Mit der Breite liebäugelt auch der Rugby-Club

Tobias Erlemann | 
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Nach dem Abgang der Fussballprofis ist es auf der Breite ruhiger geworden. Der Spielbetrieb der FCS-Junioren läuft zwar weiter. Doch haben jetzt auch andere Interessenten ein Auge auf Stadion und Infrastruktur geworfen – darunter die Schulvorsteherschaft von nebenan und der Rugby-Club.

Der Lipo-Park hat seine Feuertaufe ­bestanden. Die Profis des FC Schaffhausen haben ihre ersten Challenge-League-Spiele in der modernen Arena im Herblingertal absolviert. Und was wird jetzt aus ihrer alten Heimat, dem Stadion auf der Breite? Das Areal sieht etwas trostlos aus, seit die Profis dort nicht mehr anzutreffen sind. Die Stahlrohrtribünen sind jetzt rund um die Uhr verwaist. Die zweistöckigen Container, die früher die Geschäftsstelle des FCS beheimateten, sind ohne Leben, der Kiosk in ihrem Erdgeschoss ist nur noch zeitweise in Betrieb.

Fussball wird im Stadion Breite aber eifrig weiterhin gespielt. Die Breitensportabteilung des FCS bleibt hier beheimatet – von den G-Youngsters bis hoch zur B-Jugend. Da kommen immerhin rund 20 FCS-Mannschaften zusammen. Einzig die älteren Talente im Spitzenfussball sind auch in den Lipo-Park umgezogen.

Stahlrohrtribünen zu verkaufen

Für den Spielbetrieb nicht mehr benötigt werden jedoch die Stahlrohr­tribünen. Diese gehören dem Verein und wären eigentlich bare Münze für den Club. Die Schwierigkeit für die Verantwortlichen besteht darin, einen Käufer zu finden, der auch den Abbau bewerkstelligt.

Das Fussballareal auf der Breite gehört indes der Stadt Schaffhausen. Der FCS ist nur Mieter. Insofern bestünde die Möglichkeit, dass weitere Vereine das Stadion mitnutzen, wenn es die Stadt wünscht. Der Mietvertrag zwischen der Stadt und dem FCS ist zwar ohne Ablaufdatum abgeschlossen, er ist aber unter Einhaltung einer gewissen Frist auch kündbar. Doch FCS-Geschäftsführer Marco Truckenbrod Fontana hat keine Angst, bald vor die Türe gesetzt zu werden. «Wir sind immer in Gesprächen. Da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen», sagt er.

Zwei Schulzimmer im FCS-Container

Der FCS-Geschäftsführer weiss aber um das steigende Interesse am Stadion Breite. So brachte zuletzt René Schmidt, Grossstadtrat der GLP, im Stadtparlament eine Kleine Anfrage zu dessen Umnutzung ein. Schmidt hat unter anderem die Idee, dass die Rasenflächen als Aussenturnplatz für das Schulhaus Breite dienen könnten. Co-Schulhaus-Vorsteher Roland Kammer hält diesen Vorschlag allerdings für abwegig: «Die reine Rasenfläche ist für unseren Schulsport nicht geeignet», sagt er. «Zumal in unseren Umbauplänen für das Schulhaus Breite eine Aussensportanlage mit Möglichkeiten für Leichtathletik und andere Sportarten integriert ist, unser Bedarf also bald gedeckt ist.»

In einem Punkt könnte das Schulhaus Breite aber doch vom Abgang der FCS-Profis profitieren. Der zum Verkauf stehende Containerbau hat das Interesse der Schulvorsteherschaft erregt. Kammer: «Während der Umbauphase der Schule fallen zwei Klassenzimmer weg. Wir haben uns die FCS-Container angeschaut, die würden als Ersatzlösung gut passen.» Doch dafür müssen noch bürokratische Hindernisse überwunden werden. Konkret geht es um die Kosten, schliesslich müssten die Container gekauft oder gemietet werden. Kammer hofft auf einen baldigen Entscheid, auch wenn sich dieser immer wieder hinauszögert. «Wir warten jetzt mal gespannt ab und hoffen, dass wir schon bald konkreter planen können. Ohne zwei ausgelagerte Zimmer in den FCS-Containern bekommen wir bei Baubeginn ein Platzproblem.»

Rugby-Club trainiert heute auf Acker

Als Vorstandsmitglied des Quartiervereins Breite bekommt Grossstadtrat Schmidt immer wieder Vorschläge aus der Bevölkerung, was man mit dem Stadion alles machen könnte. «Es gibt viele Vereine, die auf der Suche nach einer Spielfläche sind», sagt er.

So hat Schmidt Gefallen daran gefunden, das Breite-Quartier durch den Zuzug weiterer Clubs und eine multifunktionale Nutzung des Spielfelds aufzuwerten. Im Speziellen verweist er auf den Rugby-Club Schaffhausen (RCS), der auf eine Spielfläche wartet. Vereinspräsident Alex van de Velde hat die Idee bei Schmidt ein­gebracht: «Wir betreiben zwar eine Randsportart. Aber auch wir brauchen einen festen Platz zum Spielen», sagt er. Aktuell absolviert der RCS seine Trainings auf einem ehemaligen Mini-Fussballplatz in Wiechs. «Das ist aber nur ein Acker mit viel zu kleinen ­Massen», ärgert sich van de Velde. Dass sich der Rugby-Sport nicht mit einer gepflegten Rasenanlage vertrage, stellt er in Abrede. So sei es eine Mär, dass Rugby-Spieler den Rasen stärker malträtieren würden als Fussballer. «Wenn das Feld ordentlich hergerichtet ist, könnten wir auf der Breite parallel agieren», sagt van de Velde. Und: «Wir bringen natürlich gerne auch unsere Tore mit.»

 

Breite: Erneut machen sich die Planer ans Werk

von Daniel Jung

Die Zukunft der vorderen Breite ist seit Jahren ein wichtiges Thema in der Schaffhauser Politik. Bei den Projekten «Potenzial-Aktivierung der Stadt Schaffhausen» (2006 bis 2008) und «Zukunft Stadtleben» (ab 2012) ging es jeweils auch um zusätzlichen Wohnraum auf der Breite. Im Dezember 2013 wurde eine Volksmotion zum Erhalt der Sportplätze eingereicht, die vom Parlament abgelehnt wurde. Aufgenommen wurden die Forderungen im Postulat «Erhalt von Fussball- und Trainingsplätzen auf der Breite» von René Schmidt (GLP), das im November 2014 erheblich erklärt wurde.

Aktuell laufen bei der Stadt Vorbereitungen für eine Testplanung über das Gebiet zwischen Breite-Kreisel und Hohlenbaumstrasse: Teams aus Stadt-, Landschafts- und Verkehrsplanern sollen hier Vorschläge für Wohn- und Freiraum, Büros, Läden und Verkehr entwickeln. In diesen Tagen wird ein Fachbüro ausgewählt, das diesen Prozess begleiten wird, wie Baureferentin Katrin Bernath sagt. Die Testplanung dient dann als Grundlage für einen behördenverbindlichen Rahmenplan. Die Veränderungen kommen aber nicht von heute auf morgen: Der Planungshorizont beträgt zehn bis zwölf Jahre.

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