Die Asylbewerber werden nach Einwohner verteilt

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Einwohner pro Asylbewerber in den Gemeinden

Oberwil-Lieli war in aller Munde. Auf einmal kannte jeder die kleine Gemeinde im Aargau und jeder hatte eine Meinung zu ihr. Mit dem Entschluss keine Asylbewerber aufzunehmen wurde polarisiert. Aber wie sieht es in der Region aus?

Die Flüchtlinge werden nach einem mathematischen Schlüssel auf die Gemeinden verteilt. In der Theorie funktioniert das einwandfrei, die Praxis ist ein wenig komplizierter.

VON GREGORY VON BALLMOOS

Eins vorneweg: Buch und Stein am Rhein haben einen Sonderstatus. Buch muss keine Flüchtlinge aufnehmen und dem Kanton keine Ausgleichszahlungen leisten. Dies weil ein kantonales Durchgangszentrum im Buch stationiert ist und die Gemeinde so eh schon übermässig belastet ist. Diese Asylbewerber werden jedoch vom Kanton finanziert und gehören darum zum kantonalen Kontingent. Trotzdem trägt Buch einen grossen Teil zur Entlastung der Flüchtlingssituation im Kanton bei. «Buch hat im Moment auf 313 Einwohner 110 Asylbewerber», sagt Christoph Roost vom Sozialamt Schaffhausen. Jeder vierte Bewohner von Buch ist also ein Asylbewerber.

Stein am Rhein hat wie Neunkirch ein kantonales Zentrum. In Stein am Rhein werden aber im Vergleich zu Neunkirch Kinder untergebracht, die die öffentlichen Schulen besuchen. Darum zählen diese kantonalen Flüchtlinge zum Kontingent von Stein.

Die Verteilung auf die Gemeinde wird vom Kanton auf Basis der Einwohnerzahlen der Gemeinden vorgenommen, so muss jede Gemeinde pro 1000 Einwohner ungefähr 6 Asylsuchende aufnehmen. Es überrascht also nicht, dass die Stadt Schaffhausen mit Abstand am meisten Asylbewerber unterbringen muss. Die sieben Schaffhauser Gemeinden, die keine Asylbewerber aufnehmen, haben meistens das Problem, dass sie keinen passenden Wohnraum zur Verfügung haben. «In Büttenhardt gibt es fast keine Mietwohnungen, da ist es schwer jemanden unter zu bringen», sagt Roost. Gemeinden, die keine Flüchtlinge aufnehmen können, müssen einen finanziellen Beitrag leisten. Dieser liegt bei 25 Franken pro Tag und Asylbewerber. Bei der Verteilung wird auf verschiedene Aspekte Rücksicht genommen. So analysiere man die ethnische Zusammensetzung der Bewohner einer Unterkunft und erfülle nicht einfach stur die Quoten der Gemeinden, auch werde kein Asylbewerber einzeln untergebracht, so Roost.

Mehr minderjährige Flüchtlinge

«Die Asylzahlen stagnieren auf hohem Niveau, aber sie steigen nicht weiter an», sagt Roost. Höchstwerte erreicht man im Herbst 2015. Eine starke Zunahme kann man bei den unbegleiteten minderjährigen Asylbewerber beobachten. Dies bereitet auch Roost Sorgen. «Da gibt es eine überproportionale Zunahme, bereits sieben Prozent aller Flüchtlinge sind minderjährig», sagt er. Laut Amnesty International reisen vor allem 16 bis 17-jährige Männer aus Eritrea, Somalia und Syrien unbegleitet in die Schweiz. «Sie bekommen einen Beistand, wie dies das Kinderschutzrecht vorsieht», erklärt Roost. Untergebracht werden sie in kantonalen Wohngemeinschaften mit einer speziellen sozialpädagogischen Betreuung.

Zürich leicht stärker betroffen

Die Verteilung der Asylbewerber auf die Kantone nimmt der Bund nach Einwohnerzahlen der Kantone vor. Der Kanton Schaffhausen muss 1.1 Prozent aller Asylbewerber in der Schweiz aufnehmen. Zürich gar 17.6 Prozent. Das gibt für die Zürcher Gemeinden sieben Asylbewerber je 1000 Einwohner, also leicht mehr wie die Schaffhauser. Die Thurgauer Gemeinden hingegen haben nur knapp 3.5 Asylbewerber auf 1000 Einwohner. Grund dafür dürfte das nationale Empfangszentrum in Kreuzlingen sein. «Anders kann ich mir das nicht erklären», sagt Marisa Schumann vom Sozialamt Thurgau. Das nationale Empfangszentrum wird dem Kanton bei der Verteilung entsprechend angerechnet.


Flüchtlinge in der Schweiz Wie viele Asylsuchende kommen woher?

Ein Asylverfahren dauert im Optimalfall knapp ein Jahr. Es kann sich aber auch über mehrere Jahre hinziehen. Nach der Antragsstellung werden die Asylbewerber für erste Abklärungen in den nationalen Empfangszentren untergebracht. Sofern weitere Befragungen notwendig sind, ziehen die Asylbewerber in die kantonalen Durchgangszentren. Erst dann werden sie auf die Gemeinden verteilt.

23 478 Asylgesuche sind bis zum 30. Oktober 2016 beim Staatssekretariat für Migration eingegangen. Die meisten davon werden in den Sommermonaten gestellt.

4258 Asylanträge wurden von eritreischen Staatsbürgern zwischen Januar und September 2016 gestellt. Damit ist Eritrea das Hauptherkunftsland, gefolgt von Afghanistan (3035) und Syrien(1818).

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