Da staunen sogar die Kühe auf der Weide
Der Herbst mit seinen Farben und Gerüchen ist die ideale Zeit zum Wandern. Damit auch jeder seinen Weg findet im Kanton Schaffhausen, gibt es Heinz Trachsler aus Diessenhofen – Herr über 5000 Wandermarkierungen.
Wandertipps: Zwei Vorschläge von Heinz Trachsler
Bargen–Merishausen: 2.30 Stunden, 8,3 Kilometer
Das Mülital bei Bargen nahe dem nördlichsten Punkt der Schweiz liegt versteckt zwischen dem Bargemer Randen und dem Hoh Hengst. Die Mühle, die dem Tal den Namen gegeben hat, steht am westlichen Ortsausgang. Der Wanderweg führt die einzige Strasse entlang durchs Dorf und überquert den Bach beim Entenweiher. Nach einem knappen Kilometer teilt sich der Weg. Es geht nach links, das Tälchen wird schmaler. Eine eingeschnittene Kerbe führt etwa einen Kilometer bergwärts, bis es wieder nach links geht, direkt zum Hagenturm mit toller Aussicht. Der Abstieg erfolgt auf einer Art Panoramaweg über den Ättenberg hinüber zum Bargemer Randen. Der Chatzenstieg ist leider asphaltiert, aber beim Freibad geht man wieder auf Kies und gelangt in südlicher Richtung zum Dorf Merishausen. Die Hauptstrasse entlang gibt es etliche Bushaltestellen.
Hohenklingen: 2 Stunden, 5,6 Kilometer
Wer nach Stein am Rhein mit der Bahn anreist, verlässt diese im Ortsteil Vor der Brugg, marschiert über die Brücke und durchquert das Städtchen. Über den Parkplatz geht es zur Stadtkirche und dann zum Schulhaus Hopfengarten. Der Weg steigt nun an, erst dem Strässchen folgend und später über deutsches Gebiet durch den Wald. Dort beginnt eine Art Panoramaweg entlang der Geländekante zur Burg Hohenklingen. Das Restaurant empfiehlt sich für eine Einkehr. Dann läuft man hinab zum Grillplatz Ergeten und zum zweiten Teil dieser Panoramaroute hinüber zum Wolkenstein. Der Blick auf den Fluss ist atemberaubend. Bei der Ruine sieht man bis zu den Hegau-Vulkanen. Vom kleinen Einschnitt östlich des Aussichtspunktes geht es hinab zu den Einfamilienhäusern von Hemishofen. Die Bushaltestelle liegt «ramsenwärts» an der Hauptstrasse.
Heinz Trachsler hat das Talent, auch kleine Beobachtungen anschaulich zu beschreiben: «Und da sitzt dann so eine kleine Haselmaus vor dir auf dem Weg und schaut dich mit ihren dunklen Kugelaugen an», sagt er und macht eine kurze Pause, «und du bist ganz gerührt.» Während er erzählt, schaut er in Richtung Kuchentheke, so, als sässe da eben jene kleine, niedliche Haselmaus. Fürs Gespräch sitzt er in einem Café in Thayngen. Es sind wohl vor allem solche Beobachtungen, die Trachsler immer wieder hinaustreiben auf die freie Flur.
«Und da sitzt dann so eine kleine Haselmaus vor dir auf dem Weg und schaut dich mit ihren Kugelaugen an.»
Heinz Trachsler, leidenschaftlicher Wanderer
Als leidenschaftlicher Wanderer ist der 73-Jährige Mitglied im Verein Schaffhauser Wanderwege. In dessen Auftrag betreut der Diessenhofer seit zehn Jahren ehrenamtlich alle Wandermarkierungen im Kanton – das sind rund 5000. Und es ist wohl nicht übertrieben zu sagen: Er weiss, wo jede einzelne angebracht oder angemalt ist. Seine Praktikantin Luzia Würsch, die ihn derzeit begleitet, sagt: «Es ist direkt unheimlich.»
Es gibt neue Wanderschilder
Gerade ist Trachsler damit beschäftigt, alte durch neue Schilder zu ersetzen: Die mit dem Aufschrift «Wanderweg» kommen weg, die mit dem flotten Wandermännchen werden angebracht. «Damit auch Chinesen verstehen, wo’s langgeht», sagt er. Das Netz an Wanderwegen in ganz Schaffhausen wird derzeit überholt. Der neue Richtplan wurde 2016 vom Kanton genehmigt. So hat man auch die angegebenen Wanderzeiten per Algorithmen neu berechnet. Dabei wird berücksichtigt: Ist es Hartbelag oder Naturbelag? Geht es auf- oder abwärts? Wie viele Kilometer sind es? Trotzdem beschweren sich Wanderer immer wieder darüber, dass die Zeiten nicht passen: «Es ist ja einfach nur eine Richtgrösse. Klar, ob es nass ist oder gerade Schnee liegt, ob man den Kinderwagen schiebt oder einen lahmen Hund dabeihat, ist nicht eingerechnet», sagt Trachsler. Und Letzteres kennt er nur zu gut: Bei seinen Touren wird er manchmal von dem 17 Jahre alten Dackel einer Bekannten begleitet.
Die Leiter hat er immer dabei
An diesem Vormittag hat er Schilder auf einer Weide bei Hüttenleben ausgetauscht. Die jungen Kühe kamen neugierig anmarschiert. Eine schnupperte erst an der Leiter, dann an Trachsler und schleckte ihm schliesslich über die Finger. Trachsler liess sie gewähren, lachte und streichelte sie. Damit Trachsler auch immer alles dabeihat, fährt er mit seinem Kombi durch die Gegend. Ist er in offizieller Mission unterwegs, ist ein grosser, gelber Magnet in Form eines Rhombus auf der Kühlerhaube befestigt: an das Logo des Wanderwege-Vereins angelehnt. Im Kofferraum liegt seine ausziehbare Leiter, eine Kiste mit Werkzeug, eine mit den neuen Schildern und eine für die alten.
«Warum betreibt ihr so einen Aufwand? Da hängt doch schon ein Wegweiser?» Solche Fragen werden Trachsler oft gestellt, wenn er auf der Leiter irgendwo im Wald steht und ein Wanderer vorbeikommt. «Man kommt einfach nicht umhin, alle paar Jahre das Netz neu zu überdenken», sagt er. Nachdem sich die Infrastruktur, was Wege und Strassen angehe, verändert habe, sei auch der Anspruch der Wanderer mittlerweile ein anderer. «Früher ist man einfach mit der Familie losgelaufen, das Wurstbrötli im Rucksack. Meistens hat man später denselben Weg zurück genommen.» Heute sollen es aber Rundwanderwege sein, mit Einkehrmöglichkeit und mindestens einem Highlight an der Strecke. Natürlich sei auch das Verkehrsnetz besser erschlossen, was wiederum neue Möglichkeiten eröffne.
Der Verein arbeitet derzeit auch an einer neuen Wanderkarte für den Kanton. Sie soll im Herbst 2019 erscheinen. Auch hier ist Trachsler sehr gefragt, denn schliesslich kennt er jede Kreuzung und jede Biegung. Die neue Karte wird handlicher sein als die alte, was allerdings auf Kosten der Details geht. Umso genauer muss daher die Beschilderung sein. Trachsler hat noch viel zu tun.