Unerschrocken in der Stierkampfarena

Mark Liebenberg | 
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Satire, Groteske, Spott und Persiflage bot der Kabarettabend im Stadttheater: Lara Stoll (Bild), Knuth und Tucek, Stefanie Grob und Christine Prayon wärmten das Publikum auf für die heutige «Salzburger Stier»-Gala. Bild: Evelyn Kutschera

Am Eröffnungsabend des diesjährigen «Salzburger Stiers» im Stadttheater gestern Abend vereinigten sich Kabarettistinnen zur Vetomacht.

Erst verlas der Sprecher auf Radio SFR1 noch den Wetterbericht, und ­exakt um 20.04 Uhr schalteten sich auch Ö1 und Rai Südtirol live ins Stadttheater Schaffhausen. Den tobenden Applaus hatte Moderator Gabriel Vetter mit dem Publikum vorher natürlich eingeübt, und so tönte das Ganze denn auch recht radiotauglich.

Zu einem Warm-up für die eigentliche Preisverleihung des Kabarettpreises «Salzburger Stier» heute Samstag gaben sich gestern Grand Old Ladys und junge aufstrebende Talente der Schweizer Kabarettszene ein Stelldichein auf der Stadttheaterbühne. Grosse Ehre für Schaffhausen und seinen heuer sein 150-Jahr-Jubiläum feiernden Musentempel, Austragungsort für die «Wanderhure der Kabarettpreise» (Vetter) zu sein. Ein Heimspiel für Vetter, den «Stier»-Preisträger von 2006, war es, das dieser mit träfen Sprüchen und humorigen Einschüben über die Gastgeberstadt und die Schweiz im Allgemeinen anzureichern wusste.

Aber ganz den Frauen galt der Abend, die gekommen waren, um ein Veto einzulegen, «gegen das, was nicht gut läuft in der heutigen Welt», wie Vetter es zusammenfasste. Zum Glück nahmen die Damen den thematischen Anspruch des Abends nicht durchweg ernst: Denn Spottlieder gegen Le Pen, Sprüche gegen Glarner, Trump und Erdogan, Vatikan-Witze – und natürlich immer dabei: olle Kapitalismuskritik – gehörten doch eher zu den erwartbaren und niederschwelligen Humorangeboten des Abends.

Ihre Stärken hatte die exakt zweistündige Show in den überragenden Kurzauftritten von Knuth und Tucek, die zum Beispiel das Frauenkabarett selbstironisch auf die Schippe nahmen oder den bärtigen Mann als solchen. Aber, zugegeben, auch das Le-Pen-Lied war lustig.

Über einen ganz eigenen, grotesk-abgründigen Humor verfügt indes Lara Stoll, die sich als (ziemlich lausige) Sängerin versuchte, sich nervte, dass in ihrem Publikum jedes Mal einer sitzt, der sie mit ihrer alphornspielenden Namensvetterin aus dem Klettgau verwechselt und dann einen Abend lang leiden muss. Die Bernerin Stefanie Grob zerpflückte schliesslich den Mythos der direkten Demokratie lustvoll aus Sicht einer viel beschäftigten Mutter («Demokratie ist so schwer – je direkter, je mehr»), und Christine Prayon aus Deutschland versuchte sich als Autorin eines grottenschlechten Frauenromans. Isa Wiss und Luca Sisera steuerten leichte musikalische Häppchen bei, so etwa den Song, frei nach Billy Joel: «I’m in a Schaffhausen State of Mind». Ein Abend, der gute Laune machte, die für die Fortsetzung heute Abend anhalten möge.

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