trachsler sehr gefragt, denn schliesslich kennt er jede Kreuzung und jede Biegung. Die neue Karte wird handlicher sein als die alte, was allerdings auf Kosten der Details geht. Umso genauer muss daher die Beschilderung sein. Trachsler hat noch viel zu tun.

 

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