Fast jedes zweite Wochenende Party

Tito Valchera | 
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Das erste Lindlifäscht im Juni hat mit seinen zahlreichen Musikbühnen zu starken Lärmemissionen geführt. Einige Anwohner sind deswegen über das Wochenende verreist. Bild: Selwyn Hoffmann

Einige zusätzliche Feste und ein Loungebetrieb in der Rhybadi – bei Anwohnern der Schaffhauser Altstadt hat diese Lärmzunahme zu ­Reklamationen geführt.

An einem Sommerabend gemütlich auf dem Balkon die lauen Temperaturen geniessen – das kann Rudolf Burgstaller, der im vorderen Emmersberg wohnt, derzeit nicht mehr so oft: «Dieses Jahr gab es fast alle zwei Wochenenden ein Fest – das ist zu viel», sagt er. Zu den jährlich stattfindenden Festen sind das Unterstadtfest, erstmals das Lindlifäscht sowie das Wochenende mit der Tour de Suisse dazugekommen. Auch hat die Rhybadi den Sommer mit einem anderen Konzept und erstmals mit Pächtern in Angriff genommen.

«Dieses Jahr gab es fast alle zwei Wochenenden ein Fest – das ist zu viel.»

Rudolf Burgstaller, Emmersberg-Quartierbewohner

Sich auf der Homepage beschweren

«Als Stadtbewohner möchte man ein gewisses Mass an Lebensqualität und Erholung haben», ärgert sich Burgstaller. «Bei dem Summer-Dream-Fest, dem Fest vom 14. Juli in der Rhybadi, zitterten bei uns wegen des Basses die Fenster.» Er habe nichts gegen das Festen, aber wenn wie beim Lindlifäscht auf fünf verschiedenen Bühnen Musik laufe, dann sei dies ein brutaler Lärmpegel. Die Konsequenz: «Bei solchen Festen verlassen ich und meine Partnerin, aber auch viele meiner Nachbarn die Stadt und gehen in die Berge.» Oder man müsse in der Wohnung bleiben. Nun haben sie im Quartier eine Homepage aufgeschaltet: «Dort gibt es ein Gästebuch, wo jeder aufschreiben kann, was ihn belastet», sagt er. Bislang sind etwa 30 Leute mit von der Partie, aber auch viele weitere Quartierbewohner hätten keine Lust auf diesen Lärm.

Ähnlich lärmgeplagt ist Helene Bieler. Sie wohnt an der Mosergartenstrasse in der Nähe von Rhybadi und Mosergarten in einer Eigentumswohnung. «Ich wohne in einem wunderschönen Quartier und bin gegenüber dem Feiern offen», sagt sie. Sie gehöre aber zur älteren Generation, die es gerne ruhiger habe. «In diesem Sommer ist es aber so laut gewesen, dass wir nicht draussen sitzen konnten – vor allem die Bässe sind extrem», sagt sie. Ihre grossen Fenster hätte sie stets geschlossen lassen müssen.

Es sei keine angenehme Situation: «Nach den Wochenenden des Summer-Dream-Fests in der Rhybadi und des Punkerpicknicks im Mosergarten musste ich tagsüber nachschlafen», so Bieler. Teilweise trage der Lärm so stark, dass sogar Reklama­tionen aus Buchthalen oder aus dem Ungarbühl-Quartier eingegangen seien. Mit der Rhybadi sei sie in Kontakt, und das funktioniere gut. Sie versteht, dass es eine neue Situation für alle sei. Auch wenn dieses Jahr noch einige Anlässe anstehen würden, erwarte sie erst aufs nächste Jahr hin Anpassungen.

Bei der Rhybadi zeigt man sich kooperativ: Luca Padovan, einer der Pächter, sagt: «Wir sind in Kontakt mit den Leuten, die sich beschwert haben, und man kann sich jederzeit bei uns melden.» Von Anfang an hätten sie gesagt, dass sie kulturelle Veranstaltungen mit kleineren Livekonzerten sowie Kino- und Theaterabende durchführen würden. Jetzt seien sie daran, mit den Behörden und den Anwohnern passende Lösungen zu finden.

Laut Romeo Bettini, Bereichsleiter Sicherheit und öffentlicher Raum bei der Stadtpolizei, sei in der Rhybadi ein Loungebetrieb mit Musik in Zimmerlautstärke bis 23 Uhr erlaubt und auch erwünscht. Die Pächter würden aber viele Livekonzerte machen. Dass der Lärmpegel je nach Musikstil variiere, bestätigt auch Padovan.

Bei der Rhybadi wurden daher in Zusammenarbeit mit dem Interkantonalen Labor im Juni und im Juli an vier verschiedenen Standorten um das Flussbad herum Lärmmessungen durchgeführt: In der Rhybadi war es mit 93 Dezibeln so laut wie erlaubt, ausserhalb waren es 60 bis 70 Dezibel. Doch weitere werden folgen: «Wir möchten für das nächste Jahr genau fest­legen, welche Veranstaltungen mit definierten und vertretbaren Lärmemissionen in der Rhybadi stattfinden dürfen», sagt Bettini.

«Der Stadtrat möchte eine Belebung der Altstadt und wird deshalb auch künftig diese Feste bewilligen.»

Simon Stocker, Stadtrat

Die grösseren Anlässe wie das Lindlifäscht oder das Summer-Dream-Fest in der ­Rhybadi werden vom Stadtrat genehmigt. Die Veranstalter der beiden Feste – übrigens ein und dieselben Organisatoren – hätten die Bewilligungsauflagen eingehalten, sagt Stadtrat Simon Stoker. «Der Stadtrat möchte eine Belebung der Altstadt und wird deshalb auch künftig diese Feste bewilligen», so Stocker weiter. Man könne den Lärm reduzieren, aber nicht ganz verhindern.

 

 

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